Warum ist Bitter Lemon nichts für Schwangere?

Chininhaltige Getränke, dazu zählen auch die klassischen Erfrischungsgetränke Tonic und Bitter lemon, stören die Entwicklung des Babys im Bauch.

Was ist Chinin?
Chinin ist ein Extrakt aus der Rinde des in den Anden beheimateten roten Chinarindenbaumes. Die bittere Substanz wird sowohl in der Medizin als auch in der Lebensmittelindustrie verwendet.
In Deutschland dürfen alkoholfreie Erfrischungsgetränke maximal 85 Milligramm Chinin pro Liter enthalten. (1)
Unter den Inhaltsstoffen der Rinde befinden sich zahlreiche Alkaloide, Chinidin/Chinin, Chinasäure, Cinchonidin/Cinchonin, Gerb- und Bitterstoffe.

Pro und Contra Chinarinde
Der hohe Gehalt an Wirkstoffen macht rote Chinarinde medizinisch wertvoll. So hat sich der Pflanzenauszug unter anderem bewährt bei Verdauungsbeschwerden, in der Behandlung einiger Malaria-Formen, bei Kopf- und Nervenschmerzen. Das Gewächs ist im südamerikanischen Volksmund auch als auch „Fieberrinde“ bekannt und wird entsprechend traditionell zur Fiebersenkung verwendet.

Auf der anderen Seite machen die hochwirksamen Inhaltsstoffe die Pflanze auch giftig. Für Erwachsene können 10 Gramm Chinin lebensgefährlich sein, bereits ein Bruchteil davon erzeugt einen „Chininrausch“. Auch Allergien auf Chinin nehmen zu.

Chinin in der Schwangerschaft
Zwar macht „die Dosis das Gift“, dennoch raten wir Schwangeren dringend von chininhaltigen Getränken ab. Im mütterlichen Kreislauf regt der Wirkstoff die Uterustätigkeit an. Bereits in geringen Mengen können vorzeitige Wehen ausgelöst werden.
Auch der Fetus wird beeinträchtigt: Er ist nicht in der Lage, Chinin abzubauen. Die Substanz reichert sich deshalb in seinem Organismus an. Konsumiert die Mutter den bitteren Durstlöscher regelmäßig, kann das Baby im Bauch süchtig nach der Substanz werden. So sind Fälle Babys mit typischen Neugeborenen-Entzugserscheinungen bekannt geworden. Das Baby zittert nervös über Wochen, bis es etwa im dritten Lebensmonat endlich kein Chinin mehr über den Urin ausscheidet.

Vor Jahrzehnten noch wurde Chinarinde schwangeren Frauen gegen nächtliche Wadenkrämpfe empfohlen. Davon nimmt die Pharmakologie inzwischen Abstand. In solchen Fällen eignen sich zum Beispiel Magnesiumgaben; in homöopathischer Dosis oder hochdosiert als Nahrungsergänzungsmittel.


(1) Bundesinstitut für Risikobewertung, 17/2005, http://www.bfr.bund.de/cd/6389