Neue STIKO-Impfempfehlung für die Sechsfachimpfung: 2+1 statt 3+1

2+1-Impfschema für reifgeborene Säuglinge:

mit 3 Impfstoffdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten

Seit Ende Juni 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) ein neues Schema für die Sechsfachimpfung (gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B) im Säuglingsalter.

Für die Grundimmunisierung soll jetzt nach dem 2+1-Impfschema geimpft werden, mit dem eine Impfdosis gespart werden kann. Die Neuempfehlung der STIKO vereinfacht den Impfplan und erspart den Säuglingen eine Injektion bei einem vergleichbaren Impfschutz. Dies kommt sicherlich dem Wunsch vieler Eltern entgegen, die oft fälschlicherweise in Sorge sind, dass das Immunsystem ihrer Säuglinge durch die Impfungen überfordert wird.

Wie wird in anderen europäischen Ländern geimpft?

Aktuell verwenden 13 europäische Länder ein 3+1-Impfschema, 15 ein 2+1-Impfschema (z. B. Dänemark, Frankreich, Italien, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien) und 3 Länder ein anderes Schema (Angaben des ECDC, Stand März 2020).

Was muss bei dem neu empfohlenen 2+1-Impfschema beachtet werden?

Für den sicheren Impfschutz ist bei dem 2+1 Impfschema besonders darauf zu achten, dass die Impfserie wirklich frühzeitig, also im Alter von 8 Wochen beginnt und die Folgeimpfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von 4 und 11 Monaten durchgeführt werden. „Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig, zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens 6 Monaten einzuhalten“, so die STIKO. Die Impfserie soll vor dem 1. Geburtstag abgeschlossen sein.

Nur Frühgeborene (geboren vor der vollendeten 37. SSW) sollten aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems weiterhin nach dem 3+1-Schema geimpft werden und somit Impfungen im Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten erhalten.

Hintergrund

Das 3+1-Impfschema wurde historisch betrachtet nur aufgrund der azellulären Pertussis-Komponente (aP), die im Jahr 1994 eingeführt und in die Kombinationsimpfstoffe aufgenommen wurde, empfohlen. Für die anderen Komponenten wurde die Wirksamkeit eines 2+1-Impfschema als ausreichend erachtet. Sechsfachimpfstoffe für Säuglinge sind seit dem Jahr 2001 in Deutschland verfügbar, und bis heute sind die Impfstoffkomponenten unverändert geblieben (DTaP-IPV-Hib-Hep B). Die 3 bei uns verfügbaren Sechsfachimpfstoffe sind alle auch für das neuempfohlene 2+1-Impfschema zugelassen, von den beiden Fünffachimpfstoffen nur ein Impfstoff.

Begründung der STIKO für die Neuempfehlung

Im Auftrag der STIKO hat eine Arbeitsgruppe ein systematisches Review durchgeführt, um zu prüfen, ob die Pertussis-Impfung mit dem 2+1 Impfschema einen vergleichbaren Schutz vor Pertussis im Alter von 6 – 11 Monaten vermittelt wie die Impfung nach dem 3+1-Schema. Die Auswertung der3 für das Review ausgewählten Studien mit insgesamt 11.486 Säuglinge ergab folgendes:

  • Im Vergleich zu einem 3+1-Dosen-Schema muss im Alter von 6 - 11 Monaten mit etwa 5 zusätzlichen Pertussisfällen und einer zusätzlichen Hospitalisierung pro Jahr gerechnet werden, wenn nach dem 2+1-Impfschema geimpft wird.
  • Es gibt keine relevanten Unterschiede bei den Pertussisantikörper-Konzentrationen, unabhängig davon, ob die Kinder nach einem 2+1- oder 3+1-Impfschema geimpft worden waren. Nach der Boosterdosis waren die AK-Konzentrationen quasi gleich und blieben dies bis zur Auffrischimpfung im Vorschulalter.

Die STIKO hat die geringe Risikoerhöhung für Pertussis gegen den Nutzen einer ersparten Impfung abgewogen und eine klare Entscheidung für die Empfehlung des 2+1-Schemas getroffen.


Erstellt: am 15.07.2020

Quelle:

Die aktualisierte Empfehlung und die wissenschaftliche Begründung sind im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 veröffentlicht.