Prävention

Wachstumsstörungen

Deutliche Wachstumsstörungen und ausbleibende Gewichtszunahme bei Kindern können bereits durch einen milden Zinkmangel entstehen. In den siebziger und achtziger Jahren wurden mehrere randomisierte placebokontrollierte Studien zur Zinkergänzung bei jungen Kindern mit erheblichen Wachstumverzögerungen durchgeführt. Eine geringe Zinkergänzung (5.7 mg täglich) führte dabei schon zu erhöhten Wachstumsraten im Vergleich zum Placebo (17). Vor kurzem beobachteten einige größere Studien in Entwicklungsländern ähnliche Ergebnisse durch eine geringe Ergänzung mit Zink. Eine Meta-Analyse von Wachstumsraten aus Zinkergänzungsstudien bestätigte vor kurzem die weit verbreitete Wachstumshemmung durch milden Zinkmangel bei jungen Kindern, besonders in Entwicklungsländern (18). Obwohl der genaue Mechanismus für das verlangsamte Wachstum bei Zinkmangel derzeit nicht bekannt ist, zeigt neue Forschung, dass die Verfügbarkeit von Zink die zellulären Signalsysteme beeinflusst, welche die Antwort auf das wachstumsstabilisierende Hormon IGF-1 (insulinartiger Wachstumsfaktor 1) koordinieren (19).

Verzögerte neurologische Entwicklung bei Kleinkindern

Ein niedriger Zink-Ernährungsstatus der Mutter ist mit verminderter Aufmerksamkeit der neugeborenen Kinder und schlechterer Koordination im Alter von sechs Monaten in Zusammenhang gebracht worden. Eine Zinkergänzung stand dabei im Zusammenhang mit einer verbesserten Entwicklung der Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit bei untergewichtigen Neugeborenen und einem erhöhten Aktivitätsniveau bei Kindern und Kleinkindern aus Indien und Guatemala (20). Außerdem war eine Ergänzung mit Zink mit besserer neuropsychologischer Leistungsfähigkeit (z. B. Aufmerksamkeit) bei chinesischen Schülern in der ersten Klasse. Dies konnte jedoch nur bei einer Ergänzung von Zink in Kombination mit anderen Mikronährstoffen beobachtet werden (21). Zwei weitere Studien konnten keine Verbindung zwischen einer Zinkergänzung und verbesserter Aufmerksamkeit bei Kindern mit verzögertem Wachstum finden. Obwohl erste Studien darauf hindeuten, dass ein Zinkmangel die kognitive Entwicklung bei jungen Kindern verschlechtern kann, wird mehr kontrolliertere Forschung zur Art dieses Effektes und zur Frage, inwiefern eine Zinkergänzung bei der kognitiven Entwicklung helfen kann, benötigt (22).

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Verminderte Funktion des Immunsystems

Eine ausreichende Versorgung mit Zink wird essentiell für ein vollständiges Funktionieren des Immunsystems benötigt (23). Menschen mit Zinkmangel zeigen eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber einer Vielzahl von infektiösen Krankheiten (24).

Erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Kindern

Durchfall:Schätzungsweise führen Durchfallerkrankungen zu mehr als 3 Millionen Todesfällen jährlich bei Kindern in Entwicklungsländern. Die nachteiligen Effekte eines Zinkmangels auf das Immunsystem können wahrscheinlich die Infektionsanfälligkeit von Kindern gegenüber Durchfallerkrankungen erhöhen, und dauerhafter Durchfall verschlimmert Zinkmangel und allgemeine Unterernährung. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass ein Zinkmangel auch die Effekte von Giftstoffen, die durch durchfallverursachende Bakterien wie E.coli erzeugt werden, verschlimmern kann (25). Eine Zinkergänzung in Kombination mit ausreichender Wasserversorgung konnte die Dauer und Schwere von akuten und chronischen Durchfallerkrankungen in der Kindheit verringern und die Überlebensrate in einer Anzahl von randomisierten kontrollierten Studien verbessern (26, 27). Eine Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien kam zu dem Ergebnis, dass eine Zinkergänzung die Häufigkeit, Schwere und Dauer von Durchfallerkrankungen bei Kinder im Alter von unter fünf Jahren deutlich reduziert (28). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die UNICEF empfehlen derzeit eine Zinkergänzung als Teil der Behandlung von Durchfallerkrankungen in jungen Kindern (29).

