Durchfall beim Säugling

Wenn ein Patient mehr als drei Mal pro Tag ungeformten bis wässrigen Stuhl hat, spricht man von Diarrhoe. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet durchfließen. Oft gesellt sich zum Durchfall Appetitlosigkeit, Übelkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl, auch Fieber ist möglich.

Häufig werden Krankheitserreger schon durch die Magensäure vernichtet. Wenn aber zu viele Keime in den Magen gelangen oder die Erreger sehr widerstandsfähig sind, erreichen sie den Darm und vermehren sich dort. Unserem Immunsystem gelingt es zwar in vielen Fällen, die Viren oder Bakterien in einigen Tagen unschädlich zu machen, die Krankheitssymptome klingen wieder ab. Aber nicht immer gehen solche Infektionen glimpflich aus.

Magen-Darm-Infektionen sind bei Kindern keine Seltenheit. Muss doch das kindliche Abwehrsystem in den ersten Lebensjahren erstmals mit den zahlreichen Erregern auseinandersetzen. Denn Mamas Schutz durch die Muttermilch ist – wenn überhaupt vorhanden – schon in kurzer Zeit wieder vorbei. Oft gehen „Darmverstimmungen“ relativ rasch vorbei, aber einige Erreger – meist sind es Viren – können gerade Säuglinge und Kleinkinder doch in ernsthafte Gefahr bringen. Durchfall und Erbrechen belasten die Kleinen derart schwer, dass Eltern und Kinderärzte tagelang gefordert sind oder sogar ein Klinikaufenthalt erforderlich ist, um schwere Folgen abzuwenden.

Eigentlich sind Symptome wie Erbrechen und Durchfall sinnvolle Reaktionen des Körpers, denn so können Krankheitskeime und Giftstoffe schnell wieder aus dem Körper hinausbefördert werden. Wenn aber die Beschwerden anhalten und Fieber den Organismus belastet, kann es durch den hohen Flüssigkeitsverlust rasch zur Austrocknung und zu Störungen im Elektrolyt- und Säure/Basenhaushalt kommen (Verlust von Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Sulfat, Phosphat, Chlorid). Das kann dramatische Folgen auf die Atmung und den Kreislauf haben, Krampfanfälle können auftreten oder sogar Nierenversagen. Ein Gewichtsverlust von fünf Prozent oder mehr bringt das Kind in eine lebensbedrohliche Lage. Deshalb sollten Eltern in einer solchen Situation immer rasch handeln und den Kinderarzt aufsuchen.

Was tun bei Durchfall?

Wie schon gesagt, verliert der Körper viel Flüssigkeit, die rasch ersetzt werden muss – drei bis vier Liter bei Erwachsenen, bei Kindern etwas weniger.

Säuglinge und Kleinkinder

sind am stärksten gefährdet und sollten immer mit Elektrolytlösung (enthält lebensnotwendige Salze und Glukose) versorgt werden, da es sonst rasch zu ernsten Störungen kommen kann. Die Gebrauchsanweisung sollte dabei genau beachtet werden, damit der Verdünnungsgrad eingehalten wird. Säuglinge und Kinder bekommen die Flüssigkeit am besten löffelweise, denn größer Mengen werden oft gleich wieder „hinausbefördert“. Zeigt ein Kind schon Anzeichen der Austrocknung (trockene Zunge, eingesunkene Augen, Unruhe, großes Durstgefühl), müssen in den ersten 3 bis 4 Stunden 40 bis 50 ml Trinklösung pro Kilogramm Körpergewicht gegeben werden (Beispiel: bei 20 kg Gewicht = 800 ml bis 1 Liter).

Wenn Säuglinge gestillt werden, kann dies zwischen der Gabe der Trinklösung geschehen. Ist der Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen, bekommen Kinder ihre gewohnte Nahrung. Geeignet sind dabei Nudeln, Brei, Kartoffeln, Brot und Zwieback. Auch Fett ist erlaubt. Allerdings sollte Süßes die Ausnahme bleiben, deshalb also stark gezuckerte Speisen und auch Säfte und Softdrinks in den ersten Tagen einschränken. 

Medikamente und Omas Hausmittel sollten Sie auf keinen Fall anwenden, sie schaden meist mehr, als sie nutzen. Besprechen Sie das Vorgehen immer mit Ihrem Kinderarzt.

Wann sollten Sie spätestens zum Arzt?

Folgende Symptome deuten auf eine schwere Erkrankung hin, mit der Sie mit Ihrem Kind sofort zum Arzt sollten:

  • Kind ist jünger als 7 Monate oder wiegt weniger als 8 kg (besonders Frühgeborene)
  • Hohes Fieber (> 39,5 °C)
  • Kind hat eine Grunderkrankung, wie z. B. an Darm, Nieren oder eine Stoffwechselerkrankung
  • Auffälliges Verhalten (Hinfälligkeit, Gereiztheit, schrilles Schreien, Trinkschwäche)
  • Häufige und große Mengen Stuhlgang (> 8 bis 10 Stühle pro Tag)
  • Unstillbares Erbrechen
  • Kind verweigert trotz Zeichen der Austrocknung die Trinklösung
  • Zustand verschlechtert sich trotz Gabe der Trinklösung
  • Blutige Durchfälle
  • Wenn Sie sich überfordert fühlen oder unsicher sind