Ohr und Gehör

Das Ohr - Ein Hochleistungs-Präzisionsinstrument

"Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können von den Menschen", so die taubblinde US-Schriftstellerin Helen Keller. Das Gehör ist unser wichtigstes Kommunikationsorgan, doch die wenigsten Menschen denken bewusst über ihre Ohren nach. Dabei sind es Hochleistungs-Präzisionsinstrumente. Vergleicht man die Leistung des Gehörs mit der einer Waage, so reicht das Spektrum von 1 Milligramm bis 1000 Tonnen. Der Nachteil: Die Ohren sind nicht für unsere laute Zivilisation geschaffen und einmal aufgetretene Hörschäden sind meist irreparabel.

Wer gut hört, weiß oft nicht, was es bedeutet, schlecht oder gar nicht zu hören. Die Bedeutung des Hörsinns geht über das bloße Verstehen einer Mitteilung weit hinaus. Neben der reinen Vermittlung von sprachlicher Information erfüllt das Hören in unserem Leben noch weitere wichtige Aufgaben:

Das Hören hat Warnfunktion. Es macht zum Beispiel auf Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam. Wer schlecht hört, kann beim Überqueren einer Straße das nahende Auto überhören. Auch die Aufmerksamkeit wird vielfach durch das Hören aktiviert. "Der Nächste bitte" kann vom schlecht hörenden Menschen ebenso überhört werden wie Durchsagen auf Bahnhöfen.

Das Ohr nimmt 24 Stunden am Tag Informationen aus der Umwelt auf. Ob Läuten des Telefons, Vogelgezwitscher, Hintergrundmusik, tropfender Wasserhahn - das Gehör versorgt uns ständig mit Informationen, die als mehr oder weniger angenehm empfunden werden. Eine wichtige Gehörfunktion ist die Orientierung. Mit schlechtem Gehör ist es nahezu unmöglich festzustellen, woher ein Geräusch kommt und wie weit es entfernt ist. Gerade im Dunkeln merkt man, wie wichtig diese Orientierung ist.

Für den Spracherwerb ist ein funktionierendes Gehör besonders wichtig. Denn erst Hören ermöglicht eine lautsprachliche Kommunikation. Doch auch, wenn die Sprache beherrscht wird, muss sie weiterhin gepflegt werden. Wer schlechter hört, bei dem kann auch die Sprache mit der Zeit verkümmern.

Wenn man seine Mitmenschen nicht richtig verstehen kann, kommt es zu Missverständnissen und Unsicherheiten. Das kann im Beruf und im Privatleben zu Schwierigkeiten führen. Letztlich leiden die sozialen Kontakte, man zieht sich mehr und mehr zurück.
In zwischenmenschlichen Beziehungen ist nicht nur wichtig, was gesprochen wird, sondern auch wie gesprochen wird. Denn: "Der Ton macht die Musik". Das Gehör ist ein wichtiger Empfänger für Begleitinformationen auf der emotionalen und sozialen Ebene. Allein die Betonung eines einzelnen Wortes, wie "nein", kann diesem höchst unterschiedliche Bedeutungen geben. Erstaunen, Begeisterung, Ablehnung, Zustimmung, Zweifel, Ironie, Heuchelei - all dies kann Sprache quasi "nebenbei" aussagen.

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Wie wir hören - Eine Reise durchs Ohr

Wenn jemand etwas ruft, geschieht im Ohr des Zuhörers Folgendes: Der Schall wird von der Ohrmuschel (1) aufgenommen. Durch ihre Trichterform wird der Schall gesammelt und wie bei einem Hörrohr verstärkt. Auf der Reise durch den Gehörgang werden die Schallanteile zusätzlich verstärkt, die für das Verstehen der Sprache besonders wichtig sind.

Dann trifft der Schall am Ende des äußeren Ohres auf das Trommelfell (2) und versetzt das pfennigstückgroße Häutchen in Schwingungen. Diese Schwingungen werden auf drei Gehörknöchelchen (3, Hammer, Amboss, Steigbügel) übertragen. Diese winzigen Knochen wirken wie ein ausgeklügeltes Hebelsystem. Sie verstärken die Trommelfellbewegung und leiten sie weiter zur Steigbügelplatte, die im Rhythmus dieser Bewegungen auf das ovale Fenster der Hörschnecke (4) des flüssigkeitsgefüllten Innenohres drückt.

In der Schnecke findet der eigentliche Hörvorgang statt. Hier werden Schwingungen in Nervenimpulse umgesetzt. Das Innere der Schnecke gleicht einem komplizierten hydraulischen System, das die extrem kleinen Druckschwankungen auf die Hörsinneszellen überträgt. Die Bewegungen des Steigbügels stoßen die Innenohrflüssigkeit je nach Lautstärke und Tonhöhe unterschiedlich an und erregen so die Sinneshaare der Sinneszellen. Diese verwandeln die Schwingungen über komplizierte chemische Prozesse in Nervenimpulse, die dann über den Hörnerv (5) ins Hörzentrum des Gehirns geleitet werden. Erst dort werden sie uns als Hörempfindung bewusst und als Musik, Sprache oder ein bestimmtes Geräusch interpretiert.

Wie schützt man sein Gehör ?

Die Leistung unserer Ohren ist schon allein durch die Tatsache bewundernswert, dass sie Tag und Nacht arbeiten und ihnen ein Leben lang keine Ruhepause gegönnt wird.

Setzen Sie Ihre Ohren nie zu großen Lautstärken aus. Besonders Jugendliche verkennen die Gefahr, die von Diskotheken, Musik über Kopfhörer und Rockkonzerten ausgeht.
Wer bei einem Rockkonzert direkt vor dem Lautsprecher steht. kann bleibende Schäden davontragen. Rgelmäßige stundenlange ”Kopfhörermusik” erhöht die Wahrscheinlichkeit für Hörschäden. Besonders gefährlich und wegen ihres sekundenschnellen Auftretens unterschätzt sind Knalle. Ein einziger Pistolenschuss oder Silvesterböller kann ein Ohr für immer schädigen.

Wenn Sie Lärm in Freizeit und Beruf nicht vermeiden können, tragen Sie unbedingt einen Gehörschutz. Bereits für wenig Geld schützen Sie Ihr Gehör, ohne den Musikgenuss zu schmälern. Der Hör-Akustiker berät Sie gern dabei.

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