Ballaststoffreiche Kost gegen Asthma

Essen Sie sich gesund – das ist ein beliebter Slogan, wenn es um gesundheitsfördernde Essgewohnheiten geht. Tatsächlich hat die Ernährung auf viele Erkrankungen einen Einfluss. Experimente mit Mäusen zeigen, dass sie möglicherweise auch bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege eine größere Rolle spielen könnte, als bisher angenommen. Eine ballaststoffreiche Kost wirkte sich bei den Tieren über Umwege auch auf die Atemwege aus, wodurch allergische Reaktionen abgeschwächt wurden.

Ballaststoffarme Kost – mehr Asthma?

In den vergangenen 50 Jahren erkrankten in den westlichen Ländern immer mehr Menschen an allergischem Asthma. Im selben Zeitraum hat sich auch die Kost geändert: Der Gehalt an Ballaststoffen aus Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten hat abgenommen, der von Kohlenhydraten und Fetten zugenommen. Das Team um Benjamin Marsland von der Universität Lausanne vermutete zwischen beiden Entwicklungen einen ursächlichen Zusammenhang und ging der Frage in einer Reihe von Experimenten nach. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.

Weitreichender Einfluss bis zur Lunge

Zunächst konnten die Forscher zeigen, dass ballaststoffarm ernährte Mäuse auf Hausstauballergene mit einer stärkeren entzündlichen Reaktion der Atemwege reagierten, als solche Tiere, die normal ernährt wurden. Umgekehrt erzielte eine ballaststoffreiche Ernährung eine schützende Wirkung.

Auf bestimmte Ballaststoffe kommt es an

Zu der schützenden Wirkung kam es allerdings nur, wenn es sich um sogenannte fermentierbare Ballaststoffe handelte, die von den Darmbakterien aufgeschlossen werden können. Dies ist beispielsweise bei Pektin der Fall, das im Dickdarm zu kurzkettigen Fettsäuren aufgespalten wird. Eine pektinhaltige Kost führte bei den Versuchstieren schon nach kurzer Zeit zu einer Änderung der Darmflora: Bakterien, die Pektin enzymatisch aufschließen können, nahmen zu.

Fettsäuren sind die Schlüsselmoleküle

Die Forscher um Marsland konnten in einem nächsten Schritt zeigen, dass mit der pektinreichen Kost die Konzentration von kurzkettigen Fettsäuren sowohl im Stuhl als auch im Blut der Mäuse zunahm.
Nun ist bereits bekannt, dass kurzkettige Fettsäuren einen Einfluss auf Zellen des Immunsystems und damit auch auf Allergien haben. Die Wissenschaftler reicherten das Trinkwasser der Tiere mit kurzkettigen Fettsäuren an – die allergische Reaktion der Atemwege auf Hausstaubmilben reduzierte sich. In weiteren Experimenten konnte schlüssig dargelegt werden, wie diese Wirkungen auf der immunologischen Ebene zustande kommen.

Ballaststoffreiche Kost als Therapie?

Diese Forschungsarbeit ist deshalb so spannend, weil die Wissenschaftler die gesamte Kette der komplexen Zusammenhänge im Blick hatten: angefangen von der Ernährungsentwicklung über die Darmflora und detaillierte immunologische Reaktionen bis hin zu den körperlichen Symptomen der Mäuse. Außerdem geht Studienleiter Marsland davon aus, dass sich die untersuchten Aspekte des Immunsystems bei Maus und Mensch kaum unterscheiden. Wenn dies der Fall ist, könnten sich aus der Arbeit ganz neue Therapiemöglichkeiten ergeben.
Eines aber steht jetzt schon fest: Zu den vielen anderen Gründen, mehr Früchte und Gemüse zu essen, ist nun ein neues Argument hinzugekommen!
 


Quellen:

  1. Aurélien Trompette et al.: Gut microbiota metabolism of dietary fiber influences allergic airway disease and hematopoiesis; Nature Medicine, online publiziert am 5.1.2014 doi:10.1038/nm.3444
  2. Ärzteblatt online vom 6.1.2014: Asthma – Wie sich das Essen auf die allergische Atemwegsentzündung auswirkt
  3. Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF): Ballaststoffe schützen vor Asthma; Pressemitteilung vom 6.1.2014
    www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140106-mediemitteilung-ballaststoffe-schuetzen-vor-asthma.aspx
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Ballaststoffzufuhr lässt sich im Alltag leicht steigern; Pressemitteilung vom 31.7.2012
  5. www.lebensmittellexikon.de/z0000140.php