Müll im Meer:

Plastik im Sand - bald auf dem Teller?

(smog) Tüten, Flaschen, Gummischnuller - in den Weiten der Ozeane treiben die Reste der Zivilisation Jahre, wenn nicht gar Jahrhunderte lang. Britische Wissenschaftler der Universität Plymouth haben den Müll und seine Überreste erforscht und sind über seine weite Verbreitung erstaunt. Sie warnen, dass mikroskopisch kleine Plastikteile über die Nahrung wieder auf unseren Teller landen könnten.

Der Sand auf dem Meeresgrund und an den Stränden besteht längst nicht mehr nur aus zerriebenen Muscheln und Sandkörnern, sondern mittlerweile auch aus Kunststoffpartikeln. Das haben die Wissenschaftler um Richard Thompson entdeckt, als sie Bodenproben von verschiedenen Stränden, aus Flussmündungen und Gezeitenzonen unter dem Mikroskop untersuchten.

In ihren Proben fanden sie Polyacrylfasern, Reste von unter anderem in Lacken verwendeten Alkydharzen, Nylon, Polyester, Polyethylen- und Polypropylenreste sowie Polyvinylverbindungen. Diese Kunststoffe werden beispielsweise für Verpackungen, Kleidung und Seile, aber auch in der Industrie verwendet.

Größere Kunststoffteile, wie von weggeworfenen Plastiktüten, werden im Lauf der Zeit durch mechanische Einwirkungen zu kleineren Bruchstücken zerrieben oder zersetzen sich. Dabei bleiben die kleinen, nicht biologisch abbaubaren Kunststofffragmente übrig.

Welchen Einfluss dies auf die Umwelt und das Ökosystem Meer haben, können die Forscher noch nicht sagen. Erste Versuche mit Flohkrebsen, Wattwürmern und Seepocken zeigen, dass die Tiere die mikroskopisch kleinen Körnchen und Fasern mit der Nahrung aufnehmen. Diese gelangen dann unweigerlich in die Nahrungskette und somit auf den Teller des Menschen. Da man die Ozeane unmöglich filtern kann, fordern Wissenschaftler wirkungsvolleren Schutz, dass Plastik nicht ins Meer gelangt.

Quelle: Richard C. Thompson und Ylva Olsen, Marine Biology and Ecology Research Group, University of Plymouth und andere: Lost at Sea: Where is all the Plastic?, in: Science, Vol. 304, 7. Mai 2004, S. 838

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 32, 3 – 2004)