Was ist eine Parodontitis?

Parodontitis – eine Gefahr für Zähne und Körper

Unter einer Parodontitis versteht man eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodont). Der Zahnhalteapparat besteht aus dem zahnumgebenden Gewebe: Zahnbett, Zahnfleisch, Kieferknochen und Haltefasern, die Zahnbett und Zahnwurzel miteinander verbinden. Eine Parodontitis kann in allen Altersstufen und in verschiedenen Schweregraden auftreten. Am häufigsten kommt sie bei Erwachsenen und Senioren vor.

Wird die Entzündung nicht frühzeitig erkannt und behandelt, wird das Zahnbett irreversibel geschädigt, der Kieferknochen abgebaut und im schlimmsten Fall geht der Zahn verloren. Darüber hinaus bestehen zum Teil gravierende Wechselwirkungen zwischen einer Parodontitis und Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen oder dem Metabolischen Syndrom. Aktuelle Daten deuten zudem auf Zusammenhänge einer Parodontitis mit weiteren systemischen Erkrankungen wie Osteoporose, Alzheimer, rheumatoide Arthritis und Krebserkrankungen der Mundhöhle hin.

Ohne Zahnbelag keine Parodontitis

Ursache einer Parodontitis sind bakterielle Beläge, auch Plaque genannt, am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen. Bleiben diese zunächst weichen Zahnbeläge über einen längeren Zeitraum bestehen, werden Mineralien aus dem Speichel darin eingelagert und es entsteht Zahnstein. Dieser fördert wiederum das Wachstum der Plaque und trägt so dazu bei, dass Gifte aus dem Stoffwechsel der Bakterien in das Zahnfleisch gelangen. Zunächst reagiert der Körper darauf mit einer Zahnfleischentzündung, einer Gingivitis. Sie soll das Eindringen der Bakterien ins Körperinnere verhindern. Bleibt der bakterielle Biofilm und damit die Zahnfleischentzündung über längere Zeit bestehen, kann sich die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat ausdehnen und so zu einer Parodon­titis führen. In diesem Stadium löst sich der Zahnhalteapparat von den Zahnwurzeln: Der Kiefer­knochen, das Gewebe und die Haltefasern werden zerstört und es entstehen Zahnfleischtaschen, in denen sich der bakterielle Biofilm bis tief unter den Zahnfleischrand ausbreiten kann. Dies fördert die Entzündung und die Vermehrung der Keime und damit ein weiteres Voranschreiten der Erkrankung.

Ob eine Parodontitis auftritt und welchen Verlauf sie nimmt, hängt entscheidend von genetischen Fak­toren und vom Immunsystem des Körpers ab. Das Abwehrsystem wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, etwa durch Allgemein­erkrankungen, angeborene Immundefekte, gravierende Ernährungsfehler oder ständigen Stress. Besonders gefährdet sind Raucher. Sie entwickeln häufiger eine Parodontitis und haben deutlich schlechtere Heilungschancen als Nichtraucher.

Grundsätzlich aber gilt: Ohne bakteriellen Zahnbelag (Plaque) kann keine Parodontitis entstehen! Eine sorgfältige Mundhygiene und die regelmäßigen zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen sind daher Grund­voraussetzung, um einer Parodontitis vorzubeugen.

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Alles in Balance?

Die gesunde Mundhöhle wird von mehr als 700 verschiedenen Bakterienarten besiedelt. Die meisten von ihnen sind harmlos. Bei vielen Menschen finden sich jedoch auch Keime, die Karies und Parodontitis auslösen können. Bisher sind verschiedene Bakterienarten bekannt, die hauptsächlich an der Entstehung einer Parodontitis beteiligt sind. Diese werden in der Regel irgendwann, beispielsweise beim Küssen, von Mensch zu Mensch übertragen. Solange sie im biologischen Gleichgewicht stehen, richten sie keinen nachweislichen Schaden an. Nimmt die Menge einer der parodontitisauslösenden Keimgruppen allerdings übermäßig zu, kann eine Entzündung entstehen. Eine sorgfältige Mundhygiene kann die Bakterienmenge gering halten und somit die Entstehung einer Parodontitis in der Regel verhindern.

Vorsicht, wenn das Zahnfleisch blutet

Gesundes Zahnfleisch ist bei Nordeuropäern blassrosa und blutet weder bei Berührung noch beim Zähneputzen. Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die Vorstufe einer Parodontitis, äußert sich in vielen Fällen in einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Rötung und Schwellung sowie in einer erhöhten Blutungsneigung des Zahnfleischs etwa beim Zähneputzen. Schreitet die Entzündung weiter voran, können Zahnfleischrückgang und in der Folge empfindliche Zahnhälse erste Anzeichen für eine Parodontitis sein. Später kann auch unangenehmer Mundgeruch hinzukommen. Eine chronische Parodontitis verläuft oft schmerzfrei. Erst spätere Symptome wie Zahnbeweglichkeit, Zahnwanderung und Zahnlockerung, die durch den Verlust des zahnumgebenden Stützgewebes verursacht werden, sind deutliche Anzeichen einer Parodontitis. In diesem Stadium ist der Zerstörungsprozess aber schon weit fortgeschritten. Daher ist es wichtig, zusätzlich zu einer sorgfältigen Mundhygiene die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig – am besten zweimal im Jahr – wahrzunehmen. Nur der Zahnarzt kann eine Parodontitis frühzeitig erkennen und behandeln.

Parodontitis – eine weit verbreitete Erkrankung

Die Daten der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV) aus dem Jahr 2006 belegen, dass etwa 6 % der 35- bis 44-jährigen und 18 % der Senioren im Alter von 65 bis 74 Jahren an schweren Entzündungen des Zahnhalteapparates leiden. 40 % der Bevölkerung zeigen parodontale Erkrankungen mittlerer Schwere­grade.
Von einer mittelschweren Parodontitis spricht man, wenn Zahnfleischtaschen von vier bis fünf Millimetern Tiefe vorhanden sind. Eine schwere Parodontitis liegt bei einer Taschentiefe von sechs und mehr Millimetern vor. In absoluten Zahlen weisen aktuell etwa 23 Millionen aus der Gruppe der 35- bis 74-jährigen Menschen in Deutschland eine behandlungsbedürftige Parodontalerkrankung auf und belegen damit im Vergleich mit den Daten der letzten Erhebung DMS III aus dem Jahre 1997 eine deutlich steigende Tendenz der Erkrankungszahlen.

Basierend auf der Zahl der pro Jahr über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechneten Parodontalbehandlungen schätzt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie, dass ca. 30 Mio. Erkrankungsfälle in Deutschland bislang unbehandelt geblieben sind.

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