Influenza-Impfung bei Schwangeren

Frage:

"Als Gynäkologin führe ich natürlich auch die notwendigen Impfungen bei meinen Patientinnen durch. Impfungen während der Schwangerschaft bereiten mir aber immer ein ungutes Gefühl. Lebendimpfstoffe sind natürlich kontraindiziert! Aber kann ich Totimpfstoffe wie die Grippe-Impfung wirklich unbesorgt während der Schwangerschaft Influenza geben?"

Antwort:

Die Influenza-Impfung wird bereits seit 2010 für alle Schwangeren ab dem 2. Trimenon von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Bei einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf einer Influenza wegen einer Grunderkrankung kann bereits ab dem 1. Trimenon geimpft werden. Denn bei Schwangeren, die an Influenza erkranken, ist die Gefahr von Komplikationen deutlich erhöht. Und auch das ungeborene Kind leidet sehr unter dieser schweren Infektionskrankheit.

Die Sorge, während der Schwangerschaft einen indizierten Totimpfstoff zu verabreichen, ist unbegründet. Und besonders zur Grippe-Impfung gibt es zahlreiche Untersuchungen und Studien, dass die Impfung für Mutter und Kind unproblematisch ist und gut vertragen wird. Teratogene Auswirkungen auf das Kind wurden nie beobachtet.

Während der Pandemie 2009 wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen, u. a. im Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin, verschiedene Impfstoffe geprüft und mehrere tausend Schwangerschaftsverläufe ausgewertet. Dabei wurden keinerlei Hinweise gefunden, dass die Schwangerschaft durch die Impfung negativ beeinflusst wird, und zwar weder bei einer Impfung in der Frühschwangerschaft noch im 2. oder 3. Trimenon. Es wurden keine erhöhten Fehlgeburtsraten – anders als bei einer hochfieberhaften Influenza-Erkrankung – und keine vermehrten Schwangerschaftskomplikationen beobachtet, auch keine angeborenen Schädigungen beim Kind. Diese Untersuchungen schlossen nicht nur die Pandemie-Impfstoffe, sondern auch die üblichen inaktivierten „saisonalen“ Grippe-Impfstoffe ein.

Hintergrund:
Eine Infektion mit Influenzaviren in der Schwangerschaft kann für die Schwangere und den Embryo ein Risiko darstellen. Besonders bei Frauen im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel werden deutlich mehr Komplikationen beobachtet, vor allem Pneumonien, die zu Hospitalisierungen führen. Physiologische Veränderungen während der Schwangerschaft, z. B. eine verminderte zellvermittelte Immunität, machen Schwangere möglicherweise für das Influenzavirus besonders anfällig. Eine Gefahr für das ungeborene Kind geht insbesondere von dem hohen Fieber aus: Fieber deutlich über 39 °C und über 24 Stunden ist bei der Influenza keine Seltenheit, es kann die Entwicklung des Kindes stören und erhöht außerdem das Risiko einer Fehlgeburt.

Die Influenza-Impfung während der Schwangerschaft hat also einen großen Nutzen für Mutter und Kind und kann ohne Bedenken verabreicht werden. Die Weltgesundheitsorganisation /WHO) empfiehlt seit 2012 die Grippe-Impfung für Schwangere sogar mit der höchsten Priorität.

 


Erstellt: 20.7.2018

Quellen:

  1. Centers for Disease Control and Prevention, Guidelines for Vaccinating Pregnant Women, August 2016, www.cdc.gov/vaccines/pregnancy/hcp/guidelines.html
  2. Deutsches Grünes Kreuz e. V. dgk.de/nc/meldungen/influenza-impfung-in-der-schwangerschaft-warum-diese-empfehlung.html
  3. Epidemiologisches Bulletin 31/2010, Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Änderung der Empfehlungen zur Impfung gegen Influenza, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2010/Ausgaben/31_10.pdf
  4. Robert Koch-Institut. Kann in der Schwangerschaft und Stillzeit geimpft werden? Stand 17.04.2015, www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/AllgFr_AllgemeineFragen/FAQ08.html
  5. Vaccines against influenza WHO position paper – November 2012, www.who.int/wer/2012/wer8747.pdf