Influenza / Grippe

Erreger und Übertragung

Erreger
Die Erreger der Influenza (oder Grippe) sind Viren (Orthomyxoviren), die in die Typen A, B und C unterteilt werden. Die saisonal in den Wintermonaten auftretenden Influenza-Erkrankungen werden durch Influenza A- und B-Viren verursacht. Influenza-A-Viren werden nach den typischen Proteinen, die sie auf ihrer Oberfläche tragen, benannt und in verschiedene Subtypen eingeteilt. Bei der Influenza B gibt es keine Subtypen, sondern zwei genetisch unterschiedliche Linien (Yamagata- und Victoria-Linie), die weltweit  zirkulieren. Influenzaviren mutieren ständig und verändern so ihre Oberflächenstrukturen permanent. Eine dauerhafte Immunität wird in der Bevölkerung deshalb nicht erreicht und man kann immer wieder erkranken.

Übertragung
Influenza ist eine akute Viruserkrankung, die durch Tröpfcheninfektion (Niesen oder Husten) aber auch über kontaminierte Hände und Gegenstände (Türgriffe etc.) übertragen wird. Deshalb breitet sie sich vor allem da aus, wo sich viele Menschen versammlen wie z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Kindergärten, Arbeitstätten oder Kaufhäusern.

Die Übertragung der Viren findet in der Regel in der kalten Jahreszeit statt – in unseren Breiten im Winterhalbjahr. Auf der Südhalbkugel hingegen findet die Grippesaison zwischen Mai und Oktober statt. In den Tropen kommen Influenza-Erkrankungen ganzjährig vor.

Grippesaison / Grippewelle
Als Grippesaison wird der Zeitraum bezeichnet, in dem Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren. Sie erstreckt sich über die kalten Monate zweier Jahre (inkl. Jahreswechsel). Das ist auf der nördlichen Halbkugel üblicherweise zwischen der 40. Kalenderwoche (Anfang Oktober) und der 20. Kalenderwoche (Mitte Mai). Als Grippewelle wird der Zeitraum erhöhter Influenza-Aktivität bezeichnet, wenn die Zahl der Infektionen am höchsten ist.

Jedes Jahr werden mehr oder weniger schwere Grippewellen beobachtet. In den vergangenen Jahren hat in Deutschland die jährliche Grippewelle meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert. Während der jährlichen Grippewellen werden hierzulande schätzungsweise 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert, es erkranken aber nicht alle Infizierte. Das höchste Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle haben ältere Menschen. Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren hundert bis über 25.000, wie z. B.in der Saison 2017/18.

Influenza-Pandemie: Neuartiges Influenza-A-Virus breitet sich weltweit aus
Influenzaviren zirkulieren weltweit, sie kommen auch bei Tieren, insbesondere Wasservögeln vor. Typisch für sie ist, dass sie ihr Erbgut kontinuierlich verändern, sie mutieren häufig. Dadurch kommt es immer wieder zum Überspringen der Artengrenze: Menschen können sich mit mutierten Influenzaviren von Vögeln oder Schweinen infizieren.
Grippe Pandemien werden von neuartigen Influenza-A-viren verursacht, die durch völlig neue Kombination des Erbmaterials von Influenzaviren verschiedener Arten entstehen. Das geschieht, wenn z. B. Vogel- und humane Grippeviren ein drittes Organismus (z. B. Schwein) infizieren und ihr genetisches Material untereinander austauschen. So entstehen völlig neuartige Viren, gegen die keine oder nur sehr begrenzte Immunität in der Bevölkerung besteht. Ist das neue Virus von Mensch zu Mensch übertragbar, kann eine Influenza-Pandemie entstehen.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert haben sich vier Influenza-Pandemien ereignet:

