Hörschäden

Wie kommt es zu Hörproblemen?

Wer gelegentlich oder auch häufiger Hörprobleme hat, ist nicht allein. Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland geht es ebenso - Tendenz steigend.
Es sind aber nicht nur die Älteren, die ihre Umgebung nicht mehr verstehen. Sorgen macht Hörexperten auch, dass bereits jeder vierte Jugendliche nachweisbare Hörprobleme hat. Schädigungen des Gehörs kann man vorbeugen.

Wie entstehen Hörschäden ?

Unterschiedlichste Ursachen können dafür verantwortlich sein, dass nicht mehr alles gehört und verstanden wird. Zu den häufigsten Auslösern von Hörschäden gehören Lärm und Infektionskrankheiten. Dadurch kann es zur nicht wieder umkehrbaren Zerstörung der Hörsinneszellen im Innenohr kommen. Dies ist meist ein schleichender Prozess.

Mit steigendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, schlechter zu hören. Eine zwangsläufige Entwicklung ist dies jedoch nicht. Vergleichende Studien an Naturvölkern haben gezeigt, dass 70-jährige Eingeborene noch so gut hörten wie 30-jährige Städter in Industrienationen. Tatsächlich ist der Alterungsprozess des Gehörs das Resultat aller für das Ohr schädlichen Einflüsse während des ganzen Lebens. Hier sind vor allem Lärm, Infektionskrankheiten, Alkohol, Nikotin und einige Medikamente zu nennen.

Das Nachlassen der Hörfähigkeit im Alter hat Hörprobleme in den oberen Tonbereichen zur Folge. Konsonanten wie "K", "L" oder "S" werden durch diesen "Hochtonverlust" nur teilweise oder nicht mehr gehört. Bei Gesprächen werden Teile des Gesagten nicht verstanden, wodurch Verständnisschwierigkeiten entstehen.

Bei Hörschäden durch Lärm ist nicht nur der beruflich bedingte Lärm wichtig, sondern auch der Freizeitlärm. Bei den Berufskrankheiten führt die Lärmschwerhörigkeit mit 8.000 anerkannten Fällen pro Jahr. Doch auch Hörschäden durch laute Hobbys nehmen immer mehr zu. Häufige Disko- und Rockkonzertbesuche, lang andauerndes Musikhören zu Hause und unterwegs oder Heimwerken mit lauten Maschinen können irreparable Hörschäden durch Zerstörung der Sinneszellen hervorrufen. Häufig unterschätzt werden auch laute Knalle, wie von Schüssen oder Silvesterböllern, die sich – in Ohrnähe abgefeuert – bereits bei einmaligem Ereignis fatal auswirken können.

Der Hörverlust bei Lärmschwerhörigkeit beginnt häufig bei den Frequenzen um 4.000 Hertz. Oberhalb und unterhalb dieses Bereiches bleibt das Gehör zunächst normal. Auch das Sprachverständnis ist vorerst, außer beim Flüstern, nicht beeinträchtigt. Doch die Entwicklung bleibt bei weiterer Lärmschädigung nicht stehen: Immer mehr Frequenzbereiche fallen aus und die Verständigung wird zunehmend schwieriger.

Wie wirken sich Hörschäden auf das Leben aus?

Kurz gesagt: Nicht korrigierte Hörschäden belasten das Leben sehr. An erster Stelle der Probleme steht das Gespräch, die Unterhaltung mit anderen, die erheblich beeinträchtigt ist. Äußerlich fallen Menschen mit Hörschäden nicht auf. Deshalb erfahren sie oft wenig Verständnis für ihre Schwierigkeiten.

Die Lebenssituation von hörgeschädigten Menschen ist durch folgende Störungen geprägt:

  • Die Alarmierungsfunktion des Gehörs ist eingeschränkt. Besondere Schallreize wie Telefonklingeln, Türläuten, Knall, Schrei, Donner oder Hupen verlieren den Signal- und Warncharakter. Dies ist besonders im Straßenverkehr gefährlich.
  • Die fehlende Orientierungsfunktion verhindert die Ortung von Geräuschen und das räumliche Orientierungsvermögen.
  • Sprechen und Verstehen lernen, der Spracherwerb bei Kindern, die Kommunikationsfunktion des Gehörs ist mehr oder weniger stark gestört. Dadurch ist die Berufswahl und die Freizeitgestaltung stark eingeschränkt. Ein hörgeschädigter Mensch hat Probleme, sich zu unterhalten und trifft oft auf Unverständnis. Das kann bis zum Rückzug in die Isolation führen.
  • Das "Nicht-Hören-Können" hat Informationsdefizite in vielen Bereichen des täglichen Lebens zur Folge. Die Informationsquellen der hörenden Umwelt, wie Fernsehen, Radio oder Telefon sind nur eingeschränkt nutzbar.
  • Hörgeschädigten entgehen häufig auch die Informationen zwischen den Zeilen, wie Ironie, Stimmungen, Erstaunen. Dadurch ist ihre soziale und emotionale Wahrnehmung eingeschränkt.

