Dosierung
Bestimmung der Tagesdosis
Traditionell wurde der ernährungsbedingte Bedarf für Folsäure als die notwendige Mindestaufnahme definiert, die notwendig ist um einen Mangel zu verhindern, der stark genug ist, um Symptome wie Anämie zu verursachen. Die jüngste RDA wurde 1998 anhand des gemessenen Folsäuregehalts der roten Blutkörperchen aufgestellt, und ist die minimale Aufnahmemenge, die ein abnormales hämatologisches Blutbild verhindern kann. Es wurde bereits ein Zusammenhang zwischen dem Folsäuregehalt der roten Blutkörperchen und den Vorräten der Leber aufgezeigt. Die Aufrechterhaltung eines normalen Blut-Homocysteinspiegels wurde nur als zweitrangiger Indikator für eine ausreichende Folsäure-Aufnahme angesehen. Da inr Schwangerschaft eine deutlich Erhöhung der Zellteilungsrate und anderer Stoffwechselrozesse vorliegt, ist die Folsäure-RDA für schwangere Frauen wesentlich höher als bei nichtschwangeren Frauen (3). Allerdings wurde die Prävention von Fehlbildungen in der Schwangerschaft wie Neuralrohrdefekte bei der Festlegung des RDA für schwangere Frauen nicht berücksichtigt. Eine Empfehlung zur Verringerung dieses Risikos wurde stattdessen in einer gesonderten Empfehlung für Frauen, die schwanger werden könnten, festgelegt, da Neuralrohrdefekte beim Embryo früh in der Schwangerschaft eintreten können, und damit zu einem Zeitpunkt, an dem sich viele Frauen ihrer Schwangerschaft noch nicht bewusst sind (6).
Tagesdosis
Die folgende Tabelle zur Tagesdosis (RDA) bezieht sich auf Mikrogrammangaben in sogenannte DFE (ernährungsbedingte Folatäquivalente), wobei 1.7-2 mcg eines Multivitamin-/Nahrungsergänzungsmittels 1 mcg natürlich in der Nahrung vorkommender Folsäure entsprechen soll, weil Folsäure aus Ergänzungsmitteln deutlich besser aufgenommen wird. Dies wurde nur in Studien mit Erwachsenen (6) untersucht, weswegen nicht klar ist, ob diese Rechnung auch während der Schwangerschaft und für das Kind während der Stillzeit gilt.
Lebensphase | Alter | Männer (mcg/Tag) | Frauen (mcg/Tag) |
Babys | 0 - 6 Monate | 65 | 65 |
Kleinkinder | 7 - 12 Monate | 80 | 80 |
Kinder | 1 - 3 Jahre | 150 | 150 |
Kinder | 4 - 8 Jahre | 200 | 200 |
Kinder | 9 - 13 Jahre | 300 | 300 |
Jugendliche | 14 bis 18 Jahre | 400 | 400 |
Erwachsene | 19 Jahre und älter | 400 | 400 |
Schwangere | alle Altergruppen | 600 | |
Stillende | alle Altersgruppen | 500 | |
Variabler Folsäure-Bedarf durch genetische Unterschiede
Eine häufiger Polymorphismus (genetischer Unterschied) im Gen für das Enzym Methyl-Tetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR), der sogenannte C677T-MTHFR-Polymorphismus, führt zu einem weniger stabilen Enzym und dadurch zu einem höheren Folsäurebedarf (7). Je nach Bevölkerungsgruppe können bis zu 50% der Menschen in einer von zwei Kopien des Enzyms von der Genvariante betroffen sein (C677T:C/T) und 5% bis 25% der Personen die Variante in beiden Kopien des Enzyms MTHFR geerbt haben (C677T:T/T). MTHFR spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Folsäure-Coenzym, das schädliches Homocystein wieder Methionin umwandeln kann. Bei einer niedrigen Aufnahme von Folsäure haben Personen mit zwei Kopien der abnormen, instabilen Version des Enzyms MTHFR weniger von diesem Enzym, und dadurch deutlich höhere Homocystein-Spiegel (8). Eine hohe Einnahemmenge an Folsäure kann die ineffiziente Variante des MTHFR-Enzyms stabilisieren. Dies führt dann zu einer besseren Enzymaktivität und niedrigeren Homocysteinspiegeln. Eine wichtige ungeklärte Frage zur Folsäureeinnahme ist, ob die gegenwärtige RDA-Tagesdosis überhaupt ausreichen kann, um bei Individuen mit einer oder zwei Kopien der ineffizienten MTHFR-Variante den Homocystein-Wert zu normalisieren, wobei über die Hälfte der Bevölkerung von einer ineffizienten MTHFR-Variante betroffen sein könnte, oder ob betroffene Personen einen deutlich höheren Bedarf an Folsäure haben könnten, als von der RDA festgelegt (9).
Dosierungsempfehlung
Die aktuelle wissenschaftliche Studienlage zeigt, dass eine ausreichende Folsäure-Aufnahme Neuralrohrdefekte und andere Probleme in der Schwangerschaft verhindern kann, hilfreich bei der Verringerung der Gefahr vieler Krebsarten ist, insbesondere bei genetischer Prädisposition, und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Daher ist für Erwachsene eine Ergänzung von täglich 400 mcg Folsäure zusätzlich zur ernährungsbedingten Aufnahme, empfehlenswert. Eine täglich eingenommene Multivitamin-/Multimineral-Ergänzung, die 100% der Tagesdosis (RDA) an Folat liefert, enthält 400 mcg des Vitamins in der Form von Folsäure. Selbst mit einer überdurchschnittlichen Aufnahme von Folsäure aus angereicherter Nahrung ist es unwahrscheinlich, dass die individuelle tägliche Aufnahme von Folsäure regelmäßig die empfohlene maximale Aufnahmemenge von täglich 1.000 mcg überschreitet. Bei einer Ergänzung von Folsäure sollte zusätzlich Vitamin B12 eingenommen, um das Risiko eines weiter oben beschriebenen Vitamin B12-Mangels auszuschliessen, dies ist jedoch bei Einnahme in Form einer Multivitamin-/Multimineral-Ergänzung ohnehin enthalten.
Senioren (65 Jahre und älter)
Die Empfehlung für eine Ergänzung mit täglich 400 mcg Folsäure in Form einer täglich einzunehmenden Multivitamin-/Multimineralergänzung zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung zu ergänzen, ist für ältere Menschen besonders wichtig, da die Blut-Homocysteinspiegel sich mit dem Alter tendenziell erhöhen