  1. 1918/19, verursacht durch den Suptyp A(H1N1), die sog. „Spanische Grippe“ hatte weltweit 20- bis 50 Millionen geschätzte Todesfälle
  2. 1957/59, verursacht durch den Subtyp A(H2N2), laut WHO weltweit 1 bis 4 Millionen Todesfälle
  3. 1968 – 1970, verursacht durch den Subtyp A(H3N2), laut WHO weltweit 1 bis 4 Millionen Todesfälle
  4. 2009/10, verursacht durch den Subtyp A(H1N1)pdm09, die sog. "Schweinegrippe" hatte nach WHO-Angaben ca. 200.000 pandemiebedingte Todesfälle weltweit

Krankheitsbild

Durchschnittlich vergehen 2 Tage zwischen Ansteckung und Symptombeginn (Spanne: 1 – 4 Tage). Nicht alle Infizierten entwickeln Symptome. Etwa ein Drittel der Infektionen führen zu einem fieberhaften, einem weiteren Drittel zu einem leichteren und dem letzten Drittel zu einem asymptomatischen Verlauf.

Typisch für symptomatische Fälle ist ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit starkem Krankheitsgefühl, Fieber sowie Kopf- und/oder Gliederschmerzen. Charakteristisch sind auch Husten und Halsschmerzen. Weitere Symptome, die jedoch auch durch viele andere (virologische) Atemwegserreger versursacht werden können, sind: allgemeine Schwäche, Schnupfen, Schweißausbrüche und seltener auch Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die Krankheit dauert in der Regel 5 bis 7 Tage und verläuft ohne Folgen.

Es können in seltenen Fällen auch schwere Krankheitsverläufe auftreten mit einer Verschlechterung des Krankheitsbildes etwa 3 bis 10 Tage nach Symptombeginn. Sehr gefährdet für schwere Verläufe sind Kleinkinder, Schwangere, alte Menschen und Risikopatienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie z.B. chronische Herzerkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), Immundefekte, neurologische bzw. neuromuskuläre Erkrankungen und schwere Fettleibigkeit (Adipositas).

Bei schweren Verläufen kann es zu Komplikationen kommen: Ohr-, Lungen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, seltener Herzmuskelentzündungen und Gehirnerkrankungen sowie zusätzlicher bakterieller Infektionen, die in schlimmen Fällen zum Tod führen können.

Impfung gegen Influenza - Impfstoffe

Die Influenza-Impfstoffe werden alljährlich entsprechend der aktuellen Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hergestellt, sogenannte saisonale Impfstoffe. Die Empfehlung berücksichtigt die aktuell weltweit zirkulierenden Influenzaviren der Typen Influenza A und B. Die Impfstoffe enthalten antigene Bestandteile von zwei Influenza A-Viren (A/H1N1 und A/H3N2) und zwei Influenza B-Viren (tetravalente Impfstoffe).

In größeren Abständen (von Jahrzehnten) droht die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung eines vollständig neuen Influenzaerregers, einer Pandemie. Dies war ab 2009 mit der "Neuen Influenza A/H1N1", auch gelegentlich als "Schweinegrippe" bezeichnet, der Fall. Zur Verhütung der weiteren Ausbreitung wurden 2009/2010 speziell gegen diesen neuen Erreger gerichtete pandemische Impfstoffe entwickelt und angewendet. Inzwischen steht fest, dass die Dramatik der Pandemie überschätzt wurde, der neue Erreger aber die bis 2009 zirkulierenden Influenza A/H1N1-Viren verdrängt hat. Deshalb enthalten die nach 2009 hergestellten saisonalen Influenza-Impfstoffe als Influenza A-Komponente das pandemische Influenza A/H1N1-Virus.

