Therapie

Erkältung

Durch die Arbeit von Linus Pauling wurde das öffentliche Interesse an der Verwendung von grossen Mengen an Vitamin C (über 1 g pro Tag) um einen Ausbruch der Erkältung zu verhindern, angeregt (40). In den letzten 30 Jahren belegten zahlreiche placebokontrollierte Studien die Wirkung der Vitamin-C-Ergänzung auf die Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten. Eine Meta-Analyse von 30 placebokontrollierten Studien zur Prävention stellte fest, dass eine Vitamin-C-Ergänzung von bis zu 2 g am Tag die Häufigkeit von Erkältungen nicht verringern konnte (41). Aber in den Untergruppen der Marathon-Läufer, Skifahrer und Soldaten in der Arktis zeigten Dosen von 250 mg am Tag bis zu 1 g am Tag eine klar reduzierte Häufigkeit von Erkältungen um 50%. Insgesamt kann die vorbeugende Verwendung von Vitamin C die Dauer einer Erkältung um etwa 8% bei Erwachsenen und 14% bei Kindern reduzieren. Die meisten Präventionsstudien arbeiteten mit einer Dosis von 1 Gramm pro Tag. Bei der Behandlung beim Auftreten von Erkältungssymptomen konnte eine Vitamin-C-Ergänzung die Dauer von Erkältungen in 7 placebokontrollierten Studien bei Dosen von 1-4 g am Tag nicht verkürzen.

AIDS/HIV

Vorläufige Beobachtungsstudien zeigen, dass extrem hohe Dosen von Vitamin C im Bereich von 50-200 Gramm am Tag die Symptome der AIDS-Krankheit unterdrücken können und das Risiko für sekundäre Infektionen sehr stark reduzieren können (62). Zur Bewertung der immunologischen und virologischen Effekte einer kurzfristigen hochdosierten Therapie mit Antioxidantien bei Patienten mit bestehender HIV-Infektion wurden 8 HIV-positiven Patienten hohe Dosen von N-Acetyl-Cysteine (NAC) und Vitamin C für eine Dauer von 6 Tagen verabreicht. Obwohl weitere Studien nötig sein werden, zeigten die 5 Patienten mit der am weitesten fortgeschrittenen HIV-bedingten Immunschwäche eine Erhöhung der CD4+-Lymphozytenzahl und eine Reduktion der HIV-RNA-Menge im Blutplasma, sowie eine Verbesserung anderer klinischer Parameter (63).

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Allergien

Eine gewisse Antihistaminwirkung von Vitamin C kann helfen, die Symptome von Allergien zu reduzieren (64). Es wird auch vermutet, dass die antioxidativen, freie Radikale bekämpfenden Wirkungen von Vitamin C die Entzündungsreaktionen und andere Überempfindlichkeitsreaktionen des Körpers dämpfen kann (65).

Asthma

Eine niedrige Aufnahme von Vitamin C wird als Risikofaktor für die Entstehung von Asthma angesehen (66), und mehrere therapeutische Studien und Meta-Analysen bewerteten die Rolle von Vitamin C bei der Behandlung von Asthma (67,68).

Arteriosklerose

Die Bewertung eines Zusammenhangs zwischen Vitamin C und Arteriosklerose wurde seit vielen Jahrzehnten untersucht und wird aktuell weitergeführt. Viele Studien konnten einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-C-Spiegeln und dem Vorhandensein von verschiedenen Formen von atherosklerotiscehn Gefässerkrankungen zeigen (69,70). Ein direkter Zusammenhang zum Herzinfarkt konnte bislang jedoch nicht klar gezeigt werden (71). Einige Studien zur Ergänzung mit Vitamin C und Vitamin E zeigten durch diese jedoch sogar einen Rückgang beim frühen Verlauf der koronaren Arteriosklerose (72,73).

Zervikale Dysplasie

Bei Frauen, die an zervikaler Dysplasie leiden, wurden deutlich erniedrigte Vitamin-C-Blutspiegel festgestellt, daher könnten Frauen bei dieser Krankheit von einer Ergänzung mit Vitamin C profitieren (74).

Immunsystem

Vitamin C zeigt in einer hohen täglichen Dosis von 1-3 Gramm täglich eine Vielzahl immunstimulierender Effekte und könnte zur Behandlung eines geschwächten Immunsystems bzw. bei häufiger Infektanfälligkeit nützlich sein (75).

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Wundheilung

Einige Studien zeigen eine Rolle in der Anwendung von Vitamin C zur Behandlung und Verbesserung der Heilung von Wunden auf (76-78).

