Venenleiden

Venenleiden sind ein Volksleiden

In Mitteleuropa leiden etwa 50 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an Venenerkrankungen. Bei dieser Zahl sind jedoch auch Menschen eingerechnet, die zum Beispiel durch "Besenreiser" (kleinste erweiterte Venen unter der Haut) betroffen sind, die meist kosmetisch stören, aber in der Regel nicht die Lebensführung beeinträchtigen. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Krampfadern. Bei 5 Prozent der Betroffenen ist die Venenerkrankung jedoch so ausgeprägt, dass Lebensführung und -qualität sowie nicht selten auch die Berufsausübung stark beeinträchtigt sind.

Beinvenenleiden nehmen mit dem Alter zu. Es handelt sich jedoch um keine typische Alterserkrankung, da häufig schon 20- bis 40-jährige Menschen betroffen sind. Insgesamt leiden Frauen häufiger an Venenerkrankungen.

Besenreiser und Krampfadern der größeren Venen (=Varizen) sind "sackförmig" erweiterte, oberflächliche Venen.

Welche Aufgabe haben die Venen?

Während durch Arterien mit hohem Druck sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den anderen Organen und Körperpartien transportiert wird, haben die Venen die Aufgabe das verbrauchte, sauerstoffarme Blut - entgegen der Schwerkraft - zurück zum Herzen zu befördern. Venen sind also, genauso wie Arterien, Blutgefäße.

Wie funktioniert der Blutrückfluss?

  • Venenklappen verhindern den Rückfluss des Blutes, da sie wie Ventile wirken und somit den Blutfluss nur in Richtung des Herzens zulassen.
  • Die Wadenmuskel-Pumpe hilft zusätzlich, das Blut wirksam nach oben zum Herzen zurück zu fördern. Der Druck in den Venen ist wesentlich niedriger als in den Arterien. Durch die sich zusammenziehenden Muskeln werden die Venen zusammengedrückt und der Blutrückfluss wird wirksam unterstützt.

Arterien hingegen führen sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den verschiedenen Organen. Venenerkrankungen führen daher zu anderen Symptomen als dies bei Erkrankungen der Arterien der Fall ist.

Wie entstehen erweiterte Venen?

Als Folge einer Wandüberdehnung kommt es zu einem verminderten Schluss der Venenklappen (Klappeninsuffizienz). Dadurch kommt es zu einer Strömungs-Umkehr des Blutes, welches in den Venen "versackt". Bei den meisten Betroffenen (etwa 95 Prozent) findet sich jedoch keine eindeutig fassbare Ursache, wenngleich zahlreiche Risikofaktoren (s.u.) bekannt sind.

In etwa fünf Prozent der Fälle entsteht eine Venenschwäche der oberflächlichen Venen durch eine häufig unbemerkte Thrombose der tiefen Venen (Postthrombotisches Syndrom; post = nach).

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Was sind mögliche Ursachen?

  • Erbliche Belastung: Man weiß, dass Menschen aus Familien, in denen es bereits Venenleiden gab, häufiger selbst eine Venenerkrankung bekommen.
  • Schwangerschaften können sich ungünstig auf Venenerkrankungen auswirken oder manchmal sogar ein Venenleiden erstmals auftreten lassen.
  • Bewegungsmangel, insbesondere langes Stehen oder Sitzen ist ungünstig.
  • Ungünstige, weil zu enge Kleidung führt ebenfalls oft zu Venenleiden.
  • Schuhwerk: Hohe Absätze wirken sich durch die eingeschränkte Waden- Muskel-Pumpfunktion langfristig ungünstig aus.
  • Alkoholmissbrauch ist eine weiter mögliche Ursache.
  • Sonnenbäder, die zu sehr ausgedehnt werden, können ein Venenleiden verschlechtern.
  • Je älter man wird, umso häufiger ist man von einem Venenleiden betroffen.

Übergewicht spielt wahrscheinlich bei Krampfadern als Risikofaktor nur eine untergeordnete Rolle.

