Ernährung bei Krebs
Einfluss der Ernährung
Etwa ein Drittel aller Todesursachen in der Bundesrepublik sind auf Krebserkrankungen zurückzuführen. Zu den häufigsten Krebsarten zählen Lungen-, Dickdarm-, Magen- und Brustkrebs.
Epidemiologische Studien zeigen, dass die Tumorentstehung wesentlich durch Umweltfaktoren beeinflußt wird. Welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie stark sie die Krebsentstehung beeinflussen, ist bei den einzelnen Faktoren, unterschiedlich. Manche wirken begünstigend, manche hemmend auf die Krebsentstehung. Der Einfluss aller Umweltfaktoren zusammen wird auf 85 bis 99 Prozent geschätzt. Der Ernährung wird dabei mit einem durchschnittlichen Anteil von 35 Prozent die größte Bedeutung beigemessen. Bei der Entstehung von Lungenkrebs scheint sie keinen oder nur geringen Einfluss zu haben, der Einfluss auf Dickdarmkrebs wird dagegen auf etwa 80 Prozent geschätzt.
Über die Nahrung werden neben Nährstoffen und gesundheitsfördernden Substanzen ungewollt Stoffe aufgenommen, die eine krebsauslösende oder krebsfördernde Wirkung haben. Dazu zählen nicht nur Zusatzstoffe, Umweltschadstoffe und Schimmelpilzgifte, sondern auch natürliche Nahrungsinhaltsstoffe sowie Stoffe, die bei der Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln entstehen. Einen beträchtlichen Einfluss haben wahrscheinlich unsere Ernährungsgewohnheiten bezüglich der Energie-, Fett- und Ballaststoffzufuhr.
Es gibt keine allgemeingültige - medizinisch empfohlene - Krebsdiät. Wer sich auf die Suche begibt, findet jedoch sehr viele unterschiedliche Diätangebote. Besprechen Sie eine Ernährungsumstellung mit Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin oder einem Ernährungsberater/ einer Ernährungsberaterin. Das Tumorzentrum München www.krebsinfo.de weist beispielsweise auf Krebsdiäten hin, deren Wirksamkeit nicht bewiesen oder aber sogar fragwürdig bis schädlich ist. Zu warnen ist vor Hungerkuren gegen Krebs. Diese Diät zeigt keinen Erfolg und beschleunigt sogar das Fortschreiten der Erkrankung. (Siehe auch das Kapitel "Krebsdiäten" bei Prof. H. Delbrück: Ernährung für Kebskranke.)
Es gibt auf dem Buchmarkt mittlerweile sehr gute ausführliche Ratgeber zum Thema Ernährung für Krebspatienten, die der Vielfalt an Krebserkrankungen Rechnung tragen und sehr differenzierte Ernährungsvorschläge zum Teil mit entsprechenden Rezepten unterbreiten. (siehe Literaturhinweise)
Faktoren, die die Tumorentstehung begünstigen:
- eine den Bedarf übersteigende Energiezufuhr;
- Fett, Kochsalz, Alkohol, Fleisch;
- natürliche Pflanzeninhaltsstoffe wie Solanin in Kartoffeln,
- Oxalate und Glucosilate in Gemüse,
- Blausäure in Bittermandel,
- Lektine in Hülsenfrüchten;
- Nitrosamine;
- Schimmelpilzgifte (Aflatoxine);
- Lebensmittel-Zusatzstoffe, z. B. Azofarbstoffe (nicht mehr zugelassen);
- Nitrat/Nitrit als Pökelsalz;
- Erhitzungsprodukte (Pyrolyseprodukte), die durch Grillen oder bei der
- Trockenextraktherstellung entstehen.
Krebsvorbeugende Lebensmittel
Auch wenn die Unterschiede nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Tumorart zu Tumorart sehr groß sind und nicht jede Empfehlung für jeden gleichermaßen gut und sinnvoll ist, grundsätzlich gilt:
Der Körper braucht mehr Energie und mehr Nährstoffe, um den Wiederaufbau beschädigter Zellen zu unterstützen und die Abwehrkräfte zu stärken. Grundsätzlich ist eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung mit viel frischen Pflanzenprodukten und Ballaststoffen empfehlenswert, also eine vollwertige Ernährung, die auch ein gesunder Mensch befolgen sollte. Der Fettgehalt sollte jedoch auf 50 Prozent der Gesamtenergie angehoben und der Kohlenhydratanteil auf 30 Prozent der Gesamtenergie gesenkt werden. Ziel der Krebsdiät ist es, den drohenden Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen zu vermeiden. Wenn die Auszehrung des Patienten aufgrund von Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Erbrechen droht, muss möglicherweise eine künstliche Ernährung in Betracht gezogen werden.
