Hintergrund:
Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind Bakterien, die ausschließlich beim Menschen vorkommen. Altersabhängig tragen etwa 5 bis 30 Prozent der Bevölkerung diese Bakterien im Nasenrachenraum, meist aber ohne Krankheitssymptome (Trägerstatus). Außerhalb des menschlichen Körpers überleben Meningokokken nur kurz. Für eine Über-tragung ist daher ein enger Kontakt notwendig wie zum Beispiel durch Anhusten und -niesen oder auch beim Küssen („Tröpfcheninfektion“).

Konjugatimpfstoffe gegen die Serogruppe C sind für Kinder ab zwei Monaten, Jugendliche und Erwachsene geeignet, sie bieten einen lang anhaltenden Schutz. