Von der Mutter auf das Kind

Etwa vier bis fünf Prozent aller Kinder werden bereits während der Schwangerschaft oder bei der Geburt mit den verschiedensten Krankheitserregern infiziert. Fehl- und Totgeburten, Fehlbildungen, Blindheit, Taubheit, Wachstumsstörungen, schwere entzündliche Erkrankungen sowie geistige und körperliche Behinderungen können die Folge sein.

Früher war es die Syphilis, die eine der größten Gefahren für das Kind darstellte. Durch eine rückläufige Erkrankungsrate, zum Beispiel aufgrund der Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere, ist diese Übertragung in Mitteleuropa selten geworden. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind jedoch eine ganze Reihe weiterer Erreger bekannt geworden, die von der Mutter auf das Kind übertragen werden können: Toxoplasma gondii, Rötelnvirus, Windpocken-Virus, Zytomegalievirus (CMV), Hepatitis-B-Virus, Hepatitis-C-Virus, Parvovirus B19, HIV und andere.

Rechtzeitige Impfung kann schützen

Um das Kind zu schützen, sind verschiedene Maßnahmen nötig und möglich. Hilfreich ist es, die Empfänglichkeit einer Frau für die einzelnen Erreger zu wissen, um gegebenenfalls Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Idealerweise sollte die Infektion der Schwangeren verhindert werden, beispielsweise durch rechtzeitige Impfung gegen Röteln und Windpocken. Bei Listerien und Toxoplasmose ist eine entsprechende Lebensmittel- und persönliche Hygiene nötig. Nicht durchgegartes Fleisch und rohe Milch sind dann beispielsweise strikt zu vermeiden.

Infektionen schnell behandeln

Eine Infektion während der Schwangerschaft muss möglichst schnell entdeckt werden, um - wenn möglich - eine Übertragung auf das Kind zu verhindern. Ist ein Kind infiziert, kann eine sofortige Therapie der werdenden Mutter und/oder des neugeborenen Kindes in manchen Fällen schlimme Folgen vermeiden. Welche Möglichkeiten im Einzelnen bestehen, ist von Erreger zu Erreger verschieden.

Während die Übertragung bei manchen Infektionen inzwischen recht erfolgreich vermieden werden kann, bleiben andere Infektionen bei Ungeborenen unverändert häufig. Beispielsweise konnte im Fall von HIV die Übertragungsrate von der Mutter auf das Kind auf unter zwei Prozent gesenkt werden, indem eine medikamentöse Behandlung der Mutter und eine Prophylaxe beim Kind mit einer frühzeitigen Kaiserschnittentbindung kombiniert wird. Würden alle statt der bisher nur zu 70 Prozent erfassten HIV-infizierten Schwangeren erkannt, könnte die Anzahl HIV- infizierter Neugeborener weiter reduziert werden.

Gefahren durch die Muttermilch

Auch der möglichen Übertragung nach der Geburt muss bei einigen Erregern Rechnung getragen werden. Es ist bekannt, dass HIV durch die Muttermilch übertragen werden kann. Beim Hepatitis-C-Virus scheint dies dagegen nicht der Fall zu sein.

Häufig wird der Immunstatus der Frauen erst in der Schwangerschaft untersucht. Liegt dann gegen Röteln oder Windpocken kein Schutz vor, ist es für eine Impfung bereits zu spät, da diese nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden darf. In solchen Fällen sollten die Frauen direkt nach der Geburt geimpft werden, um für eine mögliche weitere Schwangerschaft gewappnet zu sein.

Wichtige Maßnahmen

Mögliche Maßnahmen bezüglich der Infektionen, die von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden können:

  • Feststellung des Immunstatus gegen die Erkrankung vor der Schwangerschaft
  • Feststellung des Immunstatus zu Beginn der Schwangerschaft
  • Vermeidung von Infektionen (Impfung, Verhaltensregeln)
  • Frühzeitige Diagnose einer Infektion der Schwangeren
  • Therapie und Vorsichtsmaßnahmen, um die Übertragung auf das Kind zu verhindern (z. B. Medikamente, Kaiserschnitt bei HIV)
  • Frühzeitige Diagnose einer Infektion des ungeborenen Kindes (z. B. per Ultraschall)
  • Wenn möglich Behandlung des Ungeborenen über die Mutter
  • Untersuchung der Neugeborenen
  • Behandlung der Neugeborenen