Erkältung, grippaler Infekt oder Grippe?

(dgk) Die Nase läuft, der Hals kratzt, und insgesamt fühlt man sich unwohl und schlapp. Was steckt dahinter? Eine Erkältung, ein grippaler Infekt oder sogar eine Grippe? Diese Begriffe stiften manche Verwirrung.

Eine Erkältung ist keine Unterkühlung, sondern eine Virus-Infektion

Der Begriff "Erkältung" ist insofern irreführend, als der Erkrankung keine Unterkühlung des Körpers, sondern eine Infektion zugrunde liegt. Als Krankheitsverursacher sind über 200 ver-schiedene Viren aus unterschiedlichen Virusfamilien beschrieben, 30 bis 50 Prozent der Erkältungen werden jedoch von den sogenannten Rhinoviren verursacht. Erkältungskrankheiten treten in der kühleren Jahreszeit häufiger auf, da die Schleimhaut der Atemwege durch die geringere Luftfeuchtigkeit bei kaltem Wetter trockener und damit anfälliger für Infektionen ist. Ein weiterer Grund ist wahrscheinlich, dass Rhinoviren bei nasskaltem Klima bessere Überlebensbedingungen finden.

Grippaler Infekt: schwammiger Begriff für eine Erkältung

Schnupfen, Husten, Halsschmerzen – das sind typische Symptome einer Erkältung. Aber was, wenn man sich elender fühlt, wenn Mattigkeit oder eine leicht erhöhte Temperatur hinzukommen? Ist es dann ein grippaler Infekt? Das zumindest denken nicht wenige: Ein grippaler Infekt ist demnach irgendetwas zwischen Erkältung und Grippe, schlimmer als bloß Schnupfen und Husten, aber nicht so schlimm wie eine Grippe, eine Influenza. Doch so ist es nicht: Beide Begriffe meinen das gleiche, es sind medizinisch nicht scharf definierte Alltagsbezeichnungen für unkomplizierte Atemwegsinfekte.

Es gibt also keine „Zwi-schenschritte“ zwischen Erkältung und Grippe. Richtig hingegen ist, dass eine Erkältung unterschiedlich verlaufen kann. Von den Nasen- und Rachenschleimhäuten können sich die Viren weiter im Körper ausbreiten. Je tiefer die Viren vordringen, desto stärker können die Symptome sein und desto länger kann die Genesung dauern. Dennoch: Eine Erkältung ebbt in der Regel ohne Komplikationen wieder ab, Mediziner zählen sie zu den sogenannten „Bagatellerkrankungen“.

Grippe: tödliche Verläufe sind möglich

Anders verhält es sich mit der Grippe (Influenza). Dabei handelt es sich um eine hoch ansteckende, zum Teil gefährliche Erkrankung, die durch Infektionen mit Influenzaviren entsteht. Typisch dafür ist ein plötzlicher Krankheitsbeginn aus völliger Gesundheit mit starkem Krankheitsgefühl, Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Danach setzt Fieber mit Temperaturen von 39 bis 40 Grad Celsius ein. Zugleich tritt ein charakteristischer trockener Husten in den Vordergrund.

Schonung und Bettruhe sind dringend erforderlich. Die Krankheit verläuft in vielen Fällen ohne Folgen, es kann aber auch zu Komplikationen kommen. Dazu gehören akute Herz- und Kreislaufschwächen, Herzmuskelentzündungen sowie Lungenentzündungen, die lebensbedrohlich verlaufen können. Besonders gefährdet sind Säuglinge, alte Menschen und Risiko-patienten mit Vorerkrankungen.

Die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor Influenza ist die Grippeschutzimpfung. Sie bietet allerdings keinen 100-prozentigen Schutz, weil sich die Grippeviren permanent verändern. Trotzdem zahlt sich die Impfung eindeutig aus. Sie zeigt bei älteren Erwachsenen in der Regel eine Wirksamkeit von etwa 40 bis 60 Prozent. Das bedeutet: Wenn im Laufe einer Influenzasaison von 100 Ungeimpften 10 an Grippe erkranken, erkranken von 100 Geimpften nur etwa 4 bis 6, also etwa nur die Hälfte. Und selbst diejenigen, die trotz der Impfung an Grippe erkranken profitieren, denn die Infektion verläuft bei ihnen milder. Die gefürchteten schweren Komplikationen wie beispielsweise Lungenentzündungen kommen dann kaum vor.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Unterschiede zwischen einer Erkältung und einer Influenza:

 

Influenza (Grippe)

Erkältung / grippaler Infekt

Erreger

Influenza-Viren

200 verschiedene Viren, z.B. Rhino-Viren

Krankheitsbeginn

plötzlich, schlagartig

entwickelt sich langsam

Fieber

mind. 38,5°C, meist mehrere Tage

selten erhöhte Temperatur, nur kurzzeitig

schweres Krankheitsgefühl

sehr häufig

selten

Muskel- und Gliederschmerzen

häufig

selten

Husten

sehr häufig, oft trockener Reizhusten

häufig

Kopfschmerzen

sehr häufig

häufig

Leistungsfähigkeit nach Erkrankung

häufig längere Zeit beeinträchtigt

schnell wieder erreicht

Vorbeugende Maßnahmen

Impfung; Hygienemaßnahmen wie beispielsweise Hände waschen

Hygienemaßnahmen wie beispielsweise Hände waschen

 

Unser Tipp: Wer sich regelmäßig jährlich impfen lässt, profitiert besonders

Wie gut der Schutz vor der Grippe durch die Impfung ist, kann jeder auch ein wenig selbst beeinflussen. „Menschen, die sich regelmäßig gegen Influenza impfen lassen, stärken ihr Immunsystem, eindringende Viren werden schneller erkannt,“ sagt Influenza-Expertin Dr. Joanna Dietzel beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. Die jährliche Impfung habe einen sogenannten „Booster-Effekt“, das Immunsystem bekomme einen „Schubs“, sich nicht nur gegen die aktuellen Impf-Viren zu richten, sondern es könne sich auch an die Influenza-Viren der vergangenen Saisons erinnern. Wer sich regelmäßig gegen Grippe impfen lässt, so das Fazit, ist besser geschützt. Das haben Studien gezeigt. Optimaler Zeitpunkt für die Impfung sind die Monate Oktober und November, aber auch später ist die Impfung noch möglich und sinnvoll.

Weitere Infos zu Grippe und Impfen allgemein finden Sie unter www.dgk.de

Quellen:

  1. Robert Koch-Institut: Häufig gestellte Fragen und Antworten zur Grippe; Stand: 25.09.2019: Was ist der Unterschied zwischen einer Erkältung und einer Influenza-Erkrankung? www.rki.de
  2. DocCheck Flexikon: Grippaler Infekt
  3. Mayrhuber, E.A., Peersman, W., van de Kraats, N. et al. “With fever it’s the real flu I would say”: laypersons’ perception of common cold and influenza and their differences - a qualitative study in Austria, Belgium and Croatia. BMC Infect Dis 18, 647 (2018) doi:10.1186/s12879-018-3568-9
  4. Pharmazeutische Zeitung online vom 21.2.2019: Grippe oder Erkältung? Viele kennen den Unterschied nicht
  5. Helmholtz Zentrum München & Deutsches Zentrum für Lungenforschung: Lungeninformationsdienst, Erkältung