Wie hört man mit Hörminderung?

Jeder kennt wahrscheinlich den Effekt, wenn sich zwei Menschen in einem anderen Raum unterhalten. Man hört es zwar durch die Wand hindurch, jedoch ziemlich dumpf, und versteht kein Wort. So etwa hört ein Mensch, der einen gravierenden Hörschaden im Hochtonbereich hat.

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Hörschäden erkennen

Eine Hörminderung erkennt man nicht einfach so. Denn häufig tritt sie schleichend auf und ihre Entwicklung zieht sich über viele Jahre hin. Meist sind es dann Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen, die es zuerst merken, wenn jemand nicht mehr ganz Ohr ist. Zum Beispiel weisen Nachbarn auf die hohe Lautstärke des Fernsehers hin. Oder man überhört das Telefon oder das Klingeln an der eigenen Haustür. Und das immer häufiger. Diese Signale sollte man ernst nehmen. Typische Anzeichen für Hörschwächen sind:

  • Fernsehen oder Radio so laut drehen, dass andere sich beschweren
  • sich beim Hören sehr anstrengen und konzentrieren müssen
  • bei Unterhaltungen häufig missverstehen
  • ein Ohr bevorzugen
  • ständig Menschen bitten, etwas Gesagtes noch einmal zu wiederholen
  • sich aus sozialen Kontakten zurückziehen.

Sobald man solche Signale bei sich oder anderen feststellt, gibt es nur einen Weg:
Den Gang zum Hörakustiker oder zum Hals-Nasen-Ohrenarzt.

Schallleitungsschwerhörigkeit

Ärzte unterscheiden zwei Arten der Hörminderung: Die Schallleitungs- und die Schallempfindungsschwerhörigkeit. Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit wird der Schall nicht mehr zum Innenohr geleitet. Mögliche Ursachen sind Störungen im Gehörgang, zum Beispiel durch einen Ceruminalpropf (Ohrenschmalz), Entzündungen oder Missbildungen des Gehörgangs, Erkrankungen des Mittelohrs, chronischer Tubenkatarrh, ein geschädigtes Trommelfell oder krankhafte Veränderungen in der Gehörknöchelchenkette. Die Schallleitungsschwerhörigkeit kann in vielen Fällen mit Medikamenten oder operativ beseitigt oder verringert werden.

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Weiter verbreitet als die Schallleitungsschwerhörigkeit ist die Schallempfindungsschwerhörigkeit oder auch Innenohrschwerhörigkeit, die durch eine Funktionsstörung im Innenohr entsteht. Die häufigste Ursache hierfür ist Lärm. Wie stark die Schädigung ist, hängt sowohl von der Intensität des Lärms als auch von der Einwirkungsdauer ab. Bei Dauereinwirkung können schon Geräusche von mehr als 85 Dezibel (dB (A)) Hörschäden verursachen. Sehr intensiver Schall (zum Beispiel durch Düsentriebwerke), (Spielzeug-)Pistolen oder Silvesterknaller kann schon bei einmaliger Einwirkung zu an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit führen.

Auch Infektionen, etwa Hirnhautentzündung, können die Hörfähigkeit bleibend schädigen, bei Kindern vor allem Mumps, Masern, Röteln, Diphtherie und Scharlach, gefährlich sind außerdem Gifte und bestimmte Medikamente.

Behandlung der Schallempfindungsschwerhörigkeit

Eine Innenohrschwerhörigkeit beziehungsweise Schallempfindungsschwerhörigkeit ist im Regelfall nicht durch Operationen oder medikamentöse Behandlungen zu beheben. Der Hörschaden kann nur mit Hörsystemen ausgeglichen werden. Bei beidseitiger Gehörlosigkeit oder Taubheit kann ein künstliches Innenohr (Cochlear Implant) eingesetzt werden.

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