Gefahr durch Darmkeime und Hepatitis A

Robert Koch-Institut gibt Flutopfern und Helfern Empfehlungen zum Schutz vor Infektionen

Erst die Flut, dann der Keim? Nach der Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beunruhigt diese Frage viele Menschen. Deshalb gibt das Robert Koch-Institut (RKI) aktuell Tipps zum Schutz vor Infektionen. Weil Abwassersysteme überflutet wurden, könnten mit dem Stuhl ausgeschiedene Erreger übertragen und zu Magen-Darm-Erkrankungen oder Hepatitis A führen.

Das RKI rät, bei der Reinigung von Häusern und Wohnungen Gummistiefel, wasserdichte Handschuhe und wasserabweisende Kleidung zu tragen, um sich vor dem Kontakt mit verkeimtem Wasser zu schützen. Hände sollten vor der Zubereitung und dem Verzehr von Lebensmitteln, auch vor dem Rauchen, sorgfältig mit sauberem Wasser gewaschen werden. Das schütze am besten gegen fäkal übertragbare Keime. Grundsätzlich sollten nur sauberes Trinkwasser und Lebensmittel, die nicht mit Überschwemmungswasser in Berührung gekommen sind, verzehrt werden.

Eine Hepatitis-A-Impfung kann laut RKI erwogen werden, wenn sauberes Trink- und Waschwasser nicht zur Verfügung stehen. Auch für die Einsatzhelfer könnte diese Impfung sinnvoll sein; denn bei den Aufräumarbeiten besteht der Gefahr, mit Wasser in Berührung zu kommen, das mit Fäkalien verunreinigt ist. Deshalb sollten Kinder nie im Überschwemmungswasser baden oder spielen.

Bei Aufräumarbeiten ist zudem die Gefahr groß, sich zu verletzen. Deshalb rät das RKI allen Beteiligten, den Impfschutz gegen Tetanus zu überprüfen und falls nötig zu aktualisieren. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Erwachsenen eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre. Tetanus-Bakterien kommen überall im Erdreich vor – sie können auch über kleine Wunden in den Körper eindringen. Wer sich verletzt, sollte sich deshalb rasch an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden; es könnte sein, dass eine sofortige Impfung notwendig ist.

Auch andere Infektionen sind in Überschwemmungsgebieten möglich. Bei Überflutungen 2013 wurden in Halle Fälle von Kryptosporidiose gemeldet. Der Erreger ist ein Darmparasit, der bei Menschen Durchfälle verursacht. Auch Leptospirose-Infektionen sind denkbar, jedoch sind diese Erkrankungen in Deutschland selten, so das RKI. Der Erreger der Leptospirose ist ein stark bewegliches, korkenzieherförmiges Bakterium, was bei Hunden, Schweinen, Pferden, Rinder und Schafen vorkommen kann. Die Ansteckung erfolgt durch kontaminiertes Wasser über kleine Hautwunden. Die Erkrankung kann bei Menschen zu verschiedenartigen, zum Beispiel zu Grippe-ähnlichen Symptomen führen. Vor diesen Erregern schützt nur die strikte Einhaltung von Hygieneregeln.

Ein weiterer Aspekt sollte ebenfalls beachtet werden: In Überschwemmungsgebieten kann in der aktuellen COVID-19-Pandemie auch die Ansteckungsgefahr durch Coronaviren erhöht sein, wenn z. B. viele Menschen in Notunterkünften auf engem Raum zusammenkommen.


Erstellt. 10.08.2021

Quelle:

Robert Koch-Institut: Infektionsrisiken in Überschwemmungsgebieten in Deutschland

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