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Regulierung des Cholesterinspiegels

Vitamin C kann den Blutspiegel des schützenden HDL-Cholesterins erhöhen (79) und die Oxidierung von LDL-Cholesterin, einer Komponente der Arteriosklerose, verhindern (80). Es herrscht jedoch noch einige Uneinigkeit im Hinblick auf die klinische Wirkung von Antioxidantien wie Vitamin C in Kombination mit der klassischen westlichen Medizin. Eine randomisierte placebokontrollierte Studie mit 150 Patienten mit koronarer Herzkrankheit bewerteten die klinische Wirkung einer antioxidativen Ergänzung, darunter Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin und Selen, bei Patienten mit niedrigen HDL-Blutspiegeln für eine Dauer von 12 Monaten. Die Patienten bekamen zusätzlich zum Cholesterinsenker Simvastatin und Niacin entweder einen Placebo oder die erwähnte Kombination von Antioxidantien. Die antioxidativ behandelten Patienten zeigten im Vergleich zur Placebogrouppe deutliche Reduktionen der Cholesterinspiegel, Triglyzeriden und LDL-C. Die erhofften Erhöhungen des HDL-Blutspiegels waren jedoch in der Placebogruppe höher, also bei Gabe von Niacin und Simvastatin allein ohne Antioxidantien (81).

Gefäßweitung (Vasodilatation)

Die Fähigkeit der Blutgefässe, sich zu erweitern und zu entspannen, ist bei Personen mit Atherosklerose stark eingeschränkt. Die Schäden am Herzmuskel, welche durch einen Herzinfarkt und die durch einen Schlaganfall verursachten Hirnschäden werden zum Teil durch die Unfähigkeit der Blutgefässe, sich ausreichend zu erweitern, um den Blutfluss in die betroffenen Gebiete zu ermöglichen, bedingt. Der Schmerz der Angina pectoris steht ebenfalls im Zusammenhang mit unzureichender Weitung der Koronararterien. Eine Behandlung mit Vitamin C konnte eine verbesserte Erweiterung der Blutgefässe bei Personen mit Atherosklerose sowie bei Angina pectoris, Herzinsuffizienz, hohem Cholesterinspiegel und hohem Blutdruck zeigen. Eine verbesserte Weitung der Blutgefässe konnte ab einer Dosis von täglich 500 mg Vitamin C beobachtet werden (29).

Hoher Blutdruck (Hypertonie)

Menschen mit hohem Blutdruck (Hypertonie) haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mehrere Studien konnten die blutdrucksenkende Wirkung einer Vitamin C Ergänzung zeigen. Eine neuere Studie mit Personen mit hohem Blutdruck zeigte, dass eine tägliche Ergänzung von 500 mg Vitamin C nach vier Wochen bereits zu einem durchschnittlichen Rückgang des systolischen Blutdrucks von 9% führte (30). Es sollte darauf hingewiesen werden, dass diejenigen Teilnehmer, die die blutdrucksenkenden Medikamente einnahmen, sie auch während der 4-wöchigen Studie weiter einnahmen. Da die Ergebnisse in Bezug auf den Effekt von Vitamin C auf hohen Blutdruck in grösseren Studien noch nicht untersucht wurden, ist es wichtig, dass Personen mit hohem Blutdruck ihre laufende medikamentöse Therapie und einen entsprechenden Lebensstil unter ärztlicher Beratung fortführen.

Krebs

Studien in den 1970er und 1980er Jahren von Linus Pauling und Kollegen zeigten, dass sehr hohe Dosen von Vitamin C (täglich 10 g intravenös für Dauer von 10 Tagen, gefolgt von mindestens 10 g täglich oraler Einnahme auf unbegrenzte Zeit) bei der Steigerung der Überlebenszeit und Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten im Endstadium hilfreich sein können (31). Allerdings zeigten zwei randomisierte placebokontrollierte Studien der Mayo-Klinik keine Unterschiede in den Ergebnissen bei Krebspatienten im Endstadium, die 10 Gramm Vitamin C täglich oral oder einen Placebo einnahmen (32, 33). Es gab jedoch erhebliche methodische Unterschiede zwischen den Studien der Mayo-Klinik und den Studien von Pauling. Vor kurzem zeigten zwei Forscher des NIH (National Institute of Health), dass die Art der Verabreichung (intravenös vs. oral) der kritische Faktor für die abweichenden Ergebnisse war. Die intravenöse Gabe kann zu wesentlich höheren Blutspiegelan Vitamin C führen als die orale Verabreichung, und somit Blutspiegel erreichen, die für bestimmte Arten von Krebszellen in Zellkultur als giftig nachgewiesen werden konnten, jedoch nicht bei oraler Einnahme von Vitamin C (34). Daher erscheint es sinnvoll, den Einsatz von hoch dosiertem Vitamin C als Krebstherapie neu zu bewerten und eine intravenöse Gabe als adjuvante Krebsbehandlung in Erwägung zu ziehen.