Lungenentzündung: Eine Ergänzung mit Zink kann auch die Häufigkeit von Infektionen der unteren Atemwege, wie eine Lungenentzündung, reduzieren. Eine kombinierte Analyse von Studien in Entwicklungsländern demonstrierte eine substantielle Reduktion im Vorkommen von Lungenentzündung von Kindern, denen eine Zinkergänzung gegeben wurde (30). Eine aktuelle Meta-Analyse fand, dass die Zinkergänzung die Häufigkeit, aber nicht die Dauer einer Lungenentzündung oder anderen Atemwegserkrankung bei Kindern im Alter von unter fünf Jahren reduzieren konnte (28).

Malaria: Einige Studien haben gezeigt, dass eine Zinkergänzung die Häufigkeit von klinischen Malaria-Ausbrüchen in Kindern reduzieren konnte (31). Eine plazebokontrollierte Studie in Vorschulkindern in Papua Neu Guinea fand, dass eine Zinkergänzung die Häufigkeit der Arztbesuche aufgrund des Malariaerregers um 38% reduzierte (32). Zusätzlich reduzierte sich die Anzahl der Malaria-Episoden, bei denen eine hohe Anzahl des Malaria-Parasiten Plasmodium falciparum gemessen wurde, um 68%, was auf eine präventive Wirkung der Zinkergänzung vor schwereren Malaria-Episoden hindeutet. Eine sechsmonatige Studie mit mehr als 700 westafrikanischen Kindern konnte jedoch keine reduzierte Schwere oder Häufigkeit der Malaria-Episoden im Vergleich zum Plazebo feststellen (33). Ausserdem zeigte eine randomisierte kontrollierte Studie, dass eine Zinkergänzung Vorschulkindern mit akuter Malariainfektion ohne Komplikationen nicht helfen konnte (34). Weiterhin fand eine randomisierte kontrollierte Studie mit über 42000 Kindern im Alter von 1-48 Monaten, dass eine Zinkergänzung die Sterblichkeit bei Malaria und anderen Infektionen nicht signifikant reduzieren konnte (35). Aufgrund von widersprüchlichen Studien ist es bisher noch nicht klar, ob eine Ergänzung mit Zink bei der Behandlung der Malaria im Kindesalter hilfreich sein kann.

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Immunantwort bei älteren Menschen

Eine altersbedingte Abnahme der Immunfunktion ähnelt der Immunstörung, die beim Zinkmangel beobachtet werden kann. Ältere Menschen sind ausserdem für einen milden Zinkmangel anfällig. Die Ergebnisse zu Studien der Auswirkung von Zink auf die Immunfunktion bei älteren Personen sind jedoch nicht einheitlich. Bestimmte Aspekte der Immunefunktion bei älteren Personen können laut Studien mit einer Zinkergänzung verbessert werden (6). Beispielsweise fand eine randomisierte plazebokontrollierte Studie mit Männern und Frauen im 65. Lebensjahr heraus, dass eine Zinkergänzung von täglich 25 mg für eine Dauer von drei Monaten die Zinkspiegel in wichtigen Immunzellen (T-Zellen, CD4-Zellen und cytotoxische T-Lymphozyten) im Vergleich zum Plazebo erhöhte (37). Andere Studien berichten allerdings davon, dass eine Zinkergänzung nicht die Parameter der Immunfunktion verbessert, was zeigt, dass mehr Forschung im Hinblick auf die Zinkversorgung und ihre Auswirkungen auf die Immunfunktion bei älteren Menschen benötigt wird.

Komplikationen in der Schwangerschaft

Schätzungsweise 82% aller schwangeren Frauen weltweit haben wahrscheinlich eine unzureichende Zinkeinnahme. Eine schlechte mütterliche Zinkversorgung steht in Zusammenhang mit einer Reihe von Schwangerschaftskomplikationen wie Untergewicht bei der Geburt, Frühgeburt, Geburtsschwierigkeiten und angeborenen Anomalien (38). Die Auswirkungen von Zinkergänzungsstudien in der Schwangerschaft in westlichen- und Entwicklungsländern waren jedoch unterschiedlich (20). Obwohl einige Studien eine Zinkergänzung in der Schwangerschaft in Verbindung mit einem höheren Gewicht des Kindes bei Geburt und einer reduzierten Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten bringen konnten, zeigten zwei plazebokontrollierte Studien mit Frauen aus Peru und Bangladesch, dass die Zinkergänzung die Häufigkeit von Untergewicht des Kindes bei der Geburt oder einer Frühgeburt nicht reduzieren konnte (39, 40). Eine systematische Analyse von 17 randomisierten kontrollierten Studien fand, dass eine Zinkergänzung während der Schwangerschaft mit einer 14%-igen Reduktion von Frühgeburten in Zusammenhang stand, welche insbesondere bei einkommensschwachen Frauen beobachtet werden konnte (41). Die Analyse fand jedoch keine Vorteile einer Zinkergänzung auf andere Indikatoren der Gesundheit von Mutter oder Kind (41).

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