Was kann ich vorbeugend tun?

Während die erbliche Belastung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beeinflusst werden kann, gibt es einige wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung. Das gilt gerade dann besonders, wenn bereits von Eltern oder Großeltern bekannt ist, dass es Venenleiden in der Familie gibt oder gegeben hat.

Die Tipps zur Vorbeugung gelten natürlich auch für Menschen, die bereits an einer Venenerkrankung leiden.

TIPPS:

  • Laufen und Liegen ist besser als Sitzen und Stehen. Dadurch wird der Rücktransport des Blutes verbessert. Nutzen Sie so oft wie möglich die Gelegenheit zum Treppensteigen.
  • Legen Sie, wann immer möglich, die Beine hoch.
  • Meiden Sie lange warme Wannenbäder und stundenlanges Sonnenbaden.
  • Stärken Sie die Spannkraft Ihrer Venen: Duschen Sie Ihre Beine täglich kurz mit kaltem Wasser ab.
  • Mit täglich mehrmals zu wiederholenden gymnastischen Übungen können Sie die Blutzirkulation Ihrer Beine ankurbeln, zum Beispiel durch Füßewippen (wie auf einer alten Nähmaschine) Füße kreisen lassen oder auf den Zehen wippen.
  • Günstige Sportarten: Schwimmen, Radfahren, Wandern oder Tanzen.
  • Gesundes, flaches Schuhwerk und - so oft wie möglich - barfuss gehen ist die beste Vorbeugung.
  • Bei langer Tätigkeit im Sitzen zwischendurch kurz aufstehen und umhergehen.
  • Starkes Pressen kann sich sehr ungünstig auf die Venen auswirken, daher sollten Sie durch ballaststoffreiche Ernährung auf einen weichen Stuhlgang achten und Verstopfungen vermeiden.
  • Reduzieren Sie Übergewicht.
  • Schmerzen in den Beinen sind bereits ein Warnsignal und sollten ärztlich abgeklärt werden. Neben Venenerkrankungen können Schmerzen in den Beinen auch viele andere Ursachen haben!

Woran erkenne ich eine Venenerkrankung?

Die Stärke der Beschwerden geht nicht unbedingt mit der Ausprägung des Untersuchungs-Befundes einher. Gerade zu Beginn einer Venenerkrankung können die Beschwerden uncharakteristisch sein.

Symptome können sein:

  • Häufig beginnt es mit müden, schweren Beinen, Kribbeln, Brennen oder einem Spannungs- oder Schweregefühl. Heiße Füße, häufiger Juckreiz und das Gefühl, ständig die Füße bewegen zu müssen, können erste Anzeichen sein. Schwellungen der Füße, der Knöchel oder des ganzen Beines können auf ein fortgeschrittenes Stadium hindeuten. Außerdem kann es zu nächtlichen Fuß- und Wadenkrämpfen kommen.
  • Dauerhafte Veränderungen an der Haut der Füße und Unterschenkel (härtere = indurierte Hautpartien, bräunliche oder weiße Farbveränderungen) oder gar "offene Beine" sprechen für ein fortgeschrittenes Stadium.
  • Die Beschwerden nehmen eher nach längerem Sitzen und gegen Abend zu, verbessern sich jedoch nach längerem Gehen! Beschwerden durch Störungen des Blutflusses in den Arterien würden sich eher in Ruhe bessern und beim Laufen stärker werden.

 

Sicht- oder tastbare Varizen sind Zeichen einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung, müssen aber nicht unbedingt mit subjektiven Beschwerden einhergehen.

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Sind Venenleiden mehr als ein kosmetisches Problem?

Es kann durch den veränderten Blutfluss und durch Schäden der Gefäß-Innenwand zur Bildung von Blutgerinnseln (Blutgerinnsel = Thrombus) kommen, die die Venen verschließen können, so genannten "Thrombosen".Kleine Verletzungen, Ekzeme, Venenentzündungen oder Infektionen können schlecht heilende Wunden entstehen lassen, man spricht dann von "offenen Beinen" (Ulkus cruris venosum).

