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RKI: Zu niedrige Impfquoten gegen Humane Papillomviren

20.06.2022

Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Die meisten Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben, meistens bereits mit der Aufnahme der sexuellen Aktivität im Jugendalter. Humane Papillomviren verursachen in Deutschland pro Jahr etwa 6.250 Krebserkrankungen bei Frauen und etwa 1.600 Krebsfälle bei Männern. Nahezu alle Gebärmutterhalskrebs-Fälle werden durch HPV ausgelöst, hinzu kommen weitere zahlreiche Krebsfälle der Vagina und an den weiblichen äußeren Geschlechtsorganen, Penis, Anus (After) und im Mundrachenraum.

Bereits seit 2006 gibt es gut verträgliche und hoch wirksame Impfstoffe zum Schutz vor HPV und damit zum Schutz vor Krebs. Die Grundlagen für die Entwicklung des Impfstoffs wurden durch jahrzehntelange Forschung von Professor Harald zur Hausen am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg geschaffen, der dafür 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt wurde.  Zum ersten Mal in der Geschichte stand eine Impfung zur Vorbeugung von Krebs zur Verfügung.

Seitdem wird weltweit in vielen Ländern gegen Humane Papillomviren geimpft und große Studien belegen die Wirksamkeit der HPV-Impfung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2007 die HPV-Impfung als Standardimpfung allen Mädchen, seit 2018 auch allen Jungen. Die Kinder bzw. Jugendlichen sollten möglichst früh, noch vor einem ersten Sexual- und damit möglichem HPV-kontakt immunisiert werden. Laut aktueller Impfempfehlung soll die Impfung im Alter von 9 bis 14 Jahren mit zwei Impfdosen erfolgen, nachgeholt werden kann sie auf Kosten der Krankenkassen bis zum Alter von 17 Jahren. Aber auch ältere Personen könnten laut STIKO von der Impfung profitieren.

Leider lassen die Impfquoten in Deutschland noch immer zu wünschen übrig.  Nach Angaben des Robert Koch-Instituts lag die bundesweite Impfquote Ende 2019 für eine vollständige Impfserie mit zwei Impfstoffdosen unter den 15-jährigen Mädchen bei 42,2 Prozent, unter den Jungen lediglich bei 5,1 Prozent. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich laut Weltgesundheitsorganisation - betreffend die vollständigen HPV-Impfserie bei 15-jährigen Mädchen - innerhalb der 25 Staaten auf Rang 17. Zwar holen einige Jugendliche die Impfserie, oder zumindest die erste Impfdosis, bis zum 18. Geburtstag nach, trotzdem erzielt Deutschland bei 18-jährigen Frauen für die vollständige Impfserie nur etwa eine Impfquote von ca. 50 Prozent.

Wie könnte die HPV-Impfquote in Deutschland erhöht werden? Beispiele geben Länder mit Schulimpfprogrammen wie z. B. Portugal, Norwegen, Großbritannien, Spanien, Schweden, Dänemark, Ungarn: Sie erreichen HPV-Impfquoten von über 70 Prozent. In Deutschland laufen zurzeit zwei Modellprojekte zur HPV-Schulimpfung, seit 2015 im Landkreis Bergstraße in Hessen sowie seit Juli 2019 in Leipzig. Das Robert Koch-Institut hat im Mai 2022 erste Ergebnisse aus Hessen veröffentlicht. Im Landkreis Bergstraße zeigt sich keine Erhöhung der HPV-Impfquote. Die bisherigen Daten geben dennoch Anlass zur Hoffnung: Mädchen wurden zu einem früheren Zeitpunkt geimpft, es ist ein Anstieg der Zahl der geimpften 10- und 11-jährigen Mädchen zu beobachten. Die HPV-Impfung in diesem Alter, also noch vor dem ersten sexuellen Kontakt, ermöglicht den besten zu erreichenden Schutz und ist daher besonders wichtig.

Laut RKI ist es anhand der bisherigen Ergebnisse der Studien fraglich, ob flächendeckende Schulimpfprogramme in Deutschland die Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquoten sind.

Viel Leid, viele Todesfälle könnten verhindert werden, wenn mehr Eltern bzw. Jugendliche über Informationsveranstaltungen oder auch über die sozialen Medien über die HPV-Impfung informiert und aufgeklärt werden könnten. Die Chance, eine eventuelle spätere Krebserkrankung bereits in jungen Jahren durch eine Schutzimpfung zu verhindern, sollte nicht vertan werden.


Erstellt: 20.06.2022

Quellen:

  1. RKI: Epidem. Bulletin 20/2022, Schulimpfprogramme als Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland? Entwicklung der Impfquoten in einer hessischen Modellregion mit Schulimpfprogramm.
  2. Michael Wojcinski: 14 Jahre HPV-Impfung: was haben wir erreicht?
    Gynäkologe, doi.org/10.1007/s00129-021-04869-3, September 2021, © Springer Medizin Verlag GmbH

Neues von der HPV-Vorsorge

20.02.2020

Seit Januar 2020 gibt es Neuerungen bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs!

  1. Jährlicher Pap-Abstrich bei Frauen zwischen 20 und 34 Jahren bleibt bestehen.
  2. Kombinationsuntersuchung aus Pap-Test und HPV-Test für Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre.

Lesen Sie ausführlicher darüber hier.

Studie belegt eindrucksvoll Schutz durch HPV-Impfung

03.05.2019

Die Schotten sind weniger zögerlich, als die Deutschen: Schon seit dem Jahr 2008 werden in Schottland 12- bis 13-jährige Mädchen im Rahmen eines Schulprogrammes routinemäßig gegen HPV geimpft. Mit großem Erfolg, wie eine Studie nun zeigt.