In Deutschland sind Grippe-Impfstoffe verschiedener Hersteller zugelassen. Diese Impfstoffe enthalten inaktivierte Influenzaviren oder Bestandteile von ihnen, die im Geimpften einen Schutz vor der Erkrankung hervorrufen (sog. inaktivierte oder Totimpfstoffe). Für Kinder und Jugendliche von 2 bis 17 Jahre gibt es seit 2013 auch einen tetravalenten Lebendimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird. Die Schutzimpfung gegen Influenza muss jedes Jahr, üblicherweise im Herbst (vorzugsweise im Oktober / November), mit dem jeweils aktuellen Impfstoff erfolgen, denn Influenzaviren sich ständig ändern - mutieren - und die Zusammensetzung der im Impfstoff enthaltenen Impfviren ändert sich dementsprechend von Jahr zu Jahr. Nicht vergessen sollte man die Influenza-Impfung wenn man als Reisende während der Grippesaison am Urlaubsziel sich aufhalten wird.

Welche Impfstoffe in welchem Lebensalter?

Kinder und Jugendliche
Für die Altersgruppe von 2 bis 17 Jahre steht neben den „normalen“ Vierfachimpfstoffen auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, der wie ein Nasenspray verabreicht wird. Werden Kinder im Alter bis neun Jahre zum ersten Mal im Leben gegen Influenza geimpft, erhalten sie zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.

Erwachsene im Alter zwischen 18 und 59 Jahren
Für diese Altersgruppe sind die „traditionellen“ Influenza-Impfstoffe (auf Hühnereibasis) oder für Hühnereiweißallergiker auch ein Zellkultur-Impfstoff (auf Zelllinien vermehrt) geeignet.

Erwachsene im Alter ≥ 60 Jahre
Ab einem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO bevorzugt einen Hochdosis-Impfstoff (vierfache Dosis) mit einer etwas höheren Impfeffektivität. Ist der Impfstoff nicht verfügbar, können auch die anderen Influenza-Impfstoffe verwendet werden, also die klassischen Impfstoffe, der Zellkultur- oder der ab 65 Jahren zugelassene Impfstoff mit einem Wirkverstärker.

Impfempfehlungen der STIKO

Die Influenza-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission allen Personen empfohlen, die durch eine Influenza besonders gefährdet sind:

  • Personen ab 60 Jahre mit einem inaktivierten Hochdosis-Impfstoff, auch als Reisende
  • alle Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens schon ab dem 1. Drittel)
  • Personen, die durch ihren Beruf täglich mit vielen Menschen in Kontakt kommen, wie zum Beispiel BusfahrerInnen oder LehrerInnen
  • BewohnerInnen von Alters- oder Pflegeheimen
  • Erwachsene, Jugendliche und Kinder (ab 6 Monate) mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens wie etwa
    • chronischen Atemwegserkrankungen, chronischen Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten
    • Stoffwechselkrankheiten (z. B. Diabetes mellitus)
    • Personen mit angeborenen und erworbenen Schäden des Immunsystems, Personen mit HIV-Infektion)
    • chronischen neurologischen Krankheiten (z. B. Multiple Sklerose)
  • Personen, die von ihnen betreute Risikopersonen mit Influenza anstecken könnten, bei denen aber auch selbst ein hohes Ansteckungsrisiko durch PatientenInnen und Pflegebedürftige besteht; dazu zählen medizinisches Personal und Personal in der Pflege alter und kranker Menschen sowie auch alle Haushaltsangehörigen der Risikoperson
  • Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Impfung schützt nicht gegen Vogelgrippeviren, sondern sie kann Doppelinfektionen mit humanen und Vogelgrippeviren verhindern).

Entsprechend den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden kann die Impfung angeraten werden, wenn eine intensive Epidemie droht.

Eine generelle Impfempfehlung für alle Altersgruppen besteht in mehreren Bumdesländern. Die Sächsische Impfkommission SIKO empfiehlt bereits seit Januar 2010 die Grippeschutzimpfung für alle ab dem vollendeten 6. Lebensmonat. Die Liste der Impfempfehlungen der Bundesländer finden Sie auf der Seite des Robert Koch-Instituts hier.

