Therapie

Körperliche Leistungsfähigkeit

Obwohl eine Ergänzung mit Coenzym Q10 die körperliche Belastungstoleranz in einigen Individuen mit mitochondrialen Enzephalomyopathien verbessern kann (29), gibt es ansonsten kaum Hinweise darauf, dass die sportliche Leistungsfähigkeit bei Gesunden verbessern kann. Mindestens sieben placebokontrollierte Studien überprüften die Effekte von 100-150 mg Coenzym Q10 täglich für eine Dauer von drei bis acht Wochen auf die körperliche Leistung in trainierten und untrainierten Männern. Die meisten Studien fanden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen, die Coenzym Q10 nahmen und den Plazebogruppen im Hinblick auf Parameter wie dem maximalen Sauerstoffverbrauch (VO2 max) während körperlicher Belastung (74-78). Eine Studie zeigte, dass die maximale Kreislaufbelastungskapazität nach acht Wochen einer Ergänzung mit Coenzym Q10 im Vergleich zum Plazebo leicht erhöht war (79). Zwei Studien fanden allerdings erheblich grössere Verbesserungen in der anaeroben (75) und aeroben (74) Belastungskapazität durch eine plazebokontrollierte Ergänzung mit Coenzym Q10 verglich. Es fehlen derzeit noch Studien über den Effekt von Coenzym Q10 auf die körperliche Leistungsfähigkeit bei Frauen, aber es gibt kaum Grund zur Annahme eines geschlechtsspezifischen Unterschiedes.

Mitochondriale Enzephaloymopathie

Mitochondriale Enzephalomyopathien stellen eine Gruppe unterschiedlicher genetischer Störungen dar, die zu Funktionsstörungen der mitochondrialen Elektrontransportkette führen, welche stark von Coenzym Q10 abängig ist. Eine Ergänzung mit Coenzym Q10 konnte bei Patienten mit verschiedenen Formen mitochondrialer Enzephalomyopathien zu klinischen und metabolischen Besserungen führen (29). Neuromuskuläre und weit verbreitete Coenzym Q10-Mängel im Gewebe sind in einer kleinen Untergruppe der Bevölkerung mit mitochondrialen Enzephalomyopathien vorhanden (30, 31). Bei Individuen mit genetischen Defekten der Coenzym Q10-Biosynthese konnte eine Ergänzung mit Coenzym Q10 zu einer erheblichen Verbesserung führen (32).

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Kardiovaskuläre Krankheiten

Herzinsuffizienz

Eine Beeinträchtigung der Fähigkeit des Herzens, ausreichend Blut zur Versorgung des gesamten Körpers zu befördern wird als Herzinsuffizienz bezeichnet. In koronaren Herzkrankheiten kann eine Sammlung von arteriosklerotischem Plaque in den Koronararterien Teile des Herzmuskels an einer ausreichenden Versorgung mit Blut hindern, was letztendlich zu einem Herzschadens und einer verminderten Pumpfähigkeit des Herzens führt. Eine myokardialer Infarkt kann den Herzmuskel ebenfalls beschädigen und zu Herzinsuffizenz führen. Weil körperliche Aktivität eine Belastung des geschwächten Herzens erhöht, werden Belastungstests mit körperlicher Aktivität häufig verwendet, um die Schwere der Herzinsuffizienz zu kontrollieren. EKGs werden auch verwendet, um die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (Pumpleistung der linken Herzkammer) zu messen (33). Der Fund, dass die myokardialen Coenzym Q10-Spiegel bei Patienten mit ernsterer Herzinsuffizienz niedriger sind, führte zu einer Reihe klinischer Studien zur Ergänzung mit Coenzym Q10 bei Herzinsuffizienz (34). Einige kleine Interventionsstudien, die eine Ergänzung von 100-200 mg Coenzym Q10 für eine Dauer von ein bis drei Monaten in Verbindung mit herkömmlicher medizinischer Therapie bei Herzinsuffizienzpatienten verwendeten, konnten eine Verbesserung in einigen Parametern der Herzfunktion zeigen (35-37). Andere Studien behaupten jedoch, dass eine Ergänzung mit 100-200 mg Coenzym Q10 täglich in Verbindung mit herkömmlicher medizinischer Therapie, keine erhebliche Verbesserung der linksventrikulären Ejektionsfraktion  bzw. der Toleranz von körperlicher Belastung bei Herzinsuffizienzpatienten nach sich zieht (38, 39). Obwohl es einige Beweise dafür gibt, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 von Nutzen sein kann, sind grosse, gut entworfene Interventionsstudien erforderlich, um festzustellen, ob diese in Verbindung mit einer herkömmlichen medizinischen Therapie die Behandlung der Herzinsuffizienz verbessern kann. Eine solche gross angelegte Studie wird derzeit durchgeführt.

Herzinfarkt und Herzchirurgie

Durch einen Herzinfarkt oder während einem herzchirurgischen Eingriff kann der Herzmuskel von Sauerstoff beraubt werden (Ischämie). Die folgende erhöhte Erzeugung von freien Sauerstoffradikalen bei Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (Reperfusion) ist wahrscheinlich ein wichtiger Faktor des entstehenden Schadens. Eine vorherige Behandlung von Tieren mit Coenzym Q10 kann diesen ischämischen Schaden verringern (40, 41). Eine weitere Möglichkeit, Reperfusionsschäden zu erleiden, ist durch eine Aortenklemme während eines herzchirurgischen Eingriffs wie einer koronaren Bypass-Operation. Drei von vier plazebokontrollierten Studien fanden, dass eine vorherige Behandlung mit Coenzym Q10 in Höhe von 60-300 mg täglich für eine Dauer von 7-14 Tagen vor der Operation das unmittelbare Resultat des Eingriffs verbessern konnte (20, 42). In einer plazebokontrollierten Studie wurden keine Vorteile einer preoperativen Ergänzung mit Coenzym Q10 in Höhe einer einmaligen Dosis von 600 mg Coenzym Q10 12 Stunden einer Operation (43). Dies deutet darauf hin, dass eine preoperative Behandlung mit Coenzym Q10 mindestens eine Woche vor der Herzchirurgie beginnen muss, um von Nutzen zu sein. Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, beinhaltete diese Studie relativ wenige Teilnahmer und überprüften nur den unmittelbaren Ausgang der Operation und nicht den langfristigen Verlauf.

Angina pectoris

Eine myokardiale Ischämie kann zu Schmerzen in der Brust führen, welche als Angina pectoris bezeichnet werden. Menschen mit Angina pectoris zeigen häufig Symptome, wenn der Sauerstoffbedarf die Kapazität der koronaren Blutversorgung des Herzmuskels übersteigt, z.B. während sportlicher Aktivität. Fünf kleine plazebokontrollierte Studien überprüften die Auswirkungen einer oralen Ergänzung mit Coenzym Q10 in Höhe von 60-600 mg täglich zusätzlich zur herkömmlichen medizinischen Therapie bei Patienten mit chronischer stabiler Angina (36). In den meisten Studien stand die Gabe von Coenzym Q10 mit einer Verbesserung der Belastungstoleranz in Zusammenhang sowie verringerten Änderungen im EKG, die mit einer myokardialen Ischämie assoziiert sind. Zwei der vier Studien fanden eine signifikante Verringerung in der Häufigkeit der Symptome und Notwendigkeit einer Nitroglyzerin-Einnahme im Zusammenhang mit Coenzym Q10. Derzeit gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Hinweisen darauf, dass eine Coenzym Q10 Ergänzung eine nützliche Ergänzung in der Behandlung einer normalen stabilen Angina ist.

Bluthochdruck

Die Ergebnisse mehrerer kleiner, nicht kontrollierter Studien zeigen, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 wirksam bei der Behandlung von Bluthochdruck sein könnte (42). Vor kurzem fanden zwei kurze plazebokontrollierte Studien, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 zur Abnahme von erhöhtem Blutdruck führte. Die tägliche Ergänzung mit 120 mg Coenzym Q10 zusätzlich zur herkömmlichen medizinischen Therapie für eine Dauer von acht Wochen bei Patienten mit Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit konnte den systolischen Blutdruck im Durchschnitt um 12 mmHg und den diastolischen Blutdruck im Durchschnitt um 6 mmHg im Vergleich zum Placebo (in Form von einem Vitamin-B-Komplex) senken (44). Bei Patienten mit lokalisiertem systolischem Bluthochdruck konnte eine gemeinsame Ergänzung von Coenzym Q10 (120 mg täglich) und Vitamin E (300 IE täglich) für eine Dauer von 12 Wochen eine durchschnittliche Abnahme von 17 mmHg im Vergleich zu einer Behandlung mit nur 300 IE Vitamin E am Tag bewirken (45). Allerdings ist weitere Forschung erforderlich, um festzustellen, ob eine Ergänzung mit Coenzym Q10 einen deutlichen langfristigen Nutzen bei der Behandlung des Bluthochdrucks zur Verfügung stellen kann.

