Typhus

Erreger und Übertragung

Typhus ist eine durch das Salmonella enterica Typhi oder Paratyphi Bakterium hervorgerufene Infektionskrankheit.

Übertragen werden die Bakterien fäkal-oral durch den Verzehr von Wasser und anderen Getränken sowie Nahrungsmitteln, die in Kontakt mit infektiösem Stuhl oder Urin gekommen sind. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch spielt eine untergeordnete Rolle, ist aber prinzipiell möglich. Insbesondere durch nichtdiagnostizierte Erkrankte und unbemerkt Dauerausscheidende geht ein Risiko für die Verbreitung durch Abwässer aus. Die Ausscheidung von Erregern kann mitunter sehr lange, möglicherweise sogar lebenslang erfolgen.

Wie verbreitet Typhus in einem Land ist, steht in engem Zusammenhang mit den dort herrschenden hygienischen Verhältnissen. Regelmäßiges Händewaschen und Vorsicht beim Essen sind in Risikogebieten dringend notwendig. Bei Reisen in endemische Länder gilt daher die alte Regel erfahrener Tropenreisender: „Peel it, cook it or forget it!“ („Schäle es, koche es oder vergiss es!“).

Geografische Verbreitung von Typhus / Paratyphus

Typhus und Paratyphus treten weltweit auf, hauptsächlich jedoch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. In diesen Ländern kommt es oft zu wiederholten Ausbrüchen und Epidemien, oftmals auch in Folge von Krieg und anderen Katastrophen. Unzureichende hygienische Verhältnisse sind eng verknüpft mit hohen Fallzahlen.
Von der WHO werden die jährlichen Typhus-Fälle mit durchschnittlich 16 Millionen angegeben, wovon durchschnittlich 0,9 % versterben. Für Paratyphus wird jährlich eine Zahl von etwa 5,5 Millionen Erkrankungsfällen geschätzt.

Die in Deutschland erworbenen Erkrankungen sind seit 1964 mit den gestiegenen hygienischen Verhältnissen rapide abgesunken. Im Jahr 1951 bestand für Typhus und Paratyphus jeweils noch eine Inzidenz von 10 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern.
2019 waren in Deutschland insgesamt 86 Fälle gemeldet. Von diesen wurden 84 auf Reisen erworben. Fast 4/5 der Fälle gingen auf ein asiatisches Land als Ursprung der Infektion zurück. Pakistan, Indien und Mexiko wurden insgesamt als häufigste Ursprungsländer genannt. Nur eine erkrankte Person hatte Impfschutz.

Ca. 90 Prozent der Erkrankungen in Europa sind reiseassoziiert. Das höchste Risiko einer Infektion besteht in Südasien (Pakistan, Indien, Nepal, Bangladesch), gefolgt durch die Länder des afrikanischen Kontinents und einigen Pazifikinseln.

Das Krankheitsbild

Bei Typhus und Paratyphus handelt es sich um schwere Allgemeininfektionen mit hohem Fieber. Die Zeit zwischen Infektion und Symptombeginn kann bei Typhus zwischen 3 und 60 Tagen variieren, liegt meist jedoch bei 8 bis 14 Tagen. Die Inkubationszeit für Paratyphus liegt zwischen 1 und 10 Tagen. Beide Erkrankungen gehen mit einem schweren Krankheitsbild einher. Eine antibiotische Behandlung kann bei frühzeitiger Gabe den typischen Krankheitsverlauf abmildern, jedoch werden vermehrt Antibiotikaresistenzen beobachtet. Unbehandelt liegt die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Ausgangs bei 10 bis 20 Prozent. Bei Reisenden und nach Deutschland importierten Erkrankungen liegt sie bei unter einem Prozent.

Zwei bis fünf Prozent der Patienten, die keine Antibiotikabehandlung bekommen, können zu Dauerausscheidern werden und für ihr weiteres Leben ansteckend bleiben. Ein späteres, erneutes Auftreten der Krankheit ist grundsätzlich möglich, auch mehrfach.

