Grippe-Impfung in Coronazeiten

Die Ständige Impfkommission (STIKO) bestätigt ihre aktuellen Empfehlungen

Sollte in Anbetracht der COVID-19-Pandemie die Empfehlung, sich gegen Influenza impfen zu lassen, auf die gesamte Bevölkerung ausgeweitert werden? Von einigen Seiten wurde diese die Meinung an die STIKO herangetragen. Die STIKO bestätigte jedoch die bestehende Impfempfehlung und betont, dass bevorzugt die Bevölkerungsgruppen geimpft werden sollen, die ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe einer Influenza haben.

Der Grund dafür liegt vor allem in der Sorge, dass es zu einer Unterversorgung mit Influenza-Impfstoff bei den besonders gefährdeten Risikogruppen der Senioren und der chronisch Kranken kommen könnte, denn für die gesamte Bevölkerung wird nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen. In Deutschland werden für die kommende Influenza-Saison etwa 25 Millionen Dosen Impfstoff erwartet. Allein um nach der aktuellen Impfempfehlung alle Risikopersonen impfen zu können, wären etwa 40 Mio. Dosen Influenza-Impfstoff notwendig. Die Menge der Impfstoffe orientiert sich stets an den Vorjahren, und in den vergangenen Jahren ließen die Impfraten sehr zu wünschen übrig.

Ziel muss es für die kommende Influenza-Saison daher laut STIKO sein, in den Risikogruppen eine hohe Impfquote zu erreichen, da bei diesen sowohl für Influenza als auch für COVID-19 schwere Krankheitsverläufe zu erwarten sind. In den vergangenen zehn Jahren hat die Influenza-Impfquote bei der Risikogruppe der ≥ 60-Jährigen kontinuierlich abgenommen und war 2018/19 mit ca. 35 Prozent völlig unzureichend, so die STIKO.

Risikogruppen, für die eine Influenza-Impfung empfohlen wird:

  • Menschen ab 60 Jahren
  • Patienten (auch Kinder!) mit chronischen Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane, der Leber oder der Nieren, mit Stoffwechselerkrankungen und neurologischen Krankheiten sowie mit Erkrankungen oder mit Medikamenten, die die Immunabwehr einschränken
  • Schwangere im 2. Trimenon, bei bestehenden Vorerkrankungen bereits im 1. Trimenon (die Impfung der Schwangeren schützt Mutter und Kind und bewirkt beim Neugeborenen einen Nestschutz für einige Monate)
  • MitarbeiterInnen in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
  • BewohnerInnen von Alters- und Pflegeheimen

Die Impfung von Personen, die nicht zu einer der Risikogruppen gehören, würde keinen besonderen Herdenschutz für die Gemeinschaft bieten, da aufgrund der COVID-19-Pandemie Maßnahmen wie Kontaktreduzierung wirksam sind. So wurde für März 2020 gezeigt, dass mit Beginn der Kontaktbeschränkung wegen der Corona-Epidemie die Zahl der Influenza-Meldungen deutlich und abrupt sanken. Auch Masernfälle gibt es verglichen mit den Vorjahren im Jahr 2020 kaum, bis August waren es bundesweit nur 74 Fälle, in den Vorjahren waren es um diese Jahreszeit schon immer mehrere hundert Fälle.

Zum Schutz der Menschen und zur Entlastung des Gesundheitssystems in der kommenden Influenza-Saison sollten die verfügbaren Impfstoffdosen daher für die Impfung der Risikogruppen in eingesetzt werden.


Erstellt: 03.09.2020

Quelle:

Epidemiologisches Bulletin 32/33 2020, Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) Bestätigung der aktuellen Empfehlungen zur saisonalen Influenzaimpfung für die Influenzasaison 2020/21 in Anbetracht der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie (Stand: 30.7.2020)

Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, survstat.rki.de, Abfragedatum: 02.09.2020