Scharlach
Erreger
Die Erreger von Scharlach sind Bakterien aus der Familie der Streptokokken (Streptococcus S. pyogenes), sogenannte ß-hämolysierende Streptokokken der Serogruppe A. Wenn die Erkrankung typisch verläuft, geht sie mit einem charakteristischen Ausschlag auf der Haut (Exanthem) sowie auf den Schleimhäuten (Enanthem) einher. Das Exanthem wird durch Gifte (Toxine) ausgelöst, die von den Streptokokken ausgeschieden werden. Dabei enthalten die Scharlachbakterien sogenannte Bakteriophagen. Das sind Viren, die Bakterien befallen, und die für die Toxinbildung verantwortlich sind. Andere Streptokokkenarten besitzen solche „lysogene Phagen“ nicht und scheiden daher auch keine „erythrogenen“ Gifte aus, machen also keinen Ausschlag. Sie können aber ebenfalls zu schweren Erkrankungen führen.
Die Verbreitung
Rachenentzündungen durch S. pyogenes sind weltweit verbreitet und gehören zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen bei Kindern. Die Zahl der von Rachenentzündungen durch Streptokokken Betroffenen wird in Deutschland auf 1 bis 1,5 Millionen pro Jahr geschätzt. Jährlich mindestens 50.000 Menschen (62/100.000) erkranken an typischem Scharlach. Man kann in jedem Alter Scharlach bekommen, bevorzugt jedoch im Kindesalter, vor allem von 6 bis 12 Jahren. Viele, die sich mit Scharlachbakterien infizieren, erkranken aber nur leicht oder gar nicht. Die Rate der symptomlosen Personen, die Träger von S. pyogenes sind, wird auf 20 Prozent geschätzt.
Die Inkubationszeit beträgt 1 – 3 Tage.
Das Krankheitsbild
Typischerweise beginnt die Erkrankung mit hohem Fieber, Rachen- und Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina, Pharyngitis), und es breitet sich ein feinfleckiges Exanthem aus, wobei das Munddreieck meist ausgespart wird. Die Belege im Mund lösen sich relativ rasch und hinterlassen dann die charakteristische Himbeerzunge. Bei Kindern treten oft auch Bauchschmerzen und Erbrechen auf. Nach etwa einer Woche geht das Fieber zurück, die betroffene Haut beginnt sich zu schälen, am stärksten an Händen und Fußsohlen; und die Rekonvaleszenz beginnt. Unbehandelt können die Patienten jedoch noch 3 Wochen ansteckend sein.
Als Komplikation der Streptokokkeninfektionen werden Nebenhöhlen- und Mittelohr- sowie Lungenentzündungen (Sinusitis, Otitis media, Pneumonie) gesehen. Am gefürchtetsten sind jedoch das akute rheumatische Fieber, Herzentzündung (Endokarditis) sowie Nierenentzündung (Glomerulonephritis). Diese Komplikationen können auch bei weitgehend symptomlosem Verlauf oder einer nur „harmlosen“ Angina auftreten. Die Erkrankungen können chronisch werden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Gelenke durch das Rheuma, Herzklappenfehler durch die Endokarditis oder mit dialysepflichtiges Nierenversagen sind mögliche Folgen.
Die Therapie
Deshalb müssen zur Behandlung von Streptokokkenerkrankungen Antibiotika eingesetzt werden, und zwar meist Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin über 10 Tage. Bei Penicillin-Allergie erfolgt die Therapie mit z. B. mit Erythromycin. Bei Ausbrüchen sollen alle möglicherweise Erkrankten, auch die mit harmlosem Verlauf, umgehend mit Antibiotika behandelt werden. Die Behandlung von gesunden Kontaktpersonen wird nicht empfohlen, sie sollten aber besonders auf etwaige Krankheitszeichen achten und dann ggf. umgehend einen Arzt aufsuchen.
Zur Labordiagnose werden die Bakterien aus Rachen- oder Tonsillenabstrich angezüchtet. Später lässt sich eine Streptokokken-Folgeerkrankung eventuell durch Antikörper im Blut nachweisen (z. B. AST, Anti-DNase-Antikörper).
Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.
In einigen Bundesländern ist Scharlach meldepflichtig.
Gemeinschaftseinrichtungen dürfen nach Beginn einer Antibiotikatherapie und dem Abklingen der Symptome nach 24 Stunden erfolgen, bei fortbestehenden Krankheitszeichen wie Fieber, schwerem Krankheitsgefühl und noch eiternden Hautveränderungen unter der Therapie erst nach deren Abklingen.
Weiterführende Literatur unter:
www.rki.de
Informationen in Stichworten:
ERREGER: Streptococcus pyogenes, Serogruppe A
INKUBATIONSZEIT: 1 – 3 Tage
FÜHRENDE SYMPTOME: Fieber, eitrige Halsentzündung, Ausschlag
KOMPLIKATIONEN: Sinusitis, Otitis media, Pneumonie, rheumatisches Fieber, Endokarditis, Glomerulonephritis
THERAPIE: Antibiotika
Aktualisiert: am 23.09.2020
Quellen:
- RKI-Ratgeber: Streptococcus pyogenes-Infektionen
- BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Scharlach