Tollwut
Themen
Erreger und Übertragung
Geografische Verbreitung des Tollwut-Risikos
Das Krankheitsbild
Die Impfung gegen Tollwut
Impfempfehlungen der STIKO
Postexpositionelle Immunprophylaxe
Erreger und Übertragung
Tollwut ist eine weltweit vorkommende Zoonose, d. h. von Tieren auf den Menschen übertragene Erkrankung. Durch Infektion mit dem Tollwutvirus wird eine Entzündung des Zentralnervensystems hervorgerufen, die tödlich verläuft. Der Mensch infiziert sich hauptsächlich über den Speichel eines infizierten Tieres nach Biss- oder Kratzverletzungen, nach Belecken verletzter Hautstellen durch das Tier oder wenn Speichel eines infizierten Tieres auf Schleimhäute von Augen, Mund und Nase gelangen.
Während die in Nordamerika und Europa vorherrschende Wildtiertollwut durch die Impfung der Füchse stark zurückgedrängt wurde, stellt die in Afrika, Asien und Lateinamerika noch weit verbreitete Haustiertollwut mit dem Hund als Hauptüberträger eine große Gefährdung der Menschen dar. Jährlich kommt es in diesen Regionen zu mehreren tausend Todesfällen beim Menschen, darunter in Einzelfällen auch bei Reisenden.
Geografische Verbreitung des Tollwut-Risikos
Die Abbildung zeigt das Risiko eine durch Hunde übertragene Infektion mit dem Tollwutvirus. Quelle: Robert Koch-Institut (Epid. Bulletin 14/2022).
Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) sterben weltweit jährlich etwa 60.000 Menschen an Tollwut, wobei vermutlich die Dunkelziffer sehr hoch ist. Die meisten Tollwut bedingten Todesfälle finden sich in Asien (60%) und Afrika (36 %).
Deutschland gilt seit 2008 als frei von Tollwut. Durch die Immunisierung der Füchse durch Tollwutköder konnte die Tollwut bei Wild- und Haustieren ausgerottet werden. Fledermäuse können aber das Virus auch hierzulande in sich tragen. Deswegen sollte man verletzte oder am Boden liegende Fledermäuse nicht berühren.
Das Krankheitsbild
Ist das Tollwutvirus in den menschlichen Organismus gelangt, wandert es langsam entlang der Nervenbahnen bis in das Rückenmark und das Gehirn, wo es sich vermehrt und sich schließlich weiter im Körper ausbreitet. Die Zeitspanne zwischen Ansteckung und Ausbruch der ersten Symptome (Inkubationszeit) liegt durchschnittlich bei 2 – 3 Monaten, sie kann aber sehr selten auch wenige Tage oder mehrere Jahre betragen. Nach anfänglichen uncharakteristischen Beschwerden kommt es zu Gehirnentzündung oder Lähmungen, der Tod tritt meist durch Atemlähmung ein. Eine Therapie steht nicht zur Verfügung. Eine einmal ausgebrochene Tollwuterkrankung endet in der Regel innerhalb von 7-10 Tagen nach dem Autreten erster Symptome immer tödlich.
Die Impfung gegen Tollwut
Schutz vor einer Erkrankung bietet die vorbeugende Immunisierung, sog. präexpositionelle Tollwut-Immunprophylaxe, bestehend aus drei Impfdosen. Ungeimpfte können nach Bissverletzung oder Kontakt mit dem Speichel tollwütiger oder tollwutverdächtiger Tiere nachträglich durch unverzügliche Impfung und Immunglobulingabe vor dem Ausbruch der Erkrankung geschütz werden. Die nachträgliche Immunprophylaxe zu erhalten kann ich vielen entlegenen Gegenden, wo die ärztliche Versorgung nicht ausreichend ist, schwierig werden. Auch Personen, die vollständig gegen Tollwut grundimmunisiert wurden, benötigen im Falle einer möglichen Exposition zwei weitere Impfdosen.
Die vorbeugende Tollwut-Impfung
(Präexpositionelle Impfung, PrEP)
Zur Verfügung stehen in Deutschland zwei Impfstoffe. Beide enthalten abgetötete Tollwut-Viren, die beim Geimpften eine Immunität hervorrufen.
Die sog. präexpositionelle (vor der Exposition, PrEP) Grundimmunisierung beinhaltet drei Impfstoffdosen an den Tagen 0, 7, 21 oder 28.
