Cytomegalie-Virus-Infektion (CMV) in der Schwangerschaft
Es ist soweit: Der Schwangerschaftstest zuhause war positiv und die Frauenärztin/der Frauenarzt hat das freudige Ereignis mittels Ultraschall bestätigt. Man ist aufgeregt und tausende Fragen gehen einem durch den Kopf. Der weitere Schwangerschaftsverlauf wird besprochen, dabei auch die Frage nach einem Cytomegalie-Test gestellt. „Cyto… was, bitte?“ So reagieren mit Abstand die meisten Frauen auf diese Frage, obwohl die Durchseuchung mit dem verursachenden Virus in der Bevölkerung sehr hoch ist!
Was ist Cytomegalie?
Cytomegalie wird durch Viren verursacht, die über Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen werden, also über Urin, Tränen, Speichel, Blut, Muttermilch, Samen- und Vaginalflüssigkeiten.
Gesunde bemerken häufig gar nicht, dass sie sich infiziert haben, denn in den meisten Fällen fehlen Krankheitszeichen oder sie sind unspezifisch wie man es auch von anderen Krankheiten kennt: grippeähnliche Symptome, Fieber, Husten und Müdigkeit.
Bei immungeschwächten Personen gibt es hingegen schwere Verläufe. Auch eine CMV-Infektion kurz vor oder während der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen für das Ungeborene haben: Wachstumsverzögerungen, Hörschäden oder neurologische Spätfolgen. Weltweit ist das Cytomegalie-Virus der häufigste Erreger kongenitaler Infektionen. Etwa zwei bis sechs von 1.000 Babys sind bei der Geburt mit dem Virus infiziert. Das Tückische dabei ist, dass auch bei über 80 Prozent der Schwangeren die Krankheit symptomfrei verläuft und die Infektion so unbemerkt bleibt. Eine Infektion während der Schwangerschaft muss jedoch das Kind nicht immer beeinträchtigen. Denn in ca. 40 Prozent der Fälle geht das Virus zwar auf das Ungeborene über, von diesen infizierten Kindern erleiden aber nur etwa 10 bis 20 Prozent Schädigungen.
Cytomegalie-Viren (CMV) gehören zur Familie der Herpesviren, d. h. wenn man sich einmal angesteckt hat, überdauern die Viren lebenslang im Körper. Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und dem Krankheitsausbruch, einer CMV-Erstinfektion, liegt üblicherweise zwischen vier und sechs Wochen. Man ist jedoch nicht automatisch lebenslang für andere ansteckend, sondern nur in der Phase der akuten Infektion bzw. während einer Reaktivierung. Grundsätzlich sind Kinder in den ersten drei Lebensjahren eher eine Ansteckungsquelle als ältere Kinder (vermehrter Speichelfluss, fast alles wird in den Mund genommen und mit der Zunge erkundet, usw.). Allerdings muss es nicht zwangsläufig sein, dass Kinder infektiös sind. Auch Erwachsene können ansteckend sein.
Um eine Ansteckung frühzeitig zu erkennen, rät man schwangeren, bislang CMV-negativen Frauen, sich alle sechs bis acht Wochen testen zu lassen. Der CMV-Test ist jedoch in der Regel eine Privat-/IGeL-Leistung, wird also nicht von den Krankenkassen bezahlt, er kostet ca. 25 Euro.
Hat der Test vor der Schwangerschaft ergeben, dass man CMV-positiv ist (CMV-spezifische IgG-Antikörper), ist man in der Schwangerschaft vor einer Primärinfektion sicher. Für eine Reinfektion mit einem anderen Virusstamm oder eine Reaktivierung bleibt nur ein Risiko von unter einem Prozent.
Wie kann man sich schützen?
Durch Einhaltung folgender Hygienemaßnahmen kann das Risiko einer CMV-Primärinfektion in der Schwangerschaft um 50 bis 85 Prozent gesenkt werden:
- Häufiges und gründliches Händewaschen, z. B. wenn man vom Einkaufen nach Hause kommt.
- Küssen auf den Mund sollte unterbleiben, da auch hierdurch das Virus übertragen werden kann.
- Geschirr, Besteck wie auch Zahnbürsten, Handtücher und Waschlappen sollten nicht gemeinsam benutzt werden.
- Ist bereits ein Kleinkind im Haushalt, so sollte nach jedem Kontakt zu Körperflüssigkeiten des Kindes wie z. B. beim Windelwechsel, Waschen, Füttern, Tränen abwischen, Nase putzen und Kontakt mit Spielzeug, das in den Mund genommen wurde, eine gründliche Händehygiene durchgeführt werden. Dafür reicht das Waschen der Hände mit Wasser und Seife (mind. 20 Sekunden lang), da das Cytomegalie-Virus empfindlich gegen Tenside und wässrige Seifenlösungen ist. Beschäftigte im Gesundheitswesen sollten die Hände in jedem Fall mit einem alkoholischen Händedesinfektionsmittel mit entsprechender Wirksamkeit desinfizieren.
- Schnuller nicht in den Mund nehmen.
- Reste vom Kinderteller essen, sollte ebenfalls unterbleiben.
WICHTIG: Ist man CMV-negativ und arbeitet mit Kindern unter drei Jahren, so gilt für die gesamte Schwangerschaftsdauer ein Beschäftigungsverbot. So wird das Ungeborene vor einer möglichen CMV-Infektion geschützt.
Ein Impfstoff gegen Cytomegalie-Viren steht derzeit nicht zur Verfügung. Der Einsatz von Virostatika (Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen) oder CMV-Hyperimmunglobulin (Antikörperpräparat) muss immer individuell erwogen werden, daher sollte die Gynäkologin/der Gynäkologe auf diese Therapiemöglichkeiten im Falle einer CMV-Infektion kurz vor bzw. am Anfang der Schwangerschaft angesprochen werden.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage: www.dgk.de/cmv
Erstellt am 05.06.2020
Quellen:
- Buxmann H, Hamprecht K, Meyer-Wittkopf M, Friese K. Zytomegalievirus-Primärinfektion in der Schwangerschaft. Dtsch Ärztebl Int. 2017 Jan 27; 114 (4): 45 – 52.
- Centers for Disease Control and Prevention: Cytomegalovirus (CMV) and Congenital CMV Infection unter: www.cdc.gov/cmv/index.html.
- Deutsches Grünes Kreuz e.V.: Cytomegalie-Virus-Infektionen (CMV) unter: dgk.de/impfen-und-infektionen/infektionen-in-der-schwangerschaft/cmv.html.
- Kagan K. O, Enders M, Hoopmann M, Hamprecht K. Behandlungsoptionen bei einer vorgeburtlichen CMV-Primärinfektion. Frauenarzt 59 (2018) Nr. 11, Seiten 854 – 858.
- Robert Koch-Institut: Ratgeber Zytomegalievirus-Infektion unter: www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html.