Wissenschaftler wollten wissen, ob sich positive Effekte durch die routinemäßige HPV-Impfung zeigen, und falls ja, wie groß sie sind. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Sie belegen, dass die Impfung zu einer dramatischen Abnahme von krankhaften Zellveränderungen am Gebärmutter­hals führte.

Für die Studie wurden Daten von mehr als 130.000 Frauen ausgewertet, die sich im Alter von 20 Jahren einer Abstrichuntersuchung, dem sogenannten PAP-Test unterzogen. Der Routine-Test dient dazu, Zellveränderungen am Gebärmutterhals aufzuspüren, um Krebsvorstufen erkennen und behandeln zu können, noch bevor Gebärmutterhalskrebs entsteht.

Bei jenen Frauen, die sich mit 12 oder 13 Jahren gegen HPV impfen ließen, zeigten sich deutlich seltener auffällige Zellveränderungen am Gebärmutterhals (Stufe PAP III oder schlechter). Das Risiko dafür war annähernd 90 Prozent geringer als bei nicht geimpften Frauen.

Die im British Medical Journal erschienene Untersuchung zeigt auch, dass Mädchen, die im jungen Alter geimpft wurden, besser geschützt sind als Mädchen, die sich erst mit 17 impfen ließen.

Quellen:

  1. Tim Palmer et al.: Prevalence of cervical disease at age 20 after immunisation with bivalent HPV vaccine at age 12-13 in Scotland: retrospective population study; BMJ 04/2019;365:l1161 doi 10.1136/bmj.l1161

Deutsches Krebsforschungszentrum / Krebsinformationsdienst,: Gebärmutter­hals­krebs www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php

Frauenärztinnen und -ärzte rufen zur HPV-Impfung auf

29.03.2019

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. und der Berufsverband der Frauenärzte e.V. stehen hinter der Impfung gegen Humane Papillomviren.

Nach mehr als 12-jähriger Impfstoff-Anwendung könnten verlässliche Angaben zu Nebenwirkungen, Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfstoffe gemacht werden: So wurde die Effektivität der HPV-Impfung bei Mädchen und Frauen anhand vieler Studien inzwischen bewiesen. In Ländern mit hoher Impfbeteiligung konnte bereits wenige Jahre nach Einführung der Impfung ein Rückgang der Erkrankungszahlen an Genitalwarzen, eine Abnahme der Krebsvorstufen am Gebärmutterhals und sogar eine Verringerung der Krebsdiagnosen festgestellt werden.

Seit Einführung der HPV-Impfung sind nach Auswertung aller Melderegister keine schweren bleibenden Schäden aufgetreten. Nebenwirkungen der Impfung sind ebenso selten wie bei den anderen Standardimpfungen im Impfkalender.

Quelle:
idw-online: GBCOG: Frauenärztinnen und -ärzte rufen dringend zur HPV-Impfung auf; Pressemitteilung vom 06.03.2019

Internationale Krebsforschungs­agentur weist Vorbehalte gegen HPV-Impfung zurück

05.02.2019

Gebärmutterhalskrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten bei Frauen in der Europäischen Region der WHO. Allein 2018 waren es nach Schätzungen 69 000 neue Fälle und 30 000 Todesfälle. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten ist dieser Krebs durch eine Impfung vermeidbar.

Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar 2019 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC; eine Einrichtung der WHO) nun Vorbehalte gegenüber der HPV-Impfung zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs entschieden zurückgewiesen.

„Unbegründete Gerüchte“ über Folgen der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) verzögerten und behinderten weiterhin unnötigerweise die Ausweitung der Impfung, die dringend benötigt werde, um Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen, erklärte IARC-Direktorin Elisabete Weiderpas.

Über die HPV-Impfung kursieren Gerüchte, sie könne als Nebenwirkungen chronische Müdigkeit oder gar Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) verursachen. Wissenschaftler weisen dies zurück. Sie wiesen wiederholt nach, dass der Impfstoff unbedenklich sei.

In manchen Ländern Europas liegt die Durchimpfung inzwischen bei über 90% der Zielgruppe, während sie in anderen aufgrund diverser Probleme bei nur 20% liegt. Etwa 80% der Ungeimpften infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit einem oder mehreren Typen des Virus. Mädchen, die die Chance verpassen, gegen HPV-bedingte Krebsarten vorzubeugen, sind anfällig für eine Ansteckung und Weitergabe des Virus, wenn sie sexuell aktiv werden.

Quelle:
International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO: HPV vaccination is safe, effective, and critical for eliminating cervical cancer; Pressemitteilung vom 04.02.2019

HPV-Impfung auch für Jungen empfohlen

28.06.2018

Seit Juni 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommision (STIKO) die HPV-Impfung nicht mehr nur für Mädchen und junge Frauen, sondern auch für Jungen und junge Männer von 9 bis 17 Jahren.

Damit soll zum einen die Herdenimmunität verbessert werden, zum anderen die jungen Männer vor HPV-bedingten Tumoren geschützt werden. Jährlich erkranken allein in Deutschland 1.600 bis 2.300 Männer an Tumoren, die durch Humane Papillomviren hervorgerufen werden: Tumore an Penis und After sowie Kopf-Hals-Tumore.

Quelle:
Robert Koch-Institut: HPV-Impfempfehlung für Jungen veröffentlicht; Pressemitteilung vom 28.06.2018