Beckenbodengymnastik

Der Beckenboden ist eine der wichtigsten Muskelpartien

Der Beckenboden ist eine handtellergroße, handtellerdicke Muskelplatte, die sich zwischen Schambein und Steißbein befindet. Er besteht aus drei Lagen. Die Muskelfasern der drei Lagen verlaufen jeweils quer zueinander.

Ein wohl trainierter, aktiver Beckenboden kann Blasen- und Gebärmuttersenkungen, Inkontinenz und Hämorrhoiden und deren Begleitbeschwerden verhindern oder lindern. Die Bedeutung des Beckenbodens für den Rücken ist groß. Der Grund: Die innerste Schicht des Beckenbodens zieht die ganze untere Beckenöffnung zusammen. Dadurch öffnet sich der obere Rand des Beckens. Das Becken wird weiter, wie ein Trichter. Im Kreuz öffnen sich die Beckenkämme, schaffen mehr Raum für die Kreuzbeine, die Lendenwirbel und das Steißbein. Gleichzeitig werden die Hüftgelenke zusammengezogen. Eine Wohltat für alle Menschen, die an Arthrose leiden.

Durch regelmäßige Beckenbodengymnastik lernt man, diese Muskeln willentlich anzuspannen und zu entspannen. Ein Erfolg ist häufig schon nach einigen Wochen zu spüren. Die Erfolgsaussichten hängen ab von der Dauer der Beckenbodenschwäche, von der Beschaffenheit des Bindegewebes und natürlich von der Intensität des Trainings. Außerdem wirkt sich die Beckenbodengymnastik auch auf den Rest des Körpers aus. Rückenschmerzen können gelindert werden, die ganze Körperhaltung gewinnt an Spannkraft. Der erstarkte Beckenboden gibt nicht nur der Blase wieder neuen Halt, sondern gleich dem ganzen Menschen.

Stressinkontinenz

Stressinkontinenz ist die häufigste Form der Harninkontinenz (ungewollter Harnabgang). Stress bedeutet in diesem Fall nicht Ärger oder seelische Belastung, sondern einfach Druck: Während man beispielsweise niest, steigt kurzzeitig der Druck in der Blase an. Ist die Beckenbodenmuskulatur kräftig, hält sie Blase, Gebärmutter und die anderen Organe des kleinen Beckens an ihrem Platz. Die Harnröhre wird kräftig geschlossen und der Urin kann leicht gehalten werden. Sind Beckenbodenmuskulatur und Bindegewebe jedoch schwach, hängen die Organe des kleinen Beckens durch. Sie senken sich nach unten und die Harnröhre wird kürzer. Der Muskel, der die Harnröhre umgibt, ist dem Druck der Blase nicht mehr gewachsen und gibt schon bei geringer Belastung wie Lachen, Niesen, Husten oder Gehen nach.

Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Harninkontinenz. Bei den über 60-jährigen Frauen und Männern sind es etwa 50 Prozent. Schon unter den jüngeren Frauen sind ungefähr 15 Prozent betroffen, denn Schwangerschaften und schweres Heben belasten Bindegewebe und Beckenbodenmuskulatur. Auch Übergewicht vergrößert den Druck auf den Beckenboden.

Spitzensport ist ohne Mithilfe eines aktiven Beckenbodens nicht möglich. Sänger und Schauspielerinnen trainieren in der Ausbildung, die Stimme aus dem Beckenboden, ihrem Tonboden, zu holen.

Nach oben