Influenza-Impfung: ja oder nein?

In Kürze werden viele – wie in jedem Hebst – vor der Entscheidung stehen, ob sie sich gegen Influenza impfen lassen sollten oder nicht. Und sich mit dem Argument „Nützt ja doch nichts“ oder „Ich war danach erkältet“ dagegen entscheiden!

Diese Argumente stimmen jedoch nicht! Und hier sind fünf gute Gründe für die jährliche Grippe-Impfung:

  1. Ein Schutz – wenn auch eventuell nicht so hoch wie bei manch anderer Impfung – ist besser als keiner! Auch bereits ein milderer Verlauf ist ein Vorteil bei dieser schweren Virusinfektion. Außerdem sind gerade für Ältere, die altersbedingt schlechter auf Impfungen reagieren, besondere Impfstoffe, die z. B. höher dosiert sind und eine bessere Immunantwort hervorrufen, ausdrücklich empfohlen.
  2. Die Impfstoffe, die bei Erwachsenen angewendet werden, sind grundsätzlich inaktivierte Impfstoffe. Das bedeutet, dass sie keinesfalls in der Lage sind, eine Infektion und damit eine Erkrankung zu verursachen. Kommt es nach der Impfung zu einer „Grippe“, dann ist eines von zahlreichen Erkältungsviren dafür verantwortlich, diese zirkulieren auch gerade in der Zeit, in der geimpft wird. Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun!
  3. Die Risikogruppen (s. u.) für Influenza und COVID-19 sind sehr ähnlich, eine Infektion mit Influenza sollte bei ihnen während der Corona-Pandemie unbedingt vermieden werden.
  4. Die Grippe-Impfung baut eine gute Herdenimmunität auf! Das heißt, wenn viele geimpft sind, sind indirekt auch die Risikopersonen geschützt, die keine und nur eine schlechte Immunabwehr aufbauen können, z. B. Tumorpatienten unter Chemotherapie oder Patienten mit Autoimmunerkrankungen, die eine immunmindernde Therapie erhalten.
  5. Heutzutage werden ausschließlich tetravalente Impfstoffe angewendet, die gegen vier verschiedene Influenzaviren gerichtet sind (zwei Influenza-A- und zwei Influenza-B-Viren). Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Impfstoffe nicht richtig „passen“ könnten, deutlich reduziert worden.

Die Influenza-Impfung ist vor allem für Menschen sinnvoll, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen haben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung mit dem Influenza-Impfstoff 2022/2023 für alle Personen ab 60 Jahrenunabhängig von ihrem Gesundheitszustand; nur in dieser Altersgruppe sollte vorzugsweise ein hochdosierter Impfstoff angewendet werden. Außerdem sollten sich auch alle impfen lassen, die eine Grunderkrankung haben, wie z. B. chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, des Herz-Kreislaufsystems, von Leber und Nieren oder chronische neurologische Erkrankungen, z. B. Multiple Sklerose. Auch für Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen, mit Immundefizienz (z. B. durch Medikamente) oder HIV-Infektion, ist die Impfung empfohlen.

Daneben sollten alle geimpft werden, die beruflich gefährdet sind, sich anzustecken, zum Beispiel an einem Arbeitsplatz mit hohem Publikumsverkehr. Medizinisches Personal, Personal in Senioren- und Pflegeeinrichtungen sollen einerseits selbst durch die Impfung geschützt sein, aber auch diejenigen möglichst nicht anstecken, die sie betreuen und pflegen.

Eine weitere wichtige Zielgruppe sind Schwangere, sie sollten unbedingt ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel geimpft werden. Schwangere mit einer Grunderkrankung können sogar bereits ab dem ersten Trimenon die Impfung erhalten. Die Influenza-Impfung in der Schwangerschaft ist besonders wichtig, denn sie schützt beide, Mutter und Kind: Die Schwangere selbst vor den schweren Krankheitsverläufen, die in der Schwangerschaft deutlich häufiger sind und auch das Kind in Mitleidenschaft ziehen. Und das Neugeborene erhält zusätzlich einen Nestschutz in den ersten Lebensmonaten.

Welche Impfstoffe in welchem Lebensalter?

Kinder und Jugendliche
Für die Altersgruppe von 2 bis 17 Jahre steht neben den „normalen“ Vierfachimpfstoffen auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, der wie ein Nasenspray verabreicht wird. Werden Kinder im Alter bis neun Jahre zum ersten Mal im Leben gegen Influenza geimpft, erhalten sie zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.

Erwachsene im Alter zwischen 18 und 59 Jahren
Für diese Altersgruppe sind die „traditionellen“ Influenza-Impfstoffe (auf Hühnereibasis) oder für Hühnereiweißallergiker auch ein Zellkultur-Impfstoff (auf Zelllinien vermehrt) geeignet.

Erwachsene im Alter ≥ 60 Jahre
Ab einem Alter von 60 Jahren empfiehlt die STIKO bevorzugt einen Hochdosis-Impfstoff (vierfache Dosis) mit einer etwas höheren Impfeffektivität. Ist der Impfstoff nicht verfügbar, können auch die anderen Influenza-Impfstoffe verwendet werden, also die klassischen Impfstoffe, der Zellkultur- oder der ab 65 Jahren zugelassene Impfstoff mit einem Wirkverstärker.


Erstellt: August 2022

Quellen:

  1. Paul-Ehrlich-Institut, Influenza-Impfstoffe, Stand 07.04.2022
  2. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2022, Epid. Bulletin 04/2022, Stand 27.01.2022
  3. Robert Koch-Institut, FAQ Influenza, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html, Stand 06.10.2021
  4. Beschluss und Wissenschaftliche Begründung der STIKO für die Aktualisierung der Influenza-Impfempfehlung für Personen im Alter von ≥60 Jahren, Epid. Bulletin 01/2021, Stand 07.01.2021
  5. Beschluss der STIKO zu Lieferengpässen von Impfstoffen, Epid. Bulletin 23/2021, Stand 10.06.2021