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COVID-19-Impfstoffe der 2. Generation

Die COVID-19-Pandemie geht weltweit weiter und auch bei uns steigen die Zahlen wieder an. Das Virus mutiert, es entstehen fortlaufend neue Varianten, auch besorgniserregende. Die Impfstoffhersteller entwickeln angepasste Impfstoffe, um einen besseren Schutz gegen sie zu erzielen. Solange diese nicht zur Verfügung stehen, bleibt nur die Booster-Impfung mit den jetzigen Impfstoffen, um den Schutz zumindest gegen einen schweren Verlauf durch neue Varianten des Virus sichern.

Unser neuer Newsletter fasst für Sie die Entwicklungsstrategien der Impfstoffhersteller zusammen mit Beispielen und Angaben des Entwicklungsstatus der neuen COVID-19-Impfstoffe.

COVID-19-Impfstoffe der 2. Generation verfolgen meist zwei unterschiedliche Strategien (Beispiele in der Tabelle). Manche Hersteller kombinieren in einem bivalenten Impfstoff Spikeproteine zweier Virusvarianten oder die genetische Information für diese, andere entwickeln Impfstoffe, die neben dem Spikeprotein auch andere virale Proteine als Antigene enthalten bzw. für solche kodieren.

Die neuen Impfstoffe sind entweder für den Booster oder für eine Grundimmunisierung vorgesehen. Einige von ihnen sind für die nasale Anwendung konzipiert, damit eine lokale Immunität in den Atemwegen hervorgerufen wird. Das hätte den Vorteil, dass Geimpfte nicht als symptomlose Virusträger jemanden anstecken können. Speziell für immunsupprimierte Personen sind ebenfalls neue Impfstoffe in Entwicklung, die eine gute T-Zellantwort auslösen. Das ist besonders bei Patienten vom Vorteil, die keine Antikörper bilden können (B-Zellantwort). Ein solcher Impfstoff wird beispielsweise von der Universität Tübingen in der Phase-II-Studie getestet. Dieser induziert keine Antikörperbildung, sondern setzt auf die Aktivierung der T-Zellen zur Immunabwehr.

Ob die angepassten Impfstoffe tatsächlich im Herbst zur Verfügung stehen, ist noch nicht ganz klar. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA rechnet Ende September mit den ersten Zulassungen. Während die Hersteller die ersten, an Beta- und Omikron BA.1-Variante angepassten Impfstoffe testen, ändert sich Omikron genetisch weiter. Am weitesten mit den klinischen Studien der angepassten mRNA-Impfstoffe sind Moderna und BioNTech/Pfizer sowie der Spanischer Hersteller Hipra mit einem proteinbasierten Impfstoff.

Ende Juni meldeten mehrere Hersteller neue Studienergebnisse:

Sanofi entwickelt in Kooperation mit GSK einen proteinbasierten und adjuvantierten, sog. Beta-Booster-Impfstoff, der neben dem Wuhan-Spike-Protein auch die Spike-Version der Beta-Variante enthält. In einer Phase-3-Studie zeigt jetzt dieser Impfstoff eine gute Schutzwirkung vor COVID-19 und ist auch gegen die Omikron-Variante wirksam.

Aktuelle Laborergebnisse von Moderna zeigen, dass der bivalente Impfstoff, der neben dem Wuhan-Spike-mRNA auch eine angepasste mRNA (mRNA-1273.214, berücksichtigt insgesamt 32 Mutationen von Omikron) enthält, auch vor den neuesten Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 schützen könnte.

Ähnliches zeigen vorläufige Laborergebnisse von BioNTech/Pfizer: Die mono- und bivalente Impfstoffkandidaten, die an die Omikron-Variante BA.1 angepasst sind, können auch die Varianten BA.4 and BA.5 neutralisieren.

Mitte Juni begannen für den angepassten Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer- Rolling-Reviews bei der EMA. Das sind gute Nachrichten für den weiteren Verlauf der Pandemie und wenn die Rezeptorbindestelle von Omikron sich nicht wesentlich verändert,können wir darauf hoffen, dass die neuen Impfstoffe uns im Herbst besser schützen werden.

Hersteller

Impfstofftyp / Antigen

Anmerkungen

Entwicklungsstatus

Moderna

(USA)

Spike-mRNA / Wuhan + Beta

Booster

Phase II/III

Spike-mRNA / Wuhan + Omikron

Booster

Rolling review in EU

BioNTech / Pfizer (D/USA)

Spike-mRNA / Wuhan + Omikron

Booster

Rolling review in EU

 

Spike-mRNA / Alpha + Delta

Booster

Novavax

(USA)

proteinbasiert, Adjuvans Matrix-M1 / Wuhan + Beta

 

Phase I/II

Hipra
(Spanien)

Proteinbasiert, fusionierte Rezeptorbindedomänen aus Spikeproteinen des Alpha und Beta Varianten + MF59C.1 (Adjuvans)

 

Phase III und Rolling review in EU

Codagenix (USA) und Serum Institute of India

attenuierte Lebendviren (durch Codon-Deoptimierung)

für nasale Anwendung

Phase I abgeschlossen

Phase II mit WHO in Vorbereitung

Baharat Biotech (Indien), Precision Virologics (USA) und Washington University School of Medicine in St Louis (USA)

Vektorimpfstoff

für nasale Anwendung

 

Phase III (Erprobung als Booster seit März 2022)

City of Hope (USA)

Vektorimpfstoff (MVA-Virus), Gene für Spike und Nukleokapsid, aktiviert T-Zellantwort

für Immunsupprimierte

Phase II

GeoVax Labs

(USA)

Als Booster und zur Grundimmunisierung von Immungeschwächten

Phase II

Universität Tübingen

Peptid-basiert, Peptide aus verschiedenen Proteinen des SARS-CoV2-Virus zur T-Zell-Aktivierung

für Patienten unter Chemotherapie und Immungeschwächte

Phase II

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