Neue Richtwerte für Diabetiker
Seit Mai 2009: Neue Richtwerte für Diabetiker (mmol/mol statt Prozentwerte)
Was ist Diabetes?
Der Diabetes mellitus, auch als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Der Körper kann das lebensnotwendige Insulin nicht in ausreichender Menge herstellen und/oder die Körperzellen sprechen nur ungenügend auf das zur Verfügung stehende Insulin an.
Insulin ist ein Hormon, das beim gesunden Menschen in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es ist dafür verantwortlich, dass unsere Körperzellen mit dem Energieträger Glucose (Traubenzucker) versorgt werden. Ein Insulinmangel führt dazu, dass zunehmend weniger Zucker aus der Blutbahn in die Zellen transportiert wird. Die Glucose verbleibt in der Blutbahn und führt mittel- und langfristig zu schweren Folgeschäden an Nieren, Augen und Blutgefäßen.
Typ 1 und 2
Man unterscheidet zwei Typen von Diabetes: Beim Typ-1-Diabetes wird zu wenig oder gar kein Insulin durch die Bauchspeicheldrüse gebildet. Der Krankheitsbeginn liegt meist schon im Kindesalter und die Patienten müssen Insulin spritzen, um die lebensnotwendige Energiequelle Glucose in die Zellen zu transportieren.
Beim Typ-2-Diabetes, der leider oft verharmlosend als Altersdiabetes bezeichnet wird, stellt die Bauchspeicheldrüse zunächst noch ausreichend Insulin her, die Körperzellen reagieren aber nicht mehr optimal auf das Hormon. Diesen Zustand bezeichnen die Fachleute als Insulinresistenz.
Medizinische Werte
Von einem Diabetes mellitus, spricht man, wenn bei wiederholten Messungen in nüchternem Zustand ein Blutzuckerwert von 110 Milligramm/Deziliter (6,0 mmol/L) oder nach einer Mahlzeit ein Wert von 180 Milligramm/Deziliter (9,2 mmol/L) überschritten wird.
Epidemiologie
In Deutschland leben derzeit rund vier bis sechs Millionen Diabetiker, wobei der Typ- 2-Diabetes mit rund 90 Prozent deutlich überwiegt. Im Weiteren befassen wir uns deshalb ausführlicher mit den Folgen, der Vorbeugung und den Behandlungsmöglichkeiten des Typ-2-Diabetes.
Symptome
Typ-2-Diabetes verursacht zunächst keine oder nur sehr leichte Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Juckreiz oder auch Durst und häufigeres Wasserlassen.
Folgen
Die gestörte Insulinwirkung setzt enorm schädliche Entwicklungen in Gang. So schüttet das Fettgewebe vermehrt freie Fettsäuren aus, die in der Leber zu Fett (Triglyzeriden) umgebaut werden. Parallel dazu sinkt das gute, gefäßschützende HDL-Cholesterin ab. Durch diesen gestörten Fettstoffwechsel (Dyslipidämie) steigt das Risiko für lebensbedrohende Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Nahezu 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker sterben an den Folgen dieser Gefäßerkrankungen.
Zielwerte für Diabetiker
- Blutdruck: 130/80 mmHg
- HbA1c: zwischen 20 und 42 mmol/mol (früher: kleiner (oder gleich) 6,5%)
- Nüchtern-Blutzucker: unter 110 mg/dl (6,0 mmol/L)
- HDL Cholesterin: über 46 mg/dl
- LDL Cholesterin: unter 115 mg/dl
- Nüchtern-Triglyzeride: unter 150 mg/dl
Vorbeugung und Behandlung ohne Medikamente
90 Prozent aller Typ 2 Diabetiker leiden unter Insulinresistenz: Der Körper produziert zwar ausreichende Mengen des Hormons, es wird aber nicht gut verwertet. Je dicker ein Typ-2-Diabetiker ist, desto schlechter wirkt das noch vorhandene Insulin. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt an (Hyperglykämie). Trotzdem sind die Organe mit Energie unterversorgt. Zwei Maßnahmen beeinflussen diese Situation:
- Insulin wirkt besser wenn der Mensch körperlich aktiv ist. Treiben Sie Sport, achten Sie dabei auf die Wahl einer geeigneten Sportart: Gewichtsreduktion ist das Ziel, vermeiden Sie aber ungünstige Spitzenbelastungen von Herz und Kreislauf.
- 60 Prozent der Typ 2 Diabetiker sind übergewichtig. Stellen Sie ihre Ernährung um. Verzichten Sie nicht nur auf Süßspeisen, schränken Sie auch den Verzehr von Fett ein.
Behandlung mit Medikamenten
Sollten diese Maßnahmen alleine nicht ausreichen, um eine gute Stoffwechselkontrolle zu erzielen - und leider zeigt die Erfahrung, dass dies oft der Fall ist - dann kommen so genannte orale Antidiabetika, wie Sulfonylharnstoff, Alpha- Glukosidasehemmer und Biguanide zum Einsatz. Alle diese oralen Antidiabetika haben das Ziel, den erhöhten Glucosespiegel im Blut zu senken. Wenn die körpereigene Insulinausschüttung nicht mehr funktioniert, muss auch künstliches Insulin zugeführt werden. Auf eine der wichtigsten Ursachen des Typ-2-Diabetes, die schon erwähnte Insulinresistenz, haben sie aber keinen Einfluss.
Eine der neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet sind die Glitazone, so genannte Insulinsensitizer oder Insulin-Reaktivatoren, die direkt dort angreifen, wo der Typ-2- Diabetes entsteht: an der Insulinresistenz. Diese Wirkstoffe, wie Pioglitazon, verbessern die Fähigkeit der Muskelzellen auf Insulin richtig zu reagieren. Auf diese Weise kann der Blutzuckerspiegel wirksam gesenkt werden. Darüber hinaus hat Pioglitazon aber auch noch eine Reihe zusätzlicher positiver Effekte. So wird in der Leber weniger Glucose produziert und der Fettstoffwechsel reguliert. Wichtig ist insbesondere, dass die Wirkung des vom Körper selbst gebildeten Insulins verstärkt wird. Studien belegen, dass mit Pioglitazon eine Senkung des wichtigen HbA1c- Wertes um ein bis zwei Prozent und eine Reduzierung der Triglyzeride sowie der freien Fettsäuren erreicht werden kann. Das "gute", die Gefäße schützende HDL- Cholesterin wird dagegen deutlich angehoben. Pioglitazon stellt somit für Typ-2- Diabetiker ein sehr gute, neue Möglichkeit dar, die diabetische Stoffwechsellage effektiv unter Kontrolle zu halten. Erleichtert wird dies den Betroffenen auch noch dadurch, dass das Medikament nur einmal täglich eingenommen werden muss.