Wie viel ist zu viel?
Trinken in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft benötigt eine Frau viel Flüssigkeit, damit ihre und die kindlichen Stoffwechselprozesse funktionieren können. Schwangere sind deshalb aufgefordert, viel zu trinken. Und zwar, bevor ein Durstgefühl eintritt.

Durst ist kein verlässlicher Regulator für das Trinken, sondern ein Alarmzustand: Das Blutvolumen hat abgenommen, das Blut ist dickflüssiger geworden. Dehnungsrezeptoren in den Blutgefäßen und Osmorezeptoren im Gehirn registrieren dies. Beide veranlassen die Nieren, Wasser zu „sparen“, also weniger auszuscheiden. Erst jetzt verspürt der Mensch Durst und sollte umgehend trinken. Ist diese Wassernot spürbar, sind die Körperzellen bereits leicht dehydriert und arbeiten nicht mehr optimal.

Kann des Guten auch Zuviel sein?

Während die Auswirkungen zu knapper Flüssigkeitsversorgung auf die mentale Fitness der Mutter und die körperliche Entwicklung des Kindes gut untersucht sind, gibt es kaum Studien über die Folgen exzessiven Trinkens.
Sicher ist: Mehr als einen halben Liter sollte man nicht auf einmal trinken. Pro Stunde kann theoretisch ein Liter getrunken werden, maximal vier Liter am Tag. Viel und schnell zu trinken ist weder angenehm noch bekömmlich.

Limitiert wird die Aufnahme bereits von dem Fassungsvermögen und der Schnelligkeit im oberen Verdauungstrakt. So wird der Übergang des Speisebreis bzw. der Trinkmenge von Speiseröhre in den Magen von Schließmuskeln reguliert und benötigt seine Zeit, ebenso die Passage vom Magen in den Dünndarm.

Es gibt eine Durst-Krankheit, die nach weit mehr als vier Litern Flüssigkeit verlangt. Von Polydipsie spricht man bei Menschen mit krankhaft gesteigertem Durst. Die Ursache liegt in der verminderten Fähigkeit der Niere, den Harn zu konzentrieren, also ihm Flüssigkeit zu entziehen. So entsteht ein starker Wasserverlust über den Urin, der auch das Durstgefühl steigert. Man muss notwendigerweise vermehrt Trinken, damit der Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen wird.

Bei Marathonläufern wurde beobachtet, dass zu große Trinkmengen das Blut so stark verdünnen, dass der Natriumspiegel im Blut absinkt (Verdünnungshyponatriämie). Dieser bedrohliche Zustand tritt auf, wenn die Sportler beim Lauf jede Trinkstation ansteuern und salzarme Flüssigkeit trinken. Dann sinkt der Natriumsspiegel im Blut auf unter 130 Millimol pro Liter (normal sind 135 - 145 mmol/l). Die Folgen: Wasseransammlungen im Gehirn setzen den Kopf unter Druck. Kopfschmerzen, Übelkeit und Zittern sind möglich. Behandelt wird der Zustand mit ansteigender Kochsalzgabe.

Der Flüssigkeitsbedarf wird von der Nahrungszusammensetzung, vom Alter und vom Körpergewicht bestimmt. Mit einer Flüssigkeitsmenge von zweieinhalbe bis drei Liter pro Tag ist eine schwangere Frau sicher gut versorgt. Die Getränke sollten glasweise über den ganzen Tag verteilt werden. Am Besten geeignet sind natürliche Getränke wie Mineralwasser, Saftschorlen und Schwangerschafts-Teemischungen.