West-Nil-Fieber

Erreger, Vorkommen und Übertragung

Das West-Nil-Virus (abgekürzt WNV) gehört zur Familie der Flaviviridae und wird durch Stechmücken hauptsächlich der Gattung Culex übertragen. Man kann bis zu neun Viruslinien unterscheiden. In Europa zirkulieren i. d. R. die Linien 1 und 2.
1937 wurde das WNV in der West-Nil-Provinz Ugandas isoliert und erreichte Ende der 1950er Jahre Europa. Heute sind WNV sowohl in tropischen als auch in gemäßigten Gebieten der Erde verbreitet. In Europa besteht zwischen verschiedenen Wildvögeln (z. B. Raben, Eulen) und unterschiedlichen Steckmückenarten (Culex pipiens und C. modestus, die auch in Deutschland heimisch sind) ein WNV-Übertragungszyklus. Verschiedene Säugetiere, aber auch Reptilien- und Amphibien können infiziert werden. Krankheitssymptome sind jedoch nur bei uns Menschen und Pferden sichtbar.
Eine direkte Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist nicht möglich. Die Stechmücken können zwar das Virus von Vögeln auf den Menschen übertragen, für eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch durch die Stechmücken ist jedoch der Viruslast nicht hoch genug, da der Mensch ein Fehlwirt für das Virus darstellt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen, sowie in seltenen Fällen durch Stillen oder im Mutterleib beschrieben.

Situation in Deutschland

Die ersten Fälle in Deutschland wurden 2018 beim Robert Koch-Institut registriert. Seit dem werden vorwiegend im Sommer und Herbst Infektionen gemeldet, hauptsächlich aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin sowie Brandenburg. 2019: 12, 2020: 21, 2021: 5, 2022: 14, 2023: 16 Fälle. Da viele Infizierte keine Symptome entwickeln, bleiben die meisten Ansteckungen vermutlich unerkannt.
Die Meldedaten zeigen, dass das Virus – bedingt durch das milde Klima – in der Lage ist in Deutschland zu überwintern.

Krankheitsbeschreibung:

Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen zeigen ca. ein Fünftel der Infizierten grippeähnliche Symptome wie Fieber (teilweise biphasisch), Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen, die etwa 3 bis 6 Tage lang anhalten. In seltenen Fällen - bei etwa 1 Prozent der Infektionen - entwickeln Patienten eine Enzephalitis (Hirnentzündung) oder Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Hirnentzündung) mit einer Letalität von 15 bis 40 Prozent.

Vorbeugung & Behandlung

Ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung, daher kann die Erkrankung kann nur symptomatisch behandelt werden. Einespezifische antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung.
Der beste Schutz gegen eine WNV-Erkrankung ist eine konsequente Expositionsprophylaxe! Über Schutzmaßnahmen gegen Insektenstiche können Sie sich auf unserer Seite: Impfschutz für Reisende informieren.
Laut Infektionsschutzgesetzes sind humane WNV-Fälle meldepflichtig (direkter/indirekter Erregernachweis).


Aktualisiert:17.09.2024

Quellen:

  1. SurvStat@RKI, Abfrage: 17.09.2024
  2. Ärzteblatt, 16. September 2024: Es ist davon auszugehen, dass sich das West-Nil-Virus weiter ausbreitet.
  3. RKI West-Nil-Fieber im Überblick unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/W/WestNilFieber/West-Nil-Fieber_Ueberblick.html.
  4. Zoonose des Monats Februar Juli 2022 - West-Nil-Virus 2021 unter https://www.zoonosen.net/zoonosenforschung/zoonose-des-monats.
  5. RKI. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020, Berlin 2021.

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