Beide derzeit verfügbaren Impfstoffe sind bei immunkompetenten Personen auch für ein 2-Dosen-Schema (Tage 0 und 7) zugelassen. Die STIKO empfiehlt jedoch, dass in diesem Fall eine 3. Impfstoffdosis nach einem Mindestabstand von einem Jahr verabreicht werden sollte. Ein Impfstoff ist auch für eine Schnellimpfschema zugelassen (für Erwachsene, immunkompetente Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren), diese besteht aus drei Impfstoffdosen an den Tagen 0, 3 und 7.
Auffrischimpfungen werden erforderlich, wenn weiterhin oder erneut die Gefahr einer Ansteckung besteht.
In vielen Entwicklungsländern werden weiterhin Tollwut-Impfstoffe angewandt, die eine wesentlich geringere Wirksamkeit und auch mehr Nebenwirkungen haben, als die bei uns ausschließlich verfügbaren Zellkultur-Impfstoffe. Findet eine Tollwut-Exposition im Reiseland bei ungeimpften Personen statt, sollten sich Urlauber erkundigen, welche Impfstoffe verwendet werden und notfalls den Aufenthalt abbrechen und zur Impfbehandlung oder Wiederholung der Impfung nach Deutschland zurückkehren.
Wichtig: Bei Kontakt zu einem tollwutverdächtigen Tier ist – unabhängig vom angewendeten Schema bei der PrEP (2- oder 3-Dosen-Schema) – eine Postexpositionsprophylaxe, bestehend aus 2 Impfstoffdosen an den Tagen 0 und 3 unbedingt notwendig.
Impfempfehlungen der STIKO
Reisende, die in Länder mit hohem und moderatem Risiko für Hundetollwut reisen, sollten vorbeugend geimpft werden bei:
- Langzeitaufenthalten über 4 Wochen oder wiederholten Kurzreisen
(nur in Ländern mit hohem Risiko für Hundetollwut) - Unzureichender ärztlicher Versorgung vor Ort
- Bekanntem / Vermutetem Mangel an modernen Impfstoffen & Immunglobulin vor Ort
- Einfachen Reise- oder Aufenthaltsbedingungen
- Aktivitäten mit erhöhter Expositionsgefahr (z.B. Fahrradfahren, Laufen)
Eine berufliche Indikation für die Tollwut-Impfung haben:
- TierärztInnen, JägerInnen, Forstpersonal u.a. Personen mit Umgang mit Tieren in Gebieten mit neu aufgetretener Wildtiertollwut
- Personen mit arbeitsbedingtem oder sonstigem engem Kontakt zu Fledermäusen (z.B. als HöhlenforscherIn)
- Laborpersonal mit Expositionsrisiko gegenüber Tollwutviren
Postexpositionelle-Immunprophylaxe
PEP
Für die Impfung nach Tollwut-Exposition (PEP) gelten keinerlei Hinderungsgründe. Wegen des tödlichen Ausgangs einer Tollwut muss die Impfung in diesen Fällen stets unverzüglich durchgeführt werden.
Unverzüglich sollten alle Personen (nicht nur Ungeimpfte sondern auch vollständig bzw. teilweise Immunisierte) geimpft werden, die von tollwutverdächtigen oder tollwütigen Tieren gebissen oder gekratzt wurden, oder Personen, bei denen durch Kontakt mit Speichel dieser Tiere eine Tollwut-Infektion nicht auszuschließen ist:
Geimpfte erhalten zwei Impfdosen im Abstand von drei Tagen.
Ungeimpfte und unvollständig Geimpfte erhalten fünf Impfdosen und je nach Art der Infektionsgefährdung zeitgleich mit der Impfung zusätzlich Tollwut-Immunglobulin, ein spezielles menschliches Serum, das Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Tollwut enthält. Die fünf Impfdosen können nach zwei möglichen Impfschemata verabreicht werden:
Essen-Schema: je eine Impfdosis an Tagen 0, 3, 7, 14 und 28
Zagreb-Schema: zwei Impfdosen am Tag 0 (zeitgleich), je eine weitere Impfdosis an den Tagen 7 und 21.
Behandlung möglicherweise kontaminierter Körperstellen:
Zunächst sind alle Wunden und mit Speichel des Tieres in Berührung gekommene Körperstellen mit Seife oder einer Geschirrspülmittellösung mindestens 15 Minuten zu reinigen, mit Wasser gründlich zu spülen und nachfolgend - wenn möglich - mit 70 %-igem Alkohol oder einer Jodtinktur zu desinfizieren. Mit Speichel in Berührung gekommene Schleimhäute von Augen, Mund und Nase sind gründlich mit Wasser zu spülen.
Aktualisiert: am17.09.2024
Quellen:
- Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) zu Reiseimpfungen in: Epidemiologisches Bulletin 14/2024 unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/14/Art_01.html
- Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 04/2024
- RKI-Ratgeber: Tollwut (Stand: November 2022)