Schutz vor Insekten

Nicht nur Mücken und Zecken, auch zahlreiche andere Gliedertiere wie Fliegen, Wanzen, Läuse oder Milben haben es auf unser Blut abgesehen. Sie sind nicht nur lästig, sondern können vor allem in den Tropen gefährliche Infektionskrankheiten übertragen. Aber auch in anderen Gebieten, wie etwa Skandinavien, können stechende Insekten zur Plage werden.

In den Tropen und Subtropen ist es besonders wichtig, Moskitostiche zu vermeiden. Während die Malaria übertragende Anopheles-Mücke hauptsächlich in der Dämmerung und nachts aktiv ist, sticht der Überträger des Denguefieber-, Gelbfieber- und Chikungunyafieber-Virus vorzugsweise in den frühen Morgenstunden und am Tage. Vor allem in Südostasien, Lateinamerika und Afrika darf der Mückenschutz also nicht auf die dunklen Stunden des Tages beschränkt sein.

Auch Schutzmaßnahmen können eine Infektion nicht hundertprozentig verhindern. Deswegen sollte bei jeder fieberhaften Erkrankung nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet für Malaria, Gelbfieber, Zika und Chikungunya ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Insbesondere Malaria kann auch noch Wochen später nach der eigentlichen Infektion ausbrechen.

Schutzmaßnahmen gegen Insektenstiche

Die Kombination folgender Maßnahmen können die Übertragungswahrscheinlichkeit um über 90% reduzieren:

  • In Malariagebieten von der Dämmerung bis zum Morgengrauen nach Möglichkeit in geschlossenen Räumen aufhalten und bei Aufenthalt im Freien helle, langärmelige Kleidung tragen. In Gebieten mit tagaktiven Mücken (Übertragung von Dengue, Zika oder Chikungunya) sollte dies auch am Tag berücksichtigt werden.
  • Zwischen 22:00 und 02:00 werden 90% der Malariainfektionen übertragen, insbesondere in Hochrisikogebieten empfiehlt es sich, in diesem Zeitraum den Aufenthalt im Freien möglichst zu vermeiden.
  • Unbedeckte Hautstellen und den Übergang zu unbedeckter Haut mit Repellentien einreiben, dabei besonders für Kleinkinder die Gebrauchsinformation des Herstellers beachten (siehe weiter unten).
  • Den Aufenthalt an offenen Wasserstellen wie stehende Gewässer, Gräben, Wassertonnen etc. vermeiden.
  • Fußhygiene reduziert Mückenattraktivität: Die Ausdünstungen der Füße ziehen Mücken an.
  • Klimatisierte Räume (auch beim Schlafen) sind weniger gefährlich: Mücken werden durch die niedrigen Temperaturen der Klimaanlage „stechfaul“.
  • Unter einem Moskitonetz ausruhen bzw. schlafen, dass unter die Matratze geschlagen werden kann oder zuverlässig dicht auf dem Boden aufliegt. Vorzugsweise ist das Moskitonetz mit einem Insektenabtötenden Kontaktmittel (Insektizid) imprägniert. Je kleiner die Maschendichte des Netzes, desto wirksamer der Schutz, desto geringer u. U. allerdings auch der Schlafkomfort in tropischen Klimazonen. Selbsttragende Netze, die sich wie ein Zelt aufbauen lassen, können als Alternative zum Moskitonetz auch auf Betten gestellt werden.
  • Fenster und Türen nach Möglichkeit stets geschlossen halten. Und die (engmaschigen!) Fliegengitter auf Löcher untersuchen und ggf. mit Pflaster oder Klebestreifen zukleben, ebenso unterkunftseigene Moskitonetze, ggf. eigenes Netz mitbringen.
  • Anders als Deckenventilatoren halten Geräte, die einen waagerechten Luftstrom produzieren kleine Insekten fern, solange man sich unter sie begibt.

Insektenabwehrmittel

1. Chemische Repellentien zum Auftragen auf die Haut

So genannte Repellents, verhindern, dass sich Insekten und Zecken auf die unbedeckte Haut setzen. Wirksam und empfehlenswert sind Präparate mit Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin (auch Picaridin genannt). Das sind die beiden Substanzen die wissenschaftlich am besten getestet sind. DEET greift Kunststoffe an und sollte deswegen nicht mit Kleidung aus Kunstfasern und mit Plastikteilen an z.B. Brille oder Uhr in Kontakt kommen. Bei Verwendung von DEET sollte Baumwollkleidung getragen werden.

Bei der Anwendung von DEET kann man sich an folgender Schutzdauer orientieren:

DEET 20%: 1-3 Stunden, DEET 30%: bis 6 Stunden, DEET 50%: bis 12 Stunden

Wirkstoffkonzentrationen unter 20 Prozent sind nicht empfehlenswert und bei über 50 Prozent wird keine längere Schutzdauer erreicht. Durch Aktivitäten und Schwitzen kann die Schutzdauer verkürzt werden. Das Produkt muss ggf. einfach erneut aufgetragen werden. Bei längerer und hochkonzentrierter Anwendung kann es zu Hautreizungen, Leberwertveränderungen und Störungen des Nervensystems kommen.
Icaridin hat eine vergleichbare Wirkung wie DEET, aber wird weniger stark vom Körper aufgenommen und ist besser kunststoffverträglich. Konzentrationen unter 20% sind auch hier nicht zu empfehlen. Beide Wirkstoffe sind eingeschränkt auch für Schwangere, Stillende und Säuglinge verwendbar.

Das chemische Repellent IR3535 hat eine geringe Toxizität und wenige Nebenwirkungen (Augenirritationen) und kann bei Kindern angewendet werden. Es sollte jedoch wegen der kürzeren Wirksamkeit gegen Anopheles-Mücken, anders als DEET und Icaridin, in Malaria-Gebieten nicht die erste Wahl sein. Beschädigungen von Kleidung und Plastik sind auch hier nicht ausgeschlossen. IR3535 wir üblicherweise in Konzentrationen von 10-30% angewendet und die Wirkdauer beträgt etwa 2-8 Stunden.

Wichtig im Umgang mit Repellents ist ein bestimmungsgemäßer Gebrauch:

  • Die Haut nicht mit dem Mittel sättigen, nur einen gerade ausreichenden dünnen Film auftragen.
  • Mittel nur auf exponierte Haut und/oder Kleidung auftragen, nicht auf bekleidete Haut.
  • Zum Auftragen im Gesicht Mittel zwischen den Händen verreiben und dünn auftragen.
  • Kontakt des Mittels mit Augen und Mund vermeiden. Um späteres Verreiben auf Schleimhäuten zu vermeiden, Repellentien nicht auf Kinderhände geben.
  • Nach dem Auftragen das Mittel von den Handflächen abwischen, um ungewollten Kontakt mit Augen, Mund oder Genitalien vorzubeugen.
  • Repellentien niemals auf Wunden, Schnitte sowie irritierte, entzündete oder ekzematöse Haut aufbringen.
  • Sprays niemals inhalieren oder in die Augen gelangen lassen.
  • Nach Rückkehr in Innenräume, behandelte Stellen mit Wasser und Seife waschen.
  • Bei gleichzeitiger Anwendung von Repellent und Sonnenschutzmittel: Zuerst das Sonnenschutzmittel einziehen lassen und anschließend das Repellent auftragen.
  • Unverträglichkeitsreaktionen treten meist nicht gegen den Wirkstoff auf, sondern gegen Lösungsmittel und Grundlagen, so dass man in solch einem Fall ein Mittel mit anderer Rezeptur versuchen sollte.
  • Produkte von zu Hause verwenden, da in Repellentien anderer Länder eine bedenkliche Wirkstoffkonzentration nicht immer auszuschließen ist.

