Cholesterin

Die Situation

Cholesterin ist und bleibt ein wichtiges Thema. Dies um so mehr, seit verschiedene Studien gezeigt haben, dass eine Cholesterinsenkung eindeutig zur Vorbeugung von Herzkreislauferkrankungen beiträgt. In Deutschland haben sehr viele Menschen zu hohe Cholesterinwerte. Mehr als zwei Drittel aller erwachsenen Deutschen leben mit einem Cholesteringehalt von mehr als 200 Milligramm in einem Deziliter ihres Blutes - bei einem Drittel sind es sogar mehr als 250 Milligramm. Solche Werte allein müssen noch keine Gefahr bedeuten, zusammen mit anderen Risikofaktoren werden gesundheitliche Probleme aber immer wahrscheinlicher.

Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann auch erblich bedingt sein. Wenn also Verwandte von Cholesterinproblemen reden, ist das ein guter Anlass, die eigenen Werte bestimmen zu lassen. Jüngere Frauen haben meist bessere Werte als gleichaltrige Männer; nach den Wechseljahren ändert sich die Situation, das Cholesterin steigt an. Im Alter haben Männer und Frauen grundsätzlich höhere Cholesterinwerte als in der Jugend.

Was ist Cholesterin?

Cholesterin kommt in allen Organen des menschlichen Körpers vor. Es wird zum Beispiel für die Funktion der Nervenzellen benötigt. Cholesterin ist für die Bildung der Steroidhormone wichtig. Diese Hormone sind an der Regulation des Salz- und Wasserhaushaltes und an der Steuerung von Sexualvorgängen beteiligt. Aus Cholesterin wird außerdem Vitamin D hergestellt, das die Aufnahme von Kalzium über den Dünndarm fördert. Kalzium wiederum ist als Mineralstoff bei der Knochenbildung und für Muskelbewegungen unentbehrlich. Cholesterin selbst wird in der Leber gebildet. Auf diese Weise kann der menschliche Organismus seinen Cholesterinbedarf nahezu selbst decken, wenn nicht genug über die Nahrung zugeführt wird.

Funktion der Lipoproteine

Da Blut zum größten Teil aus Wasser besteht, muss das fettartige Cholesterin für den Transport im Blutstrom an wasserlösliche Stoffe gebunden werden. Spezielle Eiweiße, die so genannten Lipoproteine, lösen das Problem des Cholesterintransportes. Von diesen Proteinen gibt es mehrere Typen:

  • Die Lipoproteine geringerer Dichte (low-density-lipoproteins, LDL) bringen Cholesterin in das Körpergewebe, das dort unter anderem in den Blutgefäßen abgelagert werden kann. Die LDL sind damit für die Entstehung der Arteriosklerose mitverantwortlich und sollten nicht in zu großen Mengen im Blutkreislauf zirkulieren.
  • Lipoproteine höherer Dichte (high-density-lipoproteins, HDL) binden Cholesterin und transportieren es aus dem Körpergewebe hinaus, sie tragen damit zur Verhinderung der Arteriosklerose bei.

Man kann sich die Funktion der Lipoproteine auch als eine Art Fährbetrieb vorstellen, der über den Blutstrom abgewickelt wird. Die LDL sind die Fähren für Cholesterin und Fettsäuren in den Organismus, während die HDL Fähren zurück zur Leber darstellen. Das von HDL gebundene Cholesterin wird in der Leber unter anderem in Gallensalze eingebaut, die zum Teil über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden. Auf diese Weise wirkt die Leber der unerwünschten Anreicherung von Cholesterin entgegen. Normalerweise sollte höchstens fünfmal mehr LDL- als HDL- Cholesterin vorliegen. Ist der Wert höher, ist eine Behandlung erforderlich.

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Cholesterin als Risikofaktor

Enthält die tägliche Nahrung viel Cholesterin, reduziert der Körper seine eigene Produktion. Gerade bei älteren Menschen funktioniert diese Feinsteuerung des Cholesterinhaushaltes jedoch oft nicht mehr richtig, daher sammelt sich Cholesterin im Organismus an und muss vom Stoffwechsel verwertet, ausgeschieden oder abgelagert werden. Aus der Ansammlung von Cholesterin im Organismus erwächst, speziell in Verbindung mit anderen Risikofaktoren, eine Gefahr für die Gesundheit.

Erhöhte Cholesterinwerte haben hierzulande viele Menschen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind oder aber sich darum kümmern. Damit gilt für Cholesterin wie für andere Risikofaktoren auch: Die schädliche Wirkung wird oft erst dann ernst genommen, wenn sie eingetreten ist!

