Hand aufs Herz, das kann jeder

(dgk) Deutschland braucht mehr Ersthelfer, denn die aktuelle Bilanz ist beschämend: 5.000 Menschen jährlich könnten vor dem Tod durch Herzstillstand gerettet werden, wenn Laien sofort die richtigen Maßnahmen einleiten würden. Dies entspricht fast der jährlichen Zahl an Straßenverkehrstoten in Deutschland. Doch nur 15 Prozent der Bundesbürger helfen im Ernstfall. Dass es auch anders geht, zeigen unsere Nachbarn in den Niederlanden und Skandinavien: Dort liegt die Rate bei bis zu 60 Prozent.

Ein Herzstillstand kann jeden treffen
Rund 40.000 – 64.000 Menschen pro Jahr erleiden hierzulande einen plötzlichen Herzstillstand. Die mit Abstand häufigste Ursache dafür ist eine koronare Herzkrankheit, bei der eine Verkalkung der Herzkranzgefäße vorliegt. Sie betrifft überwiegend Menschen im mittleren und höheren Lebensalter. Daneben kommen weitere angeborene oder erworbene Herzerkrankungen als Auslöser, vor allem auch bei Jüngeren, in Betracht. In 70 Prozent der Fälle geschieht der Kollaps zu Hause. Anwesend – und damit potentielle Helfer – sind oft Angehörige oder Freunde. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten.

Jede Sekunde zählt
Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln: Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf. Allein mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen.

Darum fehlt der Mut
Der Grund für die Tatenlosigkeit ist Unwissenheit und die Angst, etwas falsch zu machen. „Oftmals sind viele Menschen im Ernstfall überfordert, weil sie zuerst an die stabile Seitenlage oder den Wechsel zwischen Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung denken. Dass eine Herzdruckmassage ausreicht, wissen viele nicht.“, erklärt Prof. Hugo van Aken, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. Und: „Man kann nichts falsch machen!“

Leben retten ist einfach – jeder kann es
Dabei sind die wichtigsten Maßnahmen viel leichter. ‚Prüfen, Rufen, Drücken‘ sind die drei leicht zu merkende Schritte bei einem Herzstillstand: Reaktion und Atmung checken, Notruf 112 wählen und die Herzdruckmassage sofort beginnen. So kann die Überlebenschance verdoppelt bis verdreifacht werden.

Das sorgt für Sicherheit: Antworten auf die 5 häufigsten Fragen

? Ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig?
Nein, das ist nicht die entscheidende Maßnahme bei Menschen mit plötzlichem Herzstillstand! Lebensrettend ist die Herzdruckmassage. Nur wenn Sie in Mund-zu-Mund-Beatmung ausgebildet sind, dann tun Sie es. Wenn nicht, konzentrieren Sie sich auf die Herzdruckmassage. Damit ist schon viel gewonnen!

? Ist bei einem Herzstillstand die stabile Seitenlage wichtig?
Nein, denn der Betroffene kann auf diese Weise weder beatmet werden, noch kann der Ersthelfer ihn wiederbeleben. Der Ersthelfer sollte bei einem Herzstillstand gleich mit der Herzdruckmassage beginnen.

? Kann ich Schaden anrichten, wenn ich etwas falsch mache?
Die alte Begründung ‚Ich habe den Menschen nicht angefasst, weil ich nichts falsch machen wollte…’ ist überholt, denn man kann eigentlich nichts falsch machen! Bei einem Herzstillstand ist es immer richtig, zumindest die Herzdruckmassage durchzuführen.

? Kann ich rechtlich belangt werden, wenn ich etwas falsch mache?
Diese Befürchtung ist grundlos! Der Gesetzgeber schützt den Ersthelfer: Auch wenn durch Erste-Hilfe-Leistungen gesundheitliche Beeinträchtigungen, beispielsweise bei einer Herz-Druck-Massage ein Rippenbruch, entstehen, drohen Ersthelfern keine rechtlichen Konsequenzen.

? Wo und wie schnell muss ich bei der Herzdruckmassage drücken?
Drücken Sie fest in der Mitte des Brustkorbs mindestens 100 Mal pro Minute, das entspricht einem Disco-Beat. Denken Sie also an einen Song, wie z. B. „Stayin` Alive“ von den BeeGees oder „Rock Your Body“ von Justin Timberlake. Sie haben den Rhythmus einer Herzdruckmassage. Wechseln Sie sich mit anderen Ersthelfern ab.

 Weitere Informationen und viele Materialien finden Sie unter www.einlebenretten.de