2. Pflanzliche Repellentien zum Auftragen auf die Haut

Vorsicht gilt bei ätherischen Naturölen bzw. anderen „natürliche“ Substanzen, wie beispielsweise Sojabohnen- und Geranienöl, Geraniol und 2-Undecanon (BioUD). Die Wirksamkeit für diese Substanzen ist nur in wenigen Studien nachgewiesen und werden deshalb von der CDC (US-Amerikanische Gesundheitsbehörde) nicht empfohlen. Auch für Citronella-Öl ist lediglich eine begrenzte Wirksamkeit nachgewiesen.

Das Öl des Zitroneneukalyptus (Lemon Eucalyptus) bzw. das darin enthaltene Citridiol (PMD: p-Menthan-3,8-diol) bietet jedoch nachweislich eine repellente Wirkung. Es gibt zahlreiche Studien, die den Schutz vor Insektenstichen für Citridiol belegt haben und wird deshalb von EPA (US-Amerikanische Umweltschutzbehörde) und CDC zum Schutz vor Insektenstichen empfohlen.

3. Insektizide

Insektizide können als Raumsprays und Moskito-Räucherspiralen sowie zur Imprägnierung von Mückennetzen, Zelt und Kleidung verwendet werden. Nicht aber auf der Haut. Mücken werden gelähmt, wenn sie mit diesen Substanzen in Berührung kommen.

Insektenvertilgungsmittel die Pyrethroid-haltig sind (z.B. Permethrin), gehören zu den Insektiziden mit der niedrigsten Toxizität für den Menschen und einer vergleichbar guten Abbaubarkeit in der Natur zwischen 2 und 48 Stunden.

Beim Versprühen von Pyrethroiden in den Schlaf- bzw. Aufenthaltsräumen sollten die Rastplätze der Mücken wie z.B. unter Bett und Tisch, hinter Schränken und Vorhängen beachtet werden. Der Raum sollte nach dem Sprühen zunächst verlassen werden.

Elektrische Biozid-Verdampfer sollten nur bei starker Insekten-Belastung benutzt werden und wenn sich niemand im Raum aufhält: Sie verbreiten ein Insektizid (Transfluthrin, Allethrin, Piperonylbutoxid), welches sich langsam im Raum verteilt. Nach Einschalten tritt die Wirkung nach ca. 1 Stunde ein. Empfindliche Personen können mit Reizungen der Augen, Haut und/oder den Luftwegen reagieren.
Das gleiche Risiko wie Biozid-Verdampfer haben langsam abbrennende Räucherspiralen („mosquito coils“). Sie sollten ausschließlich im Freien angewandt werden: z.B. vor Türen und Fenstern, windabgewandt um Personengruppen herum oder unter dem Tisch.

Vorsicht vor ungeeigneten Abwehrmaßnahmen!

Repellent-Armbänder, Vitamin B1 oder B6-Einnahme, Knoblauchkonsum, Lichtfallen, Ultraschallgeräte, Citronella-Kerzen und Tea-tree-Öl sind wirkungslos. Auch Verdampfer mit ätherischen Ölen sind nicht hinreichend wirksam! UV-Lichtfallen fangen nur die wenigsten Mücken ab, können Mücken im Gegenteil sogar anlocken, da sie die Information „freies Flugfeld“ vermitteln. Viele harmlose und nützliche Insekten fallen ihnen zum Opfer.


Erstellt: 09.08.2022

Quellen:

  1. Auswärtiges Amt: „Expositionsprophylaxe – Verhütung von Infektionskrankheiten durch Schutz vor Insektenstichen“ https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-gesundheit/gesundheit-fachinformationen/reisemedizinische-hinweise
  2. Malariaprophylaxe – Empfehlungen des Ständigen Ausschusses Reisemedizin, (StAR) der DTG in: Flugmedizin Tropenmedizin Reisemedizin, 4 August 2021, S. 162-198, 28. Jahrgang