Warten auf den Impfstoff -

wann kann gegen SARS-CoV-2 geimpft werden?

Derzeit werden weltweit 40 Impfstoffkandidaten gegen COVID-19 in klinischen Studienprogrammen an Freiwilligen erprobt (WHO, Stand: 25. September 2020). Davon durchlaufen neun Impfstoffe die letzte Testung, die sogenannte Phase III, darunter auch Impfstoffe deutscher Unternehmen. Weitere 149 Impfstoffkandidaten sind weltweit in einem früheren Stadium der Entwicklung. In Deutschland sind an der Entwicklung und Produktion der Impfstoffe gegen Covid-19 an mehreren Standorten insgesamt 18 Unternehmen und Forschungseinrichtungen beteiligt.

Neben der Wirksamkeit, die in den verschiedenen Phasen geprüft wird, ist die Sicherheit der Impfstoffe ein zweiter, ganz wesentlicher Bestandteil der Zulassungsstudien. Erst wenn alle Kriterien der Wirksamkeit und Sicherheit erfüllt sind, müssen die Impfstoffkandidaten vor dem Einsatz in der Bevölkerung ein strenges Zulassungsverfahren durchlaufen. Für die europäischen Länder ist hierfür die europäische Arzneimittelagentur (EMA) mit Sitz in Amsterdam zuständig.

Viele Wege führen zum Ziel
Für die Impfstoff-Entwicklung gegen COVID-19 haben Unternehmen und Forschungsinstitute unterschiedliche Ansätze gewählt. Abgetötete Erreger als Ganzes oder nur die für die Immunantwort relevanten Antigene (inaktivierte Impfstoffe = Totimpfstoffe) oder auch attenuierte Erreger (Lebendimpfstoffe) zu verwenden, ist der „klassische“ Weg der Impfstoffherstellung. Die Herstellung von Impfstoffen ist stets sehr aufwendig und muss in den ersten Produktionsschritten, wenn Erreger zunächst vermehrt werden, unter hohen Sicherheitsbedingungen erfolgen.

Einen anderen Weg geht die Herstellung sogenannter genbasierter Impfstoffe. In diesem Falle wird durch die Impfung der „Bauplan“ für die Herstellung der die Immunantwort auslösenden Antigene verabreicht. So funktionieren etwa die sogenannten mRNA-Impfstoffe. mRNA ist die Vorlage für die Synthese jedes einzelnen Proteins im Körper. Bei einem Impfstoff ist es eben kein körpereigenes Protein, was dann gebildet wird, sondern z. B. ein Coronavirus-Eiweiß, das an sich harmlos ist. Die mRNA wird dann durch die üblichen zelleigenen Prozesse wieder abgebaut, verbleibt also nicht im Körper. Eine andere Möglichkeit: Es wird die Gen-Information für die Coronavirus-Antigene mittels eines völlig anderen und ungefährlichen Virus verabreicht (sog. Vektorimpfstoff).

Vektorimpfstoffe wurden in der Vergangenheit zum Beispiel erfolgreich gegen Ebola eingesetzt. mRNA-Impfstoffe spielen bereits in der modernen Krebstherapie eine Rolle. In jedem Fall nehmen die Körperzellen den „Protein-Bauplan“ auf und produzieren anhand der ‚Anleitung‘ das Antigen selbst. Das Immunsystem erkennt auch das vom Körper selbst produzierte Virusprotein als „fremd“ und bildet dagegen Antikörper und Abwehrzellen. Die genbasierten Impfstoffe können relativ schnell und in großen Mengen produziert werden, und falls der Erreger mutiert, kann der Bauplan für das Antigen schnell angepasst werden. Im Falle der COVID-19-Impfstoffe wird z. B. der Bauplan für das Spikeprotein, womit sich das Virus an die menschlichen Zellen bindet, verwendet.

Von den 40 Impfstoffkandidaten, die zurzeit in klinischen Studien an Probanden getestet werden, gehören 6 zu der Gruppe der genbasierten Impfstoffe. Das Paul-Ehrlich-Institut, die deutsche Zulassungsbehörde, hat am 20. April 2020 die erste klinische Prüfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 in Deutschland genehmigt., seit Anfang Oktober ist ein Impfstoff bereits im EU-Zulassungsprozess.

Was noch dazugehört
Natürlich erwartet jeder von uns möglichst schnell einen COVID-19-Impfstoff, der idealerweise alle Geimpfte lebenslang schützt und gut verträglich ist. Werden einige der COVID-19 Impfstoffkandidaten zugelassen, hängt es von den Produktionskapazitäten ab, wie schnell genügende Impfstoffmengen für die Impfkampagnen zur Verfügung stehen. Auch deswegen ist es wichtig, dass mehrere Impfstoffe die Zulassung erreichen, da dadurch an verschiedenen Standorten die Produktion erfolgen kann. Es müssen auch genügend Abfüllanlagen und Durchstichfläschchen vorhanden sein. Die Bundesregierung unterstützt neben der Impfstoffentwicklung auch den Ausbau von Abfüllanlagen.

Eine Impfallianz, “Inclusive Vaccine Alliance“, der Regierungen von Frankreich, Deutschland und den Niederlanden setzt sich zum Ziel, Impfstoffe schneller zu entwickeln und wenn möglich, an europäischen Standorten zu produzieren. In der gesamten EU, aber auch in ärmeren Ländern sollten bezahlbare Impfstoffe zur Verfügung stehen.
Mehrere Hersteller wollen während der Pandemie die COVID-19-Impfstoffe auf non-profit-Basis liefern, es entstehen also nur die Herstellungskosten.

Für weiterführende Informationen lesen Sie bitte unsere Seite:
Hintergrundwissen: Die verschiedenen Impfstoff-Typen


Erstellt: am 13.10.2020

Quellen:

  1. https://www.who.int/publications/m/item/draft-landscape-of-covid-19-candidate-vaccines
  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/214122/Genbasierte-Impfstoffe-Hoffnungstraeger-auch-zum-Schutz-vor-SARS-CoV-2
  3. https://www.vfa.de/print/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov
  4. PEI: Fragen und Antworten – Entwicklung von Impfstoffen