Impfquoten bei Kindern in Deutschland trotz Pandemie leicht gestiegen

Das Robert Koch-Institut hat - wie jedes Jahr im Dezember - die aktuelle Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Die Daten wurden auf der Basis der Schuleingangsuntersuchungen und Abrechnungsziffern der Kassenärztlichen Vereinigungen erhoben. Betrachtet wurden alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen für Kinder und Jugendliche: Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B, Hib (Haemophilus Influenzae Typ b) Windpocken, Masern, Mumps, Röteln, Meningokokken C, Pneumokokken, Rotaviren, HPV (Humane Papillomviren) und FSME.

Die gute Nachricht: Insgesamt liegen die Impfquoten bei den meisten der seit längerem von der STIKO empfohlenen Impfungen laut RKI „zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchungen auf einem guten Niveau“. Die Analyse der Daten zeigte, dass der gefürchtete negative Effekt der Corona-Pandemie auf die Inanspruchnahme von Kinderschutzimpfungen in den Jahren 2020/21 in Deutschland (anders als in vielen Länder der Welt) nicht eingetreten ist, die Impfquoten sind sogar leicht angestiegen. Das Masernschutzgesetz hat nach seinem Inkrafttreten im Jahr 2020 positiv auf die Masernimpfquote bei Kleinkindern ausgewirkt, „offenbar zögern aber immer noch viele Eltern bei der 2. Impfung oder versuchen, die Masernimmunität mit einem serologischen Test zu belegen“, so das RKI.

Trotzt der leicht positiven Tendenz: Kinder werden in Deutschland oftmals nicht zeitgerecht oder vollständig geimpft. Einige Kinder erhalten manche Impfungen gar nicht. Die Impfquoten der Schuleingangsuntersuchungen zeigen zwar, dass viele Impfungen auch nach dem dritten Geburtstag nachgeholt werden, trotzdem: Ein zu spätes Impfen setzt insbesondere kleine Kinder einer unnötigen Infektionsgefahr aus, betont die RKI.

So sollten alle Kinder mit 15 Monaten bereits dreimal gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus geimpft worden sein, die Impfquote hier beträgt aber nur 90,5 Prozent. Die Quote von drei erfolgten Polioimpfungen in dieser Altersgruppe liegt ebenfalls in diesem Bereich (90,4 %). Damit Deutschland weiterhin poliofrei bleibt und das Wiedereinschleppen von Polioviren verhindert wird, reicht diese Impfrate nicht aus, es sollten 95 Prozent erreicht werden.

Die weltweite Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs ist erklärtes Ziel der WHO und eine HPV-Impfquote von 90 Prozent bei Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren Teil der Strategie. Die HPV-Impfquote von 50 Prozent in dieser Altersgruppe bei Mädchen ist in Deutschland noch stark verbesserungswürdig.

Zu spätes oder unvollständiges Impfen erhöht auch das Risiko der Weiterverbreitung eines Erregers. So werden national bzw. international gesetzte Impfquotenziele hierzulande nicht erreicht, wie im Falle der Masern oder der Poliomyelitis. Auch zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchungen ist noch Bedarf für die weitere Schließung von Impflücken.


Erstellt: 08.12.2022

Quelle: Robert Koch-Institut: Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epidemiologisches Bulletin 48/2022