In der frühen Typhus-Krankheitsphase treten unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Gliederschmerzen auf. Unbehandelt kommt es dann langsam zu einem Fieberanstieg, oftmals über 39°C und einem starkem allgemeinen Krankheitsgefühl, oft einhergehend mit Benommenheit (griechisch thypos = Nebel). Bewusstseinsstörungen und neuropsychiatrische Symptome sind z.T. auch möglich. Das hohe Fieber schwankt wenig und kann bis zu 3 Wochen andauern. Uncharakteristische Bauchbeschwerden treten auf, anfänglich begleitet von Verstopfungen, die sich ab der 2. Woche häufig in „erbsbreiartige“ Durchfälle wandeln. Auch eine vergrößerte Milz ist zu beobachten sowie teilweise eine relative Bradykardie (relativ zum Puls verlangsamter Herzschlag). In der zweiten Krankheitswoche kann es in manchen Fällen zu nichtjuckenden, hellroten, stecknadelkopfgroßen Roseolen, meist am Bauch, kommen.

Der Krankheitsverlauf des Paratyphus ist sehr ähnlich zu Typhus. Paratyphus geht häufiger mit Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen, Unterleibsschmerzen und niedrigerem Fieber bis 39°C einher.

Impfung gegen Typhus - Empfehlungen der STIKO

Die STIKO empfiehlt Typhus-Impfung allen Reisenden in Gebiete, in denen Typhus weit verbreitet ist, besonders wenn sie unter schwierigen hygienischen Bedingungen reisen. Angesprochen sind also vor allem Abenteuer- und Trekkingreisende. Da es bei Typhus symptomlose Dauerausscheider gibt, ist das Infektionsrisiko aber auch bei einem "Pauschalurlaub" nicht auszuschließen, zum Beispiel wenn Ausscheider von Typhusbakterien in Hotels als Küchenpersonal arbeiten. Die Impfung wird deshalb auch Pauschalurlaubern empfohlen.

Schwangere Frauen sollten die Impfung mit dem Lebendimpfstoff (Schluckimpfung) besser vermeiden, da bisher nur unzureichende Erfahrungen über Impfung Schwangerer vorliegen.

Impfstoffe und Impfschemata

Es stehen zwei Typen Impfstoffe zur Verfügung: ein Schluckimpfstoff (Lebendimpfstoff) und zu injizierende Totimpfstoffe. Beide Impfstofftypen sind für Erwachsene und Kinder ab dem zweiten Lebensjahr gleichermaßen geeignet. Die Typhusimpfung kann gleichzeitig mit anderen Schutzimpfungen vorgenommen werden.

Der Schluckimpfstoff enthält im Wesentlichen unschädlich gemachte, lebende Typhusbakterien. Für einen vollständigen Impfschutz müssen drei Kapseln im Abstand von je zwei Tagen eingenommen werden, das heißt je eine an den Tagen 0, 2 und 4, jeweils eine Stunde vor einer Mahlzeit. Die Impfserie sollte mindestens 10 Tage vor einer Reise abgeschlossen sein. Bei gelegentlichen Reisen in Typhusgebiete wird nach einem Jahr eine Wiederholungsimpfung nach gleichem Schema fällig, bei ständigem Aufenthalt in einem Typhusgebiet wird eine Wiederholungsimpfung im Abstand von drei Jahren empfohlen. Um den Impferfolg nicht zu gefährden, sollten eine Malariaprophylaxe, Abführmittel, Antibiotika oder Sulfonamide erst drei Tage nach der dritten Impfstoffkapsel eingenommen werden.

Die zu injizierenden  sogenannten Totimpfstoffe enthalten bestimmte gereinigte Bruchstücke abgetöteter Typhusbakterien. Der Impfstoff wird einmal gespritzt, spätestens 14 Tage vor einer Reise in ein Endemiegebiet. Bei fortbestehender Infektionsgefahr wird nach drei Jahren eine Wiederholungsimpfung empfohlen.


Aktualisiert am: 06.09.2022

Quellen:

  1. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2022, Epidemiologisches Bulletin 4/2022; unter: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html;jsessionid=67BB18FA83394908CC899B2B29892D54.internet092
  2. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. zu Reiseimpfungen: Epidemiologisches Bulletin 14/2022; unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/14/Tabelle.html
  3. Robert Koch-Institut: Ratgeber Typhus