Weitere Komplikationen:

  • Entzündung der Venen (Varikophlebitis oder Thrombophlebitis)
  • Platzen der Venen nach Bagatellverletzungen (Ruptur)
  • Spitzfußstellung durch Bewegungseinschränkung im Sprunggelenk
  • Muskelschwund durch - schmerzbedingten - Bewegungsmangel.

Was tun, wenn ein Venenleiden vorliegt?

Grundsätzlich gilt: Eine frühzeitige und regelmäßige Kompressionstherapie ist elementarer Bestandteil jeder Krampfadertherapie.In jedem Fall muss eine ärztliche Abklärung erfolgen und je nach Befund sollte gegebenfalls die Therapie ursächlich erfolgen. Das heißt, bei entsprechendem Venenbefund sollte, wenn möglich, eine operative Therapie durchgeführt werden. Bei den so genannten Seitenast-Varizen kann manchmal auch eine Verödungstherapie mit einem, in das Gefäß zu spritzenden, verödenden Mittel (Sklerosierungstherapie) ausreichen.Die rechtzeitige Therapie ist wichtig, um spätere Komplikationen wie "offene Beine" zu verhindern. Nur selten - maximal in fünf Prozent der Fälle - kommt es nach einer Operation zu einem Wiederauftreten der Krampfadern.Vielfach werden diese Operationen auch ambulant durchgeführt und man ist somit nach wenigen Tagen wieder einsatzfähig.

Was passiert mit dem Blutrückstrom, wenn Venen entfernt wurden?

Bereits bei Gesunden übernehmen die tiefen Beinvenen 90 Prozent des Blutrückstromes, so dass die oberflächlichen Venen für den Blutrückstrom nicht zwingend benötigt werden. Vor jeder Operation wird untersucht, ob die tiefen Venen ausreichend durchgängig sind.

Was passiert bei einer Bypassoperation?

Häufig werden für eine Bypassoperation an den Herzkranzgefäßen die oberflächlichen Beinvenen als Ersatz für die verengten Herzkranzarterien verwendet. Sollten diese nach einer notwendigen Venen-Operation jedoch bereits entfernt worden sein, gibt es für die Herzchirurgen andere, gut zugängliche Gefäße, die verwendet werden können. Sollte bei Ihnen absehbar sein, dass eine Bypass- Operation notwendig wird, sprechen Sie vorher mit Ihren behandelnden Ärzten (sowohl mit den Kardiologen oder Herzchirurgen als auch mit dem Operateur der Venen) darüber.

Wörterbuch Venenleiden

Gangrän (gr. fressendes Geschwür): Form der ischämischen Nekrose mit Autolyse des Gewebes und Verfärbung durch Hämoglobinabbau.

Gangrän, diabetische: erst trockene dann feuchte Gangän der Zehen als Folge der bei Diabetes mellitus häufigen und schweren arteriosklerotischen Veränderungen der Fußarterien.

Mesh graft (engl. Masche, Netz): Maschentransplantat siehe Hauttransplantat

Pyoderma gangraenosum: Vaskulitis mit einzeln stehenden, ovalären oder serpiginösen Ulzerationen, die von 2 bis 5 Millimeter breiten blauroten druckschmerzhaften unterminierten Rändern umgeben sind.

Ruptur (lat. Ruptura; Brechen, reißen (engl.: rupture).

Thrombophlebitis: Akute Thrombose oberflächlicher Venen mit entzündlicher Reaktion der Gefäßwand.

Ulcus cruris venosum: Unterschenkelgeschwür, Ursachen: chronisch-venöse Insuffizienz.

Ulzeration: Geschwürbildung.

Varikophlebtis: Entzündung einer Krampfader.

Varizen: lat. Varix = Krampfader.

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