Ernährungsfaktoren, die nach derzeitigen Kenntnissen eine krebsvorbeugende Wirkung haben, sind:
- eine dem Bedarf entsprechende Energiezufuhr;
- Ballaststoffe;
- antioxidativ wirkende Vitamine, Carotinoide;
- antioxidativ wirkende Substanzen, z. B. Polyphenole, Selen;
- antibakteriell wirkende Substanzen, z. B. schwefelhaltige Substanzen in Knoblauch und Zwiebeln;
- frisches, unerhitztes Obst und Gemüse;
- Vollkornprodukte (Brot, Mehl, Nudeln, Reis).
Neben der Identifizierung solcher krebshemmender oder krebsbegünstigender Nahrungsinhaltsstoffe müssten weitergehende Untersuchungen Zufuhrmengen dieser Substanzen ermitteln, um quantitative Empfehlungen für eine das Krebsrisiko mindernde Ernährungsform geben zu können. Bisherige Empfehlungen zur Minderung des Krebsrisikos beschränken sich auf Empfehlungen für eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit einem hohen Obst- und Gemüseanteil (etwa fünf Portionen pro Tag).
Eine Risikominderung für Krebs würde erreicht, wenn diese krebsauslösenden und krebsfördernden Faktoren weitestgehend gemieden, dafür aber Lebensmittel, die eine krebsschützende Wirkung aufweisen, bevorzugt verzehrt würden.
Einige Anregungen:
- Vollkornprodukte essen
- Joghurt essen (wirkt entblähend)
- Fette mit niedrigem Schmelzpunkt z. B. Butter, ungehärtete Pflanzenmargarine und Pflanzenöle verwenden
- Grundsätzlich sparsam mit dem Fett umgehen
- Viel trinken (Kräutertees, Mineralwasser, schwarzer Tee, röststoffarmer Kaffee)
Appetitlosigkeit - eine häufige Begleiterscheinung
Man weiß bis heute noch nicht, woher die Appetitlosigkeit (Anorexie) bei krebskranken Menschen kommt. Solange das Tumorwachstum nicht gestoppt ist, bleiben Versuche, die Appetitlosigkeit zu beheben, meist erfolglos.
Tipps zur Überwindung der Appetitlosigkeit:
- Mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag anstatt von drei großen Gerichten
- Bitterstoffhaltige Teesorten (Wermut, Beifuß, Salbei, Enzianwurzel, Tausendgüldenkraut) oder fertig zusammengestellte Magentees trinken (nicht süßen!)
- Häufiger die Leibgerichte essen
- Vorrat anlegen mit wohlschmeckenden Snacks und Knabbereien (in der Wohnung und am Arbeitsplatz verteilen)
- Atmosphäre schaffen: Kerzenlicht, Musik, besondere Kleidung
- Neue Rezepte und Gerichte ausprobieren
Schluckbeschwerden
Schluckbeschwerden (Dysphagie) machen die Nahrungsaufnahme beschwerlich und reduzieren die Lust zu essen. Verschieden Ursachen können zu diesen Beschwerden führen: Ein Tumor im Magen, Hefepilzbefall in Form kleiner Bläschen auf der Zunge und im Rachen. Dies kann ein Folge von Medikamenten sein (Antibiotika oder Kortisonpräparate). Routinemäßig werden Medikamente gegen Pilzbefall gegeben.
Tipps zum Lindern der Beschwerden:
- Speisen, die Schmerzen verursachen, meiden
- Intensive Zahnpflege mit weicher Zahnbürste und antibakteriellen Gurgellösungen (ohne Alkohol oder zu viel Salz!)
- Säfte mit hohem Fruchtsäuregehalt meiden
- Zu heiße und zu stark gewürzte Speisen meiden
- Meiden von Nikotin und Alkohol
Übelkeit und Erbrechen
Nicht jeder Mensch reagiert auf eine Chemo- oder Strahlentherapie mit Übelkeit und Erbrechen. Tritt eine solche Nebenwirkung auf, kann sie mit so genannten Antiemetika unterdrückt werden.
Tipps, die helfen können:
- Kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt essen
- Langsam essen und viel trinken
- Bei morgendlicher Übelkeit vor dem Aufstehen etwas Trockenes essen (Toastbrot, Kräcker oder Haferflocken)
- Starke Essensgerüche meiden, ggf. Mahlzeiten kalt essen oder bei Raumtemperatur essen
- Nach dem Essen nicht sofort hinlegen
- Tief und langsam durchatmen, wenn die Übelkeit aufsteigt
- Bequeme Kleidung tragen
Literatur zu Ernährung bei Krebs
Hermann Delbrück: Ernährung für Krebskranke, Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige, ISBN 3170156861, 322 Seiten, W. Kohlhammer Verlag GmbH, 1999, €20,35
Hans-Konrad Bisalski: Gesund und bewusst essen bei Krebs, ISBN: 3893734449, 199 Seiten,Trias Verlag, 1998, €15,24
Kretschmer, Christine: Gesunde Ernährung bei Krebs, ISBN 3830408501, Haug Sachbuch, 12. Aufl. 1998, €20,25
Der Literaturtipp:
Joel Nathan: Wie ich den Krebs zweimal besiegte. Ratschläge zum Überleben. ISBN 393209168X, 315 Seiten, Verlag im Kilian, 2001, €15,50