Folgende Faktoren sind in Kombination mit hohen Cholesterinwerten bedenklich:

  • Herzgefäßerkrankungen
  • Erbliche Cholesterinprobleme ("familiäre Hypercholesterinämie")
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Verstärkte Blutgerinnungsneigung
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Stress
  • Höheres Lebensalter (ab 60)
  • Geschlecht (Männer sind stärker gefährdet, Frauen erst mit den Wechseljahren)

In den belasteten Gefäßen bilden sich im Laufe der Jahre cholesterinhaltige Ablagerungen. Diese Ablagerungen behindern den Blutfluss und bringen ihn schlimmstenfalls ganz zum Erliegen. Außerdem begünstigen sie die Bildung von Gerinseln an den Gefäßwänden. Diese können durch den Blutstrom abgerissen werden und in kleineren Blutgefäßen hängen bleiben, die dann verstopfen. Geschieht das in Gehirngefäßen, kommt es zu einem Schlaganfall, sind die Blutgefäße des Herzens betroffen, tritt ein Herzinfarkt auf.

Vorbeugung

Gegen diese Entwicklung lässt sich einiges unternehmen, wobei an erster Stelle die regelmäßige Kontrolle der Cholesterinwerte steht. Sind sie nicht überhöht und liegen keine Risikofaktoren für Herz- und Kreislauf vor, genügt sicher eine Messung pro Jahr. Bei leicht erhöhten Werten sind häufigere Kontrollen und eine Umstellung der Ernährung empfehlenswert. Außerdem hilft regelmäßige körperliche Bewegung gegen erhöhte Cholesterinwerte. Medikamente sind nötig, wenn der Cholesterinwert deutlich zu hoch ist, möglicherweise auf Grund einer erblichen Veranlagung.

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Wann muss behandelt werden?

Wann eine Behandlung bei zu hohen Cholesterinwerten sinnvoll ist oder wann nicht, lässt sich nicht allgemein festlegen. Wer raucht und trinkt, an Diabetes leidet oder gar schon einen Herzinfarkt hinter sich hat, muss eher gegen höhere Cholesterinpegel behandelt werden als ein nicht Vorbelasteter. Bei letzterem ist erst im Fall extrem überhöhter Werte etwas zu unternehmen. Die Europäische- Arteriosklerose-Gesellschaft macht dazu folgende Angaben:

Liegt der Gesamtcholesterinwert (HDL plus LDL) im Bereich von 200 bis 250 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) und das LDL-Cholesterin bei 135 bis 175 mg/dl, genügt meist eine einfache cholesterinsenkende Diät und eine Verringerung des Körpergewichtes. Erst wenn dies nicht hilft und eine Erkrankung der Herzgefäße oder andere Risikofaktoren hinzukommen, muss an den Einsatz von Medikamenten zur Cholesterinsenkung gedacht werden.
Auch wenn der Gesamtcholesterinwert auf 250 bis 300 und der LDL-Wert auf 175 bis 215 mg/dl ansteigt, ist eine Diät in manchen Fällen noch erfolgreich. Sollten sich die Werte aber nach drei bis sechs Monaten nicht normalisieren oder liegen weitere Risikofaktoren vor, beispielsweise Herzgefäßerkrankungen, müssen zusätzlich Medikamente eingenommen werden. Sind die Werte für das Gesamtcholesterin jedoch dauerhaft bei mehr als 300 und die des LDL-Cholesterins bei 215 mg/dl angelangt, sollte eine Diät bereits nach drei Monaten durch eine Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten ergänzt werden. Oft liegt bei diesen Werten eine erbliche Neigung zu hohen Cholesterinwerten vor, die mit einer Diät allein nicht behandelt werden kann.

Behandlung mit Medikamenten

Bei sehr hohen Cholesterinwerten sind Medikamente zu deren Senkung unumgänglich. Dafür stehen mehrere Gruppen von Arzneimitteln zur Verfügung:

  • Substanzen wie Simvastatin oder Lovastatin blockieren durch die Hemmung des Cholesterin-Synthese-Enzyms (CSE) die Produktion des Cholesterins in der Leber.
  • Eine andere Klasse von Wirkstoffen, zum Beispiel Cholestyramin, verhindert die Wiederaufnahme der aus Cholesterin gebildeten Gallensäuren über den Dünndarm; sie werden stattdessen gebunden und ausgeschieden.
  • Zur Hemmung der Fettsäurefreisetzung und gegen die Bildung des LDL- Cholesterins wird auch Nikotinsäure eingesetzt, vor allem bei erblich erhöhten Cholesterinwerten.
  • Schließlich sind noch die so genannten Fibrate zu nennen, die bevorzugt den Triglyzeridgehalt im Blut verringern.

Welcher Wirkstoff zur Anwendung kommt, muss in jedem Einzelfall der Arzt oder die Ärztin entscheiden. Wenn ein Mittel Nebenwirkungen hat, was gelegentlich vorkommt, sollte unbedingt mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin darüber gesprochen werden. Durch die Herabsetzung der Dosis oder die Verordnung eines anderen Medikamentes kann die Behandlung häufig ohne Nebenwirkungen fortgesetzt werden.

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