Endothelium und Blutgefässe

Das Endothelium ist die inneren Auskleidung der Blutgefässe. Ein gesundes, normal funktionierendes Endothelium spielt eine wichtige Rolle in der Prävention kardiovaskulärer Krankheiten (46). Die Arteriosklerose steht mit der Beeinträchtigung der endothelialen Gefässfunktion in engem Zusammenhang. Durch eine verminderte Funktion des Endotheliums wird die Fähigkeit der Blutgefässe sich zu entspannen kompromittiert. Die Endothelium-abhängige Blutgefässentspannung (Vasodilatation) ist bei erhöhtem Cholesterinspiegeln, Erkrankung der Koronararterien und bei Diabetes verringert. Eine plazebokontrollierte Studie fand heraus, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 (200 mg täglich) für eine Dauer von 12 Wochen die Vasodilatation bei an Diabetes erkrankten Patienten mit anormalen Blutfettwerten verbesserte, wobei in der Beobachtungszeit jedoch nicht die ursprüngliche Kapazität von gesunden Individuen wiederhergestellt wurd (47). Allerdings beeinflusste in einer Studie mit 12 Teilnehmern mit erhöhten Cholesterinspiegeln und endothelialer Funktionsstörung, die ansosten gesund waren, eine Ergänzung mit 150 mg Coenzym nicht die endotheliale Vasodilatation (48). Vor kurzem fand eine randomisierte Beobachtungsstudie mit 25 Männern mit endothelialer Dysfunktion heraus, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 (150 mg) eine erhebliche Verbesserung der endothelialen Funktion, ähnlich wie bei Einnahme eines cholesterinsenkenden Medikamentes, bewirken konnte (49). Dabei ist allerdings wichtig, zu erwähnen, dass diese Studie nicht plazebokontrolliert und die Grundlinie für eine blutfluss-vermittelte Vasodilatation unterhalb Null war. Es sind gross angelegte Studien erforderlich, um genau festzustellen, ob Coenzym Q10 einen therapeutischen Nutzen bei endothelialer Funktionsstörung hat, und welche klinischen Implikationen dies birgt.

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Krebs

Ein Interesse an Coenzym Q10 als mögliches therapeutischen Mittel bei Krebs wurde durch eine Beobachtungsstudie ausgelöst, die herausfand, dass Individuen mit Lungen-, Pankreas- und insbesondere Brustkrebs mit höherer Wahrscheinlichkeit niedrige Blutspiegel an Coenzym Q10 hatten als gesunde Teilnehmer (72). Obwohl einige Berichte und Studien vorschlagen, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 zusätzlich zur herkömmlichen Therapie für Brustkrebs von Vorteil sein könnte (73), macht es ein Mangel an kontrollierten klinischen Studien bisher unmöglich, die möglichen Effekte einer Ergänzung mit Coenzym Q10 bei Krebspatienten festzustellen.

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus ist eine Krankheit, die im mit erhöhtem oxidativen Stress und einem verminderten Energiestoffwechsel in Zusammenhang steht. Die Blutspiegel an reduziertem Coenzym Q10 (CoQ10H2) sind in Relation zu den Cholesterinwerten bei zuckerkranken Patienten niedriger als bei Gesunden (50). Eine Ergänzung mit 100 mg Coenzym Q10 täglich für eine Dauer von drei Monaten konnte jedoch im Vergleich zum Plazebo die Kontrolle der Blutzuckerspiegel verbessern und bei insulinabhängigen Typ-I-Diabetikern auch den Insulinbedarf senken (51). In einer ähnlichen Studie verbesserte eine Ergänzung mit 200 mg Coenzym Q10 für eine Dauer von sechs Monaten die Kontrolle der Blutzuckerspiegels bzw. die Blutfettwerte bei Typ-II-Diabetes nicht (52). Da eine Ergänzung mit Coenzym Q10 eine Kontrolle der Blutzuckerspiegel in keiner der beiden Studien störte, stellten die Autoren beider Studien fest, dass Ergänzungen mit Coenzym Q10 bei zuckerkranken Patienten als ergänzende Therapie für kardiovaskuläre Erkrankungen sicher verwendet werden können.

Eine mütterlicherseits geerbte Diabetes mellitus in Verbindung mit Taubheit (MIDD) ist das Resultat einer Veränderung der mitochondrialen DNA, die ausschliesslich von der Mutter geerbt wird. Obwohl ein mitochondrialer Diabetes weniger als 1% aller Fälle von Diabetes ausmacht, gibt es Hinweise darauf, dass eine langfristige Ergänzung mit Coenzym Q10 (150 mg täglich) die Insulinsekretion verbessern und den progressiven Verlust der Hörfähigkeit bei diesen Patienten verhindern kann (53, 54).

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Neurodegenerative Krankheiten

Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative neurologische Störung, welche durch Tremor (Zittern), Muskelstarre und verlangsamte Bewegungen charakterisiert ist, und betrifft schätzungsweise ca. 1% der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren. Obwohl die Ursachen der Parkinson-Krankheit nicht vollständig geklärt sind, ist daran eine verminderte Aktivität des Komplex I der mitochondrialen Elektrontransportkette und ein erhöhter oxidativer Stress in einem Teil des Gehirns, das substantia Nigra genannt wird, beteiligt. Coenzym Q10 ist der Elektronenakzeptor für den Komplex I und auch ein Antioxidans. Zu wenig reduziertes Coenzym Q10 (Ubiquinol) im Verhältnis zu oxidiertem Coenzym Q10 wurden in Blutplättchen von Menschen mit Parkinson-Krankheit gefunden (55, 56). Eine 16 monatige randomisierte plazebokontrollierte Studie wertete die Sicherheit und die Wirksamkeit einer täglichen Ergänzung mit 300, 600 oder 1200 mg Coenzym Q10 bei 80 Menschen mit einer Vorgeschichte von Parkinson-Krankheit aus (57). Eine Ergänzung mit Coenzym Q10 wurde in an allen Dosen gut vertragen und war im Vergleich zum Plazebo mit einer verlangsamten Verschlechterung der Funktion bei den Parkinson-Kranken assoziert. Statistisch signifikant war der Unterschied allerdings nur in der Gruppe bedeutend, die 1200 mg täglich einnahmen. Vor kurzem zeigte eine kleine plazebokontrollierte Studie, dass eine orale Einnahme von 360 mg Coenzym Q10 täglich für eine Dauer von vier Wochen von Vorteil für Parkinson-Patienten war (58). Obwohl diese vorläufigen Ergebnisse vielversprechend sind, müssen sie in grösseren klinischen Studien bestätigt werden, bevor der Gebrauch von Coenzym Q10 bei früher Parkinson-Krankheit allgemein empfohlen werden kann.

Morbus Huntington

Morbus Huntington ist eine erbliche neurodegenerative Störung, die durch eine selektive Degeneration der Nervenzellen gekennzeichnet wird, welche als striatale Nervenzellen (engl. striatal spiny neurons) bezeichnet werden. Symptome wie Bewegungsstörungen und eine verminderte kognitive Funktion entwickeln sich gewöhnlich zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr und verschlechtern sich im Laufe der Zeit nach und nach. Tiermodelle zeigen, dass eine verminderte mitochondriale Funktion und eine durch Glutamat vermittelte Neurotoxizität Rollen in der Pathologie von Huntingtons Krankheit spielen. Eine Ergänzung mit Coenzym Q10 konnte die Grösse der Gehirnläsionen in Tiermodellen von Morbus Huntingto reduzieren und die Laktatwerte im Hirn verringern (59, 60). Eine Kombination mit Coenzym Q10 (0.2% der Ernährung) und Remacemide (0.007% der Diät) bei transgenen Mäusen, die das für die Huntington-Krankheit verantwortliche Protein exprimieren (HD-N171-82Q Mäuse) konnte die Bewegungsstörungen und die Überlebensrate verbessern (61, 62). Remacemide ist ein Antagonist des neuronalen Glutamat-Rezeptors.

Vor kurzem konnte gezeigt werden, dass im R6/2 Maus-Modell der Huntington-Krankheit eine ähnliche progressive Verschlechterung der Symptome wie in der menschlichen Variante der Krankheit aufweist (63). Daher könnten R6/2-Mäuse ein ideales Modell für eine mögliche Therapien von Morbus Huntington sein. Studien, welche diese Mäuse einsetzen, konnten zeigen, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 (0.2% der Ernährung) die Bewegungsleistung, den Körpergewichtverlust und die Überlebensrate verbessert. Eine Ergänzung mit Coenzym Q10 war auch mit einer Verringerung der verschiedenen Symptome von Morbus Huntington wie Gehirnatrophie, Ventrikelvergrösserung und striataler neuronaler Atrophie assoziiert. Interessanterweise führte eine gleichzeitige Gabe von Coenzym Q10 entweder mit Remacemide oder dem Antibiotikum Minozyklin sogar zu deutlicheren Verbesserungen der meisten gemessenen Parameter (61, 64).

Bis jetzt hat nur eine klinische Studie untersucht, ob Coenzym Q10 beim der Behandlung von Morbus Huntington beim Menschen wirksam ist. Eine 30 monatige randomisierte, plazebokontrollierte Studie mit Coenzym Q10 (600 mg täglich), Remacemide oder beiden Stoffen kamen anhand von 347 Patienten mit einer Vorgeschichte von Huntingtons zu dem Schluss, dass weder Coenzym Q10 noch Remacemide eine deutliche Abnahme in neuronalen Kapzität aufhalten konnten, obwohl eine Ergänzung mit Coenzym Q10 (mit oder ohne Remacemide) zu einer 13%-igen Abnahme der symptomatischen Verschlechterung führte (65). Derzeit gibt es daher noch nicht aureichend viele Belege für eine allgemeine Empfehlung von einer Ergänzung mit Coenzym Q10 bei Morbus Huntington.

Friedreichs Ataxie

Friedreichs Ataxie (FRDA) ist eine erbliche, autosomal-rezessive neurodegenerative Krankheit, die durch Veränderungen des Gens für Frataxin, ein mitochondriales Protein unbekannter Funktion. Eine verringerte Expression von Frataxin führt zur Ansammlung von Eisen in den Mitochondrien, was zu stärkerem oxidativen Stress und einem Ungleichgewicht der eisen- und schwefelhaltigen Proteine der mitochondrialen Atmungskette, einschliesslich Aconitase führen und so die Aktivität der Atmungskette einschränkt (66). Klinisch ist FRDA eine progressive Krankheit, die durch Ataxie (Bewegungsstörung) von Armen und Beinen sowie Fehlfunktionen des zentralen Nervensystems durch Degeneration der sensorischen Nerven gekennzeichnet ist (67, 68). Ausserdem können Patienten FRDA Symptom einer hypertrophen Kardiomyopathie (vergrössertes Herz) und von Diabetes aufweisen (69). Eine Pilotstudie zur Ergänzung mit Coenzym Q10 (200 mg täglich) und Vitamin E (2100 IE täglich) mit 10 FDRA-Patienten konnte zeigen, dass sich der Energiestoffwechsel von Herz- und Skelettmuskulatur nach nur drei Monaten Therapie verbessert hatte (70). Folgestudien nach 47 Monaten zeigten, dass die Verbesserungen der Herz- und Skelettmuskulatur bestehen blieben und dass FRDA-Patienten bedeutende Anstiege der Fraktionsverkürzung, ein Parameter der Herzfunktion, zeigten. Ausserdem konnte die Therapie eine progressive Abnahme der neurologischen Funktion wirkungsvoll verhindern (71). Obwohl die Resultate dieser Pilotstudie vielversprechend sind, sind grossräumige randomisierte klinische Studien notwendig, um festzustellen, welchen therapeutischen Nutzen Coenzym Q10 in Verbindung mit Vitamin E bei Friedreichs Ataxie hat.

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