Internationaler Affenpocken-Ausbruch 2022

Seit Mai treten in verschiedenen Ländern Fälle von Affenpocken-Infektionen auf, so auch in Deutschland. Das Robert Koch-Institut (RKI) verfolgt das Infektionsgeschehen und veröffentlicht regelmäßig eine Einschätzung der Situation in Deutschland. Mit Stand 13.6.2022 sind 189 Affenpockenfälle aus 11 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) ans RKI übermittelt worden. Diese Infektionen stehen im Zusammenhang mit anderen außerhalb Afrikas gemeldeten Fälle. Die Übertragung des Affenpockenvirus erfolgte in vielen Fällen vermutlich über sexuellen Kontakt, insbesondere unter Männern, die Sex mit anderen Männern hatten. Da zur Ansteckung nach jetzigem Wissensstand ein enger Kontakt erforderlich ist, geht das RKI davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann.

Der Erreger der Affenpocken (Orthopoxvirus simiae) ist in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet, Affen und Mensch sind eigentlich Fehlwirte für das Virus. Außerhalb Afrikas wurden bis zu diesem Frühjahr nur einzelne, durch Reisende importierte Krankheitsfälle, insbesondere aus Nigeria bekannt. Eine Virusübertragung von Mensch-zu-Mensch ist bislang selten dokumentiert worden.

Affenpocken verlaufen beim Menschen meist deutlich milder als die klassischen Menschenpocken (Variola), die im Jahr 1980 von der Weltgesundheitsorganisation als ausgerottet erklärt wurden. Erste Symptome einer Affenpockeninfektion sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Dazu kommen einige Tage später Pusteln auf der Haut, die verkrusten und abfallen. Der Ausschlag erscheint meist auf Gesicht, Handflächen und Fußsohlen, kann aber auch auf Mund, Genitalien und Augen vorkommen. In endemischen Ländern wurden folgende Komplikationen der Affenpocken beobachtet: Hirnentzündung, bakterielle Hautinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung. Eine überstandene Infektion kann Narben hinterlassen.

Infizierte können das Virus bereits vor Auftreten der Hautauschläge bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete auf andere übertragen. Auch über Gegenstände, die mit Virus kontaminiert wurden, wie z.B. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, Essgeschirr können sich andere infizieren. Das Virus kann auch über den Speichel der Infizierten übertragen werden. Eintrittspforte sind häufig kleinste Hautverletzungen sowie alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus), möglicherweise auch die Atemwege. Infizierte sind ansteckend, solange sie Symptome haben (in der Regel zwei bis vier Wochen lang).

Die Älteren unter uns wurden noch gegen Pocken geimpft und fragen sich vielleicht, ob sie einen Schutz gegen Affenpocken hätten. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden, im gewissen Umfang tatsächlich auch vor Affenpocken. In der EU ist seit 2013 ein neuer Pocken-Impfstoff ab 18 Jahren zugelassen. Eine Impfung ist unter Umständen bei bestimmten Kontaktpersonen denkbar, so das RKI.

Das RKI schätzt eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein. Die epidemiologische Situation wird vom RKI genau beobachtet und die Einschätzung der Lage wird dem aktuellen Kenntnisstand kontinuierlich angepasst.


Erstellt: 31.05.2022
Aktualisiert: 13.06.2022

Quellen:

  1. RKI: Internationaler Affenpocken-Ausbruch: Einschätzung der Situation in Deutschland Stand 31.5.2022 unter: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Ausbruch-2022-Situation-Deutschland.html
  2. RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Affenpocken unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Affenpocken/affenpocken_gesamt.html