Verstopfung

Wer denkt, Verstopfung sei eine Erkrankung des Erwachsenenalters, irrt gewaltig. Rund zehn Prozent aller Kinder, die in eine Kinderarztpraxis kommen, leiden nicht nur manchmal, sondern dauerhaft unter Problemen auf dem stillen Örtchen. Eine frühzeitige Behandlung der kindlichen Obstipation, so der Fachbegriff, ist äußerst wichtig, sagen Experten.

Wann spricht man bei Kindern von chronischer Verstopfung?

Eine chronische Verstopfung entwickelt sich meist aus einer akuten Verstopfung, die fast jedes Kind manchmal hat, wenn zum Beispiel die Ernährung umgestellt wird oder die Familie im Urlaub ist. Das betroffene Kind erlebt dabei die Stuhlentleerung als eine schmerzhafte Erfahrung, die es zukünftig möglichst vermeiden möchte. Dies führt häufig zum „Verkneifen“ des Stuhlgangs und zu sogenannten Stuhlrückhaltemanövern wie Überkreuzen der Beine, Sitzen auf der eigenen Faust oder Reiten auf Stuhllehnen. Von chronischer Obstipation bei Kindern spricht man, wenn die Beschwerden mindestens ein bis zwei Monate andauern. Sie ist gekennzeichnet durch zwei oder noch weniger Stuhlgänge pro Woche. Die Kinder haben außerdem Bauchschmerzen, keinen Appetit, einen aufgeblähten Bauch und sind häufig müde und übellaunig. Psychische und soziale Probleme sind somit eine Folge der Obstipation und nicht deren Ursache.

Chronische Verstopfung im Kindesalter muss zügig behandelt werden

Prof. Dr. Klaus-Michael Keller, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Kindergastroenterologe an der Deutschen Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, betont, dass bei Kindern eine frühe, konsequente und langandauernde Behandlung der Obstipation  unbedingt erforderlich sei, weil sich das Problem nicht verwachse. Im Gegenteil: Bei bis zu einem Drittel der Betroffenen könne die chronische Obstipation bis ins Erwachsenenalter anhalten.

Die Fachgesellschaft der Kindergastroenterologen empfiehlt Macrogol als Mittel der ersten Wahl für die regelmäßige und oft langfristige Behandlung der Verstopfung. Ziel sollte eine vollständige, schmerzfreie und angstfreie Darmentleerung bei den kleinen Patienten sein. Macrogole plus Elektrolyte verdünnen und erweichen den Stuhl durch das Binden von Wasser und dessen Einströmen in den Dickdarm. So wird das Stuhlvolumen erhöht und ein Defäkationsreflex ausgelöst. Weil diese Inhaltsstoffe weder in den Körper aufgenommen noch von Darmbakterien verstoff-wechselt werden, verursachen sie keine schmerzhaften Blähungen oder Krämpfe.
Eine Traumatisierung durch Klistiere und rektale Untersuchungen gegen Widerstand sollte vermieden werden.

Die Behandlung erfordert Geduld

Je später die Verstopfung behandelt wird, desto länger dauert es, bis die betroffenen Kinder wieder einen normalen Stuhlgang haben. Eltern und Kinder müssen also viel Geduld mitbringen – ein zu frühes Absetzen der Medikamente ist der häufigste Grund für Rückfälle.

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