STIKO-Beschluss vom 1. August 2024 zum Wechsel von quadrivalenten Impfstoffen (gegen 4 Virusstämme) auf trivalente Impfstoffe (gegen 3 Virusstämme)

Bereis seit Ende des letzen Jahres empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Wechsel von quadrivalenten zu trivalenten Influenza-Impfstoffen ohne B/Yamagata-Linie. Die WHO begründet diesen Schritt damit, dass es seit März 2020 lediglich wenige Nachweise einer natürlichen Influenza-Erkrankung mit B/Yamagata gegeben hat und somit davon ausgegangen werden kann, dass es keine weltweite Zirkulation dieses Stammes mehr gibt. Daher muss auch nicht mehr dagegen geimpft werden.

Erst vor wenigen Jahren war der Wechsel von Drei- auf Vierfachimpfstoff erfolgt, weil zu dieser Zeit beide Influenza-B-Stämme zu Erkrankungen führten und so eine bessere Wirksamkeit der Impfstoffe erreicht wurde. Da Impfempfehlungen stets den Gegebenheiten angepasst werden, wird jetzt folgerichtig die Rückkehr zu trivalenten Grippe-Impfstoffen empfohlen.

Die Verfügbarkeit eines trivalenten Influenza-Lebendimpfstoffs (LAIV) für Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 17 Jahren wird in Deutschland bereits ab der jetzigen Saison 2024/2025 erwartet. Die Verfügbarkeit von trivalenten inaktivierten Influenza-Impfstoffen (Totimpfstoffen) wird dagegen erst ab der Saison 2025/2026 erwartet. Daher werden in dieser Saison noch die Vierfachimpfstoffe eingesetzt.

Influenza-Impfung in der Schwangerschaft

Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Influenza-Verlauf. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2010 die saisonale Influenzaimpfung für alle, die während der Influenzasaison im Winter schwanger sind. Die immunologischen und physiologischen Veränderungen während einer Schwangerschaft machen Schwangere für virale Erreger wie das Influenzavirus empfänglicher und begünstigen schwere Krankheitsverläufe.

Da es sich bei den in Deutschland zugelassenen Influenzaimpfstoffen für Erwachsene um Totimpfstoffe handelt, ist eine Impfung generell in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich. Für gesunde Schwangere empfiehlt die STIKO die Impfung erst ab dem 2. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). "Damit soll verhindert werden, dass die im 1. Schwangerschaftsdrittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden und so im Einzelfall für die Betroffenen zu einer besonderen psychischen Belastung werden" (Zitat: RKI, Quelle siehe unten).

Schwangere, die eine chronische Grunderkrankung haben, sollten laut STIKO bereits ab dem 1. Trimenon geimpft werden. Die Impfstoffe sind sowohl für Schwangere als auch für Ungeborene sicher. Studien zeigten keine erhöhte Zahl von schweren Reaktionen aufgrund einer Grippeimpfung. Die Anzahl der Frühgeburten oder Kaiserschnitte wurde durch die Impfung nicht erhöht.

Durch den "Nestschutz" profitieren auch die Neugeborenen von der Impfung der Mutter: Über die Plazenta werden Antikörper von der Mutter an das Kind weitergegeben, so ist das Baby in den ersten Monaten nach der Geburt gegen Influenza geschützt.

Influenza-Impfung von HIV-Patienten

Für HIV-Patienten kann bei ausgeprägtem Immundefizit eine erhöhte Gefahr durch Influenza angenommen werden. Eine jährliche Impfung gegen Influenza ist für diese Patientengruppe insbesondere bei humoraler und / oder zellulärer immunologischer Restfunktion (mit Ausnahme von schweren kombinierten Immundefekten) durchaus sinnvoll. Deshalb empfiehlt die STIKO die jährliche Influenza-Impfung HIV-Patienten ab dem 6. Lebensmonat in altersentsprechender Dosierung. Mit einer schlechteren Immunantwort ist zu rechnen, wenn die Anzahl der CD4-Zellen kleiner als 100/µl ist.

