Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen:
Gestose, Präeklampsie, Eklampsie, HELLP-Syndrom

Unbehandelter hoher Blutdruck in der Schwangerschaft gefährdet die Gesundheit von Mutter und Kind. Zu Zeiten, als die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und Blutdruckkontrollen bei Schwangeren noch wenig verbreitet waren, kamen hypertensive (Blutdruck erhöhte) Erkrankungen sehr oft vor. Heute ist die Präeklampsie mit mildem Verlauf die häufigste Form. Sie betrifft eine von zehn Schwangerschaften.

Präeklampsie

Eine Präeklampsie beginnt meist jenseits der 20. Schwangerschaftswoche. Die zwei wesentlichen Symptome einer Präeklampsie (Synonym: Gestose) sind Bluthochdruck und Proteinurie (Eiweißharnen). Weitere organische oder neurologische Störungen können auftreten (s. Kasten).

Definition der Präeklampsie (Brown et al., 2001)

Der untere Grenzwert für den Blutdruck bei Präeklamsie beträgt systolisch 140 mmHg und/oder diastolisch 90 mmHg. Der Grenzwert für die Proteinurie ist 300 mg/Tag. Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe) können, müssen aber nicht vorliegen.
Weitere mögliche Symptome sind
    • Niereninsuffizienz > Oligurie oder Kreatininspiegel über 0,09 mmol/Liter

    • Leberbeteiligung > Erhöhte Leberenzymwerte (steigende Transaminasewerte) und/oder Schmerzen rechts im Oberbauch

    • Neurologische Symptome > Krämpfe, Hyperreflexie mit Klonus, starke Kopfschmerzen, Sehstörungen

    • Hämatologische Störungen > Thrombozytopenie, Gerinnungsstörung oder Hämolyse

 

Eklampsie, HELLP-Syndrom

Die Eklampsie und das HELLP-Syndrom sind besonders schwere Formen der Gestose.

Eine Eklampsie tritt vorwiegend bei Erstgebärenden mit einer Mehrlingsschwangerschaft auf. Die Krankheit droht, wenn vor oder unter der Geburt zusätzlich zu den Symptomen der Präeklampsie Krampfanfälle und zentralnervöse Symptome in verschiedenen Kombinationen auftreten: tiefe Bewusstlosigkeit, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel, Augenflimmern, reduzierte Sehschärfe, Gesichtsfeldeinengungen, motorische Unruhe, Hyperreflexie (am Knie ist der Patellarsehnenreflex gesteigert) und/oder Oberbauchschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen.

Bei Krampfanfällen ist eine stationäre Einweisung erforderlich. Nachdem der Krampfanfall durchbrochen, der Kreislauf und Muskeltonus stabil und der Flüssigkeitshaushalt reguliert ist, wird die Geburt eingeleitet - natürlich oder per Kaiserschnitt.

Beim HELLP-Syndrom stehen eine Leberschädigung und eine akute Durchblutungsstörung im Zentrum des Krankheitsgeschehens. Neben der Präeklampsie sind bestimmte laborchemische Befunde typisch, die namensgebend für das Syndrom sind: Hämolyse, Erhöhte Leberenzyme und Thrombozytopenie (Low Platelet Count).
Weder sind die Ursachen bekannt, noch gibt es eine sichere Prophylaxe oder kausale Therapie der Erkrankungen.

Bei leichten Verlaufsformen einer Präeklampsie ist oft bereits die körperliche Schonung der Schwangeren und Ausschalten von Stressfaktoren ausreichend. Die Ernährung sollte besonders ausgewogen sein, keinesfalls darf eine kochsalzarme Diät durchgeführt werden. Ebenso ungeeignet sind „Reistage“ oder Diuretika zur „Ausschwemmung der Ödeme“.

Bei schweren Formen ist eine stationäre Einweisung und intensivmedizinische Betreuung unumgänglich.

Zur Diagnose wird die behandelnde Praxis sofort einen Gerinnungsstatus und die Bestimmung der Thrombozytenzahl veranlassen. Ein drastischer Anstieg der D-Dimere (Spaltprodukte des Gerinnungsproteins Fibrin), eine fortschreitende Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) und der Abfall des Spiegels von Antithrombin 3 (ein Gerinnungsenzym) sind Hinweise auf einen schweren Verlauf der Erkrankung.

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen stehen an zweiter bis dritter Stelle mütterlicher Todesursachen. Ob eine Präeklampsie komplikationsreich verläuft, hängt von der Höhe des Blutdrucks und dem Ausmaß an Eiweiß im Urin ab.

Gefährdet ist aber nicht nur die Schwangere. Durch die Störungen der Leber- und Nierenfunktion und der Durchblutung sind eine fetale Wachstumsrestriktion und Frühgeburtlichkeit möglich. Auch Plazentainfarkte oder eine vorzeitige Ablösung der Plazenta können vorkommen.

Den ausführlichen Beitrag zum Thema des Monats lesen Sie in unserem Pressendienst Deutsche Gesundheits-Korrespondenz (dgk) 7/8 - 2006