Influenza / Grippe

Erreger und Übertragung

Erreger
Die Erreger der Influenza (oder Grippe) sind Viren (Orthomyxoviren), die in die Typen A, B und C unterteilt werden. Die saisonal in den Wintermonaten auftretenden Influenza-Erkrankungen werden durch Influenza A- und B-Viren verursacht. Influenza-A-Viren werden nach den typischen Proteinen, die sie auf ihrer Oberfläche tragen, benannt und in verschiedene Subtypen eingeteilt. Bei der Influenza B gibt es keine Subtypen, sondern zwei genetisch unterschiedliche Linien (Yamagata- und Victoria-Linie), die weltweit  zirkulieren. Influenzaviren mutieren ständig und verändern so ihre Oberflächenstrukturen permanent. Eine dauerhafte Immunität wird in der Bevölkerung deshalb nicht erreicht und man kann immer wieder erkranken.

Übertragung
Influenza ist eine akute Viruserkrankung, die durch Tröpfcheninfektion (Niesen oder Husten) aber auch über kontaminierte Hände und Gegenstände (Türgriffe etc.) übertragen wird. Deshalb breitet sie sich vor allem da aus, wo sich viele Menschen versammlen wie z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Kindergärten, Arbeitstätten oder Kaufhäusern.

Die Übertragung der Viren findet in der Regel in der kalten Jahreszeit statt – in unseren Breiten im Winterhalbjahr. Auf der Südhalbkugel hingegen findet die Grippesaison zwischen Mai und Oktober statt. In den Tropen kommen Influenza-Erkrankungen ganzjährig vor.

Grippesaison / Grippewelle
Als Grippesaison wird der Zeitraum bezeichnet, in dem Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren. Sie erstreckt sich über die kalten Monate zweier Jahre (inkl. Jahreswechsel). Das ist auf der nördlichen Halbkugel üblicherweise zwischen der 40. Kalenderwoche (Anfang Oktober) und der 20. Kalenderwoche (Mitte Mai). Als Grippewelle wird der Zeitraum erhöhter Influenza-Aktivität bezeichnet, wenn die Zahl der Infektionen am höchsten ist.

Jedes Jahr werden mehr oder weniger schwere Grippewellen beobachtet. In den vergangenen Jahren hat in Deutschland die jährliche Grippewelle meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert. Während der jährlichen Grippewellen werden hierzulande schätzungsweise 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert, es erkranken aber nicht alle Infizierte. Das höchste Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle haben ältere Menschen. Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren hundert bis über 25.000, wie z. B.in der Saison 2017/18.

Influenza-Pandemie: Neuartiges Influenza-A-Virus breitet sich weltweit aus
Influenzaviren zirkulieren weltweit, sie kommen auch bei Tieren, insbesondere Wasservögeln vor. Typisch für sie ist, dass sie ihr Erbgut kontinuierlich verändern, sie mutieren häufig. Dadurch kommt es immer wieder zum Überspringen der Artengrenze: Menschen können sich mit mutierten Influenzaviren von Vögeln oder Schweinen infizieren.
Grippe Pandemien werden von neuartigen Influenza-A-viren verursacht, die durch völlig neue Kombination des Erbmaterials von Influenzaviren verschiedener Arten entstehen. Das geschieht, wenn z. B. Vogel- und humane Grippeviren ein drittes Organismus (z. B. Schwein) infizieren und ihr genetisches Material untereinander austauschen. So entstehen völlig neuartige Viren, gegen die keine oder nur sehr begrenzte Immunität in der Bevölkerung besteht. Ist das neue Virus von Mensch zu Mensch übertragbar, kann eine Influenza-Pandemie entstehen.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert haben sich vier Influenza-Pandemien ereignet:

  1. 1918/19, verursacht durch den Suptyp A(H1N1), die sog. „Spanische Grippe“ hatte weltweit 20- bis 50 Millionen geschätzte Todesfälle
  2. 1957/59, verursacht durch den Subtyp A(H2N2), laut WHO weltweit 1 bis 4 Millionen Todesfälle
  3. 1968 – 1970, verursacht durch den Subtyp A(H3N2), laut WHO weltweit 1 bis 4 Millionen Todesfälle
  4. 2009/10, verursacht durch den Subtyp A(H1N1)pdm09, die sog. "Schweinegrippe" hatte nach WHO-Angaben ca. 200.000 pandemiebedingte Todesfälle weltweit

Krankheitsbild

Durchschnittlich vergehen 2 Tage zwischen Ansteckung und Symptombeginn (Spanne: 1 – 4 Tage). Nicht alle Infizierten entwickeln Symptome. Etwa ein Drittel der Infektionen führen zu einem fieberhaften, einem weiteren Drittel zu einem leichteren und dem letzten Drittel zu einem asymptomatischen Verlauf.

Typisch für symptomatische Fälle ist ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit starkem Krankheitsgefühl, Fieber sowie Kopf- und/oder Gliederschmerzen. Charakteristisch sind auch Husten und Halsschmerzen. Weitere Symptome, die jedoch auch durch viele andere (virologische) Atemwegserreger versursacht werden können, sind: allgemeine Schwäche, Schnupfen, Schweißausbrüche und seltener auch Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die Krankheit dauert in der Regel 5 bis 7 Tage und verläuft ohne Folgen.