Derzeit gibt es keine Ergebnisse aus kontrollierten klinischen Studien, dass sich Vitamin C auf das Überleben von Krebspatienten negativ auswirken könnte. Allerdings sollte Vitamin C ergänzend und nicht an Stelle einer Therapie verwendet werden, die sich wirksam zur Behandlung der jeweiligen Krebsart gezeigz hat, wie z.B. eine Chemotherapie oder Bestrahlung. Wenn sich ein Krebspatient entscheidet, Vitamin-Ergänzungspräparate einzunehmen, ist es wichtig, dass dem Arzt, der seine Behandlung leitet, die Art und Dosis jedes der eingenommenen Ergänzungspräparate bewusst ist. Während die Forschung zur Feststellung der Wirkung von Kombinationen aus Antioxidantien zur Ergänzung konventioneller Krebstherapien noch läuft, sind endgültige Schlussfolgerungen noch nicht möglich (35).

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Diabetes mellitus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (inklusive Schlaganfall) sind die führende Todesursache bei Diabetikern. Der Nachweis, dass Diabetes eine Krankheit mit erhöhtem oxidativen Stress ist, führte zu der Annahme, dass eine höhere Aufnahme antioxidativer Nährstoffe dazu beitragen könnte, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Diese Hypothese wurde von einer sechzehn Jahre andauernden Studie mit 85000 Frauen, von denen 2% Diabetikerinnen waren, gestützt, bei der nachgewiesen werden konnte, dass die Verwendung von Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel bei einer Tagesdosis von 400 mg und mehr in direktem Zusammenhang mit einer erheblichen Verringerung des Erkrankungsrisikos von sowohl tödlichen als auch nicht tödlichen Herzerkrankungen steht (11). Im Gegensatz dazu steht eine fünfzehnjährige Studie an postmenopausalen Frauen, in der festgestellt wurde, dass Diabetikerinnen, die angaben, zu Beginn der Studie mindestens 300 mg Vitamin C in Form von Nahrungsergänzungsmitteln täglich zu nehmen, einem deutlich höherem Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall ausgesetzt waren als die, die keine Vitamin C-Präparate zu sich nahmen (36). Eine Nahrungsergänzung durch Vitamin C war zuvor nicht mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko durch Herz-Kreislauferkrankungen assoziiert. Obwohl eine Reihe von Beobachtungsstudien festgestellt haben, dass eine höhere Zufuhr von Vitamin C mit einem niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht, konnten randomisierte kontrollierten Studien nicht belegen, dass die antioxidative Ergänzung mit Vitamin C das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko bei diabetischen oder anderen Personen mit hohem Risiko reduziert (37, 38).

Möglicherweise könnten auch genetische Unterschiede die Auswirkung der Vitamin-C-Ergänzung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen. Bei erneuter Analyse der Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie auf der Grundlage des Genotyps des Haptoglobin-Gens, zeigte sich, dass eine Antioxidantien-Therapie (1000 mg Vitamin C und 800 IE Vitamin E am Tag) im Zusammenhang mit der Verbesserung der koronaren Arteriosklerose bei diabetischen Frauen mit zwei Kopien des Haptoglobin-1-Gens stand, aber zur Verschlechterung der koronaren Arteriosklerose bei Patienten mit zwei Kopien des Haptoglobin 2-Gens führen konnte (39). Die Bedeutung dieser Funde ist nicht eindeutig geklärt, dies ist jedoch ein Hinweis darauf, dass es möglicherweise eine Untergruppen von Menschen mit Diabetes geben könnte, bei denen eine antioxidativen Therapie wirksam ist, während bei anderen Untergruppen keine oder sogar eine negative Wirkung auftreten könnte. Da randomisierte kontrollierte Studien bislang nicht belgen konnten, dass eine Ergänzung mit Vitamin C von Vorteil bei der Prävention von Herzkrankheiten bei Personen mit Diabetes ist, sollten Personen mit Diabetes eine Einnahme von deutlich über 250 mg Vitamin C täglich vermeiden, bis weitere Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen. Da jedoch die Vitamin-C-Aufnahme durch Nahrungsmittel in keinem Fall mit erhöhter Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang stand, gibt es keinen Grund, die für Diabetiker aus vielen Gründen wichtige ernährungsbedingte Einnahme von Vitamin-C-reichem Obst und Gemüse zu vermindern.

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