Parodontitis und Diabetes

Rund acht Millionen Menschen leiden in Deutschland Schätzungen zufolge an Diabetes. Bei der chronischen Stoffwechselerkrankung ist entweder die Produktion (Diabetes Typ 1) oder vorzugsweise die Wirkung (Diabetes Typ 2) des Hormons Insulin gestört, das für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Diese Störung führt zu einem chronisch erhöhten Zuckeranteil im Blut. Etwa 80 Prozent der Diabetes-Patienten sind älter als
40 Jahre und leiden an Diabetes Typ 2, auch Altersdiabetes genannt.

Parodontitis beeinflusst Diabetes

Parodontitis und Diabetes stehen in einer Wechselbeziehung zueinander und können sich gegenseitig negativ beeinflussen. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Diabetiker ein dreimal höheres Risiko haben, an einer Parodontitis zu erkranken, als gesunde Menschen. Verantwortlich dafür scheinen vor allem die hohen Blutzuckerwerte bei schlecht eingestelltem Diabetes zu sein, die die Widerstandskraft des Zahnhalteapparates schwächen und so eine Infektion begünstigen können. Gleichzeitig ist häufig das Immunsystem bei Diabetikern geschwächt. Dies beeinflusst die Regenerationsfähigkeit des Zahnhalteapparates, wodurch sich Bakterien in der Mundhöhle stärker vermehren können. Studien haben ergeben, dass eine nicht behandelte Parodontitis bei schlecht eingestellten Diabetikern heftiger verläuft als bei gut kontrollierten Diabetikern und gesunden Menschen.

Außerdem leiden Diabetiker häufiger an eitrigen Zahnfleischabszessen, Zahnfleischentzündungen mit Geschwüren und Rissen in den Mundwinkeln. Ebenso treten Wundheilungsstörungen bei Diabetikern gehäuft auf. Mundtrockenheit, die durch bestimmte Medikamente verursacht wird, kann diese Symptome noch verstärken.

Neben klassischen Folgeerkrankungen des Diabetes wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, arterielle Verschlusskrankheiten der Beine oder Augenerkrankungen zählt mittlerweile auch die Parodontitis zu diesen Folge­erkrankungen.

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Diabetes beeinflusst Parodontitis

Umgekehrt kann eine nicht behandelte Parodontitis aber auch den Diabetes negativ beeinflussen. Wie auch andere Entzündungen im Körper kann die Entzündung im Mund eine Insulinresistenz an Zielzellen beispielsweise in der Leber, im Fettgewebe und in den Muskeln auslösen, sodass das Hormon nicht mehr ausreichend wirkt. Dies führt zu einer Verschlechterung der Blutzuckerwerte und erschwert die Einstellung des Diabetes. Darüber hinaus kann eine Parodontitis das Risiko für Folgeerkrankungen des Diabetes erhöhen, insbesondere für Nierenschäden und arterielle Verschlusskrankheiten der Beine.

Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes

Auch der Schwangerschaftsdiabetes steht im Verdacht, durch Keime ausgelöst zu werden, die für die Entstehung einer Parodontitis verantwortlich sind. Schwangerschaftsdiabetes tritt während der Schwangerschaft bei ein bis fünf Prozent der Frauen auf und verschwindet dann wieder. Er zählt zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen.

Gesunder Mundraum kann Diabetes-Risiko senken

Vor diesem Hintergrund kann die zahnärztliche Behandlung einer Parodontitis möglicherweise zu einer Verbesserung des Diabetesstatus’ beitragen. Und umgekehrt: Je besser der Diabetes eingestellt ist, desto erfolgreicher kann die Parodontitis-Behandlung sein. Diabetes-Patienten sollten den Zahnarzt frühzeitig über ihre Erkrankung informieren, vor allem im Vorfeld von chirurgischen Eingriffen, damit er die Behandlung darauf abstimmen kann. Frauen mit Kinderwunsch sollten möglichst schon vor der Schwangerschaft abklären lassen, ob eine Parodontitis vorliegt und diese gegebenenfalls behandeln lassen.

In jedem Fall sollten Diabetiker besonders auf ihre Mundgesundheit achten und die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen zweimal jährlich wahrnehmen. Dies kann das Risiko für erhöhten Blutzucker und damit verbunden auch die Gefahr für diabetische Folgeerkrankungen verringern.

Aufgrund der Wechselbeziehung zwischen Diabetes und einer Parodontitis kommt dem Austausch zwischen Diabetologen und Zahnmedizinern eine wichtige Bedeutung zur Eindämmung beider Erkrankungen und zur Verringerung von Folgerisiken zu.

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