GrippeWeb - Machen Sie mit!

GrippeWeb   ist ein Projekt des Robert Koch-Instituts. GrippeWeb ging im März 2011 online und ist das erste Web-Portal, das in Deutschland die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und dazu Informationen aus der Bevölkerung selbst verwendet. Mit Hilfe dieser Daten werden die Informationen der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) , mit der GrippeWeb eng zusammen arbeitet, ergänzt, denn die AGI überwacht die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen auf der Ebene der primärärztlichen Versorgung. GrippeWeb dagegen erfasst, welcher Anteil der Gesamtbevölkerung Woche für Woche an einer akuten Atemwegsinfektion erkrankt ist und welcher Anteil mit solch einer Erkrankung eine ärztliche Praxis aufgesucht hat.

Influenza – Was war los in der Saison 2023/24?

Influenzaviren sorgen jährlich für eine Erkrankungswelle, die sich über den Winter aufbaut und bis ins Frühjahr hinzieht. Grippewellen zeigen sich in jeder Saison, sie fallen aber unterschiedlich schwer aus. Regelmäßig kommt es zu einer erheblichen Anzahl von Arztbesuchen, Krankschreibungen, Krankenhauseinweisungen und auch Todesfällen

Grippe ist eine unterschätzte Krankheit
Die Grippe wird trotzdem oftmals als eher harmlos angesehen. Fälschlicherweise, denn vor der COVID-19-Pandemie hat das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) die Influenza als die Infektionskrankheit mit der höchsten Krankheitslast in der EU eingestuft. Der Verlauf der Influenza-„Saisons“ ist für Epidemiologen immer von Interesse, ganz besonders bei Abweichungen „von der Norm“.  So zeigen sich die Grippewellen während und nach der COVID-19-Pandemie auffällig anders, denn diese hat das übliche Vorkommen verschiedener Infektionskrankheiten, nicht nur von Influenza, sehr verändert.

Anfang Juli wurde der Grippereport 2023/2024 des Projektes Grippeschutz publiziert, der eine gute Einschätzung der vergangenen Saison bietet. Auch der Vergleich der beiden letzten „Saisons“ ist interessant. Das Projekt "Grippeschutz" ist eine unabhängige Initiative von medizinischen Fachleuten mit dem Ziel, den Grippeschutz durch Grippeimmunisierung der Menschen in Deutschland zu verbessern. Der Erstellung des aktuellen Grippereports sind eine Online-Recherche sowie die Auswertung öffentlich erhältlicher Informationen und Daten zur Grippesaison 2023/2024 vorangegangen. Die Quellen umfassen unter anderem die Epidemiologischen Bulletins des Robert Koch-Instituts (RKI), die Wochenberichte der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI), Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), der Nationalen Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) sowie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e. V. und der Bundesapothekerkammer (BAK). Auch internationale Daten, z. B. vom European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) wurden berücksichtigt, ebenso mehrere Umfrageergebnisse.

Die Saison 2022/2023
Die Grippesaison 2022/2023 verlief äußerst heftig, mit vergleichbaren Fallzahlen wie in der Saison 2017/2018, die als besonders schwere Grippesaison gilt. In den beiden Jahren zuvor wurden aufgrund der Hygienemaßnahmen während der Pandemie hingegen nur geringe Fallzahlen beobachtet. 2022/2023 trat das Grippevirus bereits früh im Jahr auf, der Höhepunkt der ersten Grippewelle fiel mitten in den Dezember 2022, verursacht durch ein Influenza-A-Virus (H3N2). Im Frühjahr 2023 folgte eine zweite Grippewelle mit einem Influenza-B-Virus. Vor der Corona-Pandemie wurden die Gipfel der Grippewelle meistens im Januar/Februar beobachtet.

Grippesaison 2023/2024
Basierend auf Daten aus Beobachtungspraxen, deren Patientenproben vom Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren ausgewertet wurden, kann abgeleitet werden, dass die Grippesaison 2023/2024 – anders als in der Saison 2022/2023 – wieder einen ähnlichen zeitlichen Verlauf wie in den Jahren vor der Pandemie nahm. Sie begann Ende Dezember 2023, erreichte ihren Höhepunkt in der 5. Januarwoche 2024 und liegt von den Fallzahlen im Vergleich der letzten zehn Jahre im durchschnittlichen Bereich.

Impfquoten 2023/2024
Erneut wurde das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Impfraten von 75 % unter den Älteren und anderen Risikogruppen zu erreichen, deutlich verfehlt, s. Abbildung. Gerade diese Risikogruppen haben aber hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Influenza, daher empfiehlt die Ständige Impfkommission für sie die jährliche Impfung.


Durch Impfmüdigkeit in der Bevölkerung werden die guten Chancen vertan, sich gegen die extrem belastende Grippe-Erkrankung mit hohem Fieber und Komplikationen wie eine Lungenentzündung zu wappnen. Hier gilt es, die einfach zu erreichenden Impfmöglichkeiten bei den Hausärztinnen und Hausärzten und in anderen Arztpraxen sowie in Apotheken den Menschen nahe zu bringen. Sachliche und fundierte Aufklärung kann dazu beitragen.

Neues für die Saison 2024/2025:

WHO und STIKO empfehlen Wechsel von quadri- hin zu trivalenten Grippe-Impfstoffen

Während in früheren Jahren regelmäßig Influenza-B-Erkrankungen durch zwei verschiedene Stämme (B-Yamagata und B-Viktoria) verursacht wurden, hat es seit März 2020 weltweit keine Nachweise von Influenza B-Viren der Yamagata-Linie mehr gegeben.

Die Grippe-Impfstoffe enthalten seit mehreren Jahren Impfviren von zwei Influenza-A-Subtypen (H1N1) und H3N2) sowie die beiden Influenza-B-Linien B-Victoria und B-Yamagata (so genannte quadrivalente Impfstoffe = Vierfachimpfstoffe).

Nun kann davon ausgegangen werden, dass der Stamm B-Yamagata nicht mehr zirkuliert, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Daher empfiehlt die WHO den Wechsel von Vierfach- zu Dreifach-Influenza-Impfstoffen ohne B/Yamagata-Linie (trivalente Impfstoffe). Auch die europäische Zulassungsbehörde EMA empfiehlt dies, und auch die Ständige Impfkommission (STIKO) hat jetzt einen entsprechenden Beschluss publiziert.

In den aufwendigen Herstellungsprozessen der Impfstoffe bedarf es daher einiger Änderungen, sodass für die jetzt kommende Saison 2024/2025 die Empfehlung zunächst nur für den nasalen Lebendimpfstoff für Kinder und Jugendliche umgesetzt werden konnte. Dieser kann bei 2- bis 17-Jährigen als Dreifachimpfstoff angewendet werden. Hingegen werden die am meisten verwendeten inaktivierten Impfstoffe, auch der Influenza-Hochdosisimpfstoff, der ab 60 Jahren von der STIKO empfohlen ist, erst ab der Saison 2025/2026 verfügbar sein. Für die Übergangszeit, so die STIKO, können und sollen in der jetzt kommenden Saison selbstverständlich die quadrivalenten Impfstoffe angewendet werden - wie in den vergangenen Jahren auch.

Quellen:

  1. https://www.nali-impfen.de/monitoring-daten/krankheitsfaelle-in-deutschland/influenza/
  2. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ_Liste_Grippesaison.html
  3. STIKO:  Beschluss zum Wechsel von quadri-zu trivalenten Influenzaimpfstoffen, Epid. Bulletin 31/2024 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/31/Art_02.html
  4. Influenza-Wochenberichte https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx
  5. Grippe-Report 2023/2024 und 2022/2023 https://www.projektgrippeschutz.de/