Es können in seltenen Fällen auch schwere Krankheitsverläufe auftreten mit einer Verschlechterung des Krankheitsbildes etwa 3 bis 10 Tage nach Symptombeginn. Sehr gefährdet für schwere Verläufe sind Kleinkinder, Schwangere, alte Menschen und Risikopatienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie z.B. chronische Herzerkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), Immundefekte, neurologische bzw. neuromuskuläre Erkrankungen und schwere Fettleibigkeit (Adipositas).

Bei schweren Verläufen kann es zu Komplikationen kommen: Ohr-, Lungen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, seltener Herzmuskelentzündungen und Gehirnerkrankungen sowie zusätzlicher bakterieller Infektionen, die in schlimmen Fällen zum Tod führen können.

Impfung gegen Influenza - Impfstoffe

Die Influenza-Impfstoffe werden alljährlich entsprechend der aktuellen Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hergestellt, sogenannte saisonale Impfstoffe. Die Empfehlung berücksichtigt die aktuell weltweit zirkulierenden Influenzaviren der Typen Influenza A und B. Die Impfstoffe enthalten antigene Bestandteile von zwei Influenza A-Viren (A/H1N1 und A/H3N2) und zwei Influenza B-Viren (tetravalente Impfstoffe).

In größeren Abständen (von Jahrzehnten) droht die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung eines vollständig neuen Influenzaerregers, einer Pandemie. Dies war ab 2009 mit der "Neuen Influenza A/H1N1", auch gelegentlich als "Schweinegrippe" bezeichnet, der Fall. Zur Verhütung der weiteren Ausbreitung wurden 2009/2010 speziell gegen diesen neuen Erreger gerichtete pandemische Impfstoffe entwickelt und angewendet. Inzwischen steht fest, dass die Dramatik der Pandemie überschätzt wurde, der neue Erreger aber die bis 2009 zirkulierenden Influenza A/H1N1-Viren verdrängt hat. Deshalb enthalten die nach 2009 hergestellten saisonalen Influenza-Impfstoffe als Influenza A-Komponente das pandemische Influenza A/H1N1-Virus.

In Deutschland sind Grippe-Impfstoffe verschiedener Hersteller zugelassen. Diese Impfstoffe enthalten inaktivierte Influenzaviren oder Bestandteile von ihnen, die im Geimpften einen Schutz vor der Erkrankung hervorrufen (sog. inaktivierte oder Totimpfstoffe). Für Kinder und Jugendliche von 2 bis 17 Jahre gibt es seit 2013 auch einen tetravalenten Lebendimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird. Die Schutzimpfung gegen Influenza muss jedes Jahr, üblicherweise im Herbst (vorzugsweise im Oktober / November), mit dem jeweils aktuellen Impfstoff erfolgen, denn Influenzaviren sich ständig ändern - mutieren - und die Zusammensetzung der im Impfstoff enthaltenen Impfviren ändert sich dementsprechend von Jahr zu Jahr. Nicht vergessen sollte man die Influenza-Impfung wenn man als Reisende während der Grippesaison am Urlaubsziel sich aufhalten wird.

Welche Impfstoffe in welchem Lebensalter?

Kinder und Jugendliche
Für die Altersgruppe von 2 bis 17 Jahre steht neben den „normalen“ Vierfachimpfstoffen auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, der wie ein Nasenspray verabreicht wird. Werden Kinder im Alter bis neun Jahre zum ersten Mal im Leben gegen Influenza geimpft, erhalten sie zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.

Erwachsene im Alter zwischen 18 und 59 Jahren
Für diese Altersgruppe sind die „traditionellen“ Influenza-Impfstoffe (auf Hühnereibasis) oder für Hühnereiweißallergiker auch ein Zellkultur-Impfstoff (auf Zelllinien vermehrt) geeignet.

Erwachsene im Alter ≥ 60 Jahre
Ab einem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO bevorzugt einen Hochdosis-Impfstoff (vierfache Dosis) mit einer etwas höheren Impfeffektivität. Ist der Impfstoff nicht verfügbar, können auch die anderen Influenza-Impfstoffe verwendet werden, also die klassischen Impfstoffe, der Zellkultur- oder der ab 65 Jahren zugelassene Impfstoff mit einem Wirkverstärker.

Impfempfehlungen der STIKO

Die Influenza-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission allen Personen empfohlen, die durch eine Influenza besonders gefährdet sind:

  • Personen ab 60 Jahre mit einem inaktivierten Hochdosis-Impfstoff, auch als Reisende
  • alle Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens schon ab dem 1. Drittel)
  • Personen, die durch ihren Beruf täglich mit vielen Menschen in Kontakt kommen, wie zum Beispiel BusfahrerInnen oder LehrerInnen
  • BewohnerInnen von Alters- oder Pflegeheimen
  • Erwachsene, Jugendliche und Kinder (ab 6 Monate) mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens wie etwa
    • chronischen Atemwegserkrankungen, chronischen Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten
    • Stoffwechselkrankheiten (z. B. Diabetes mellitus)
    • Personen mit angeborenen und erworbenen Schäden des Immunsystems (z. B. HIV-Infektion)
    • chronischen neurologischen Krankheiten (z. B. Multiple Sklerose)
  • Personen, die von ihnen betreute Risikopersonen mit Influenza anstecken könnten, bei denen aber auch selbst ein hohes Ansteckungsrisiko durch PatientenInnen und Pflegebedürftige besteht; dazu zählen medizinisches Personal und Personal in der Pflege alter und kranker Menschen sowie auch alle Haushaltsangehörigen der Risikoperson
  • Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Impfung schützt nicht gegen Vogelgrippeviren, sondern sie kann Doppelinfektionen mit humanen und Vogelgrippeviren verhindern).

Entsprechend den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden kann die Impfung angeraten werden, wenn eine intensive Epidemie droht.

Eine generelle Impfempfehlung für alle Altersgruppen besteht in mehreren Bumdesländern. Die Sächsische Impfkommission SIKO empfiehlt bereits seit Januar 2010 die Grippeschutzimpfung für alle ab dem vollendeten 6. Lebensmonat. Die Liste der Impfempfehlungen der Bundesländer finden Sie auf der Seite des Robert Koch-Instituts hier.

Influenza-Impfung in der Schwangerschaft

Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Influenza-Verlauf. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2010 die saisonale Influenzaimpfung für alle, die während der Influenzasaison im Winter schwanger sind. Die immunologischen und physiologischen Veränderungen während einer Schwangerschaft machen Schwangere für virale Erreger wie das Influenzavirus empfänglicher und begünstigen schwere Krankheitsverläufe.

Da es sich bei den in Deutschland zugelassenen Influenzaimpfstoffen für Erwachsene um Totimpfstoffe handelt, ist eine Impfung generell in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich. Für gesunde Schwangere empfiehlt die STIKO die Impfung erst ab dem 2. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). "Damit soll verhindert werden, dass die im 1. Schwangerschaftsdrittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden und so im Einzelfall für die Betroffenen zu einer besonderen psychischen Belastung werden" (Zitat: RKI, Quelle siehe unten).

Schwangere, die eine chronische Grunderkrankung haben, sollten laut STIKO bereits ab dem 1. Trimenon geimpft werden. Die Impfstoffe sind sowohl für Schwangere als auch für Ungeborene sicher. Studien zeigten keine erhöhte Zahl von schweren Reaktionen aufgrund einer Grippeimpfung. Die Anzahl der Frühgeburten oder Kaiserschnitte wurde durch die Impfung nicht erhöht.

Durch den "Nestschutz" profitieren auch die Neugeborenen von der Impfung der Mutter: Über die Plazenta werden Antikörper von der Mutter an das Kind weitergegeben, so ist das Baby in den ersten Monaten nach der Geburt gegen Influenza geschützt.

Influenza-Impfung von HIV-Patienten

Für HIV-Patienten kann bei ausgeprägtem Immundefizit eine erhöhte Gefahr durch Influenza angenommen werden. Eine jährliche Impfung gegen Influenza ist für diese Patientengruppe insbesondere bei humoraler und / oder zellulärer immunologischer Restfunktion (mit Ausnahme von schweren kombinierten Immundefekten) durchaus sinnvoll. Deshalb empfiehlt die STIKO die jährliche Influenza-Impfung HIV-Patienten ab dem 6. Lebensmonat in altersentsprechender Dosierung. Mit einer schlechteren Immunantwort ist zu rechnen, wenn die Anzahl der CD4-Zellen kleiner als 100/µl ist.

GrippeWeb - Machen Sie mit!

GrippeWeb   ist ein Projekt des Robert Koch-Instituts. GrippeWeb ging im März 2011 online und ist das erste Web-Portal, das in Deutschland die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und dazu Informationen aus der Bevölkerung selbst verwendet. Mit Hilfe dieser Daten werden die Informationen der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) , mit der GrippeWeb eng zusammen arbeitet, ergänzt, denn die AGI überwacht die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen auf der Ebene der primärärztlichen Versorgung. GrippeWeb dagegen erfasst, welcher Anteil der Gesamtbevölkerung Woche für Woche an einer akuten Atemwegsinfektion erkrankt ist und welcher Anteil mit solch einer Erkrankung eine ärztliche Praxis aufgesucht hat.


Aktualisiert: 08.09.2022

Quellen:

  1. RKI-Ratgeber Influenza (Stand 2018, Abgerufen: 08.09.2022)
  2. Impfempfehlungen der Bundesländer / RKI
  3. https://grippeweb.rki.de
  4. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)
  5. RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Pandemieplanung, unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Pandemieplanung/FAQ_Liste_Pandemieplanung.html#FAQId5753686
  6. RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza, unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/Hochdosis-Impfstoffe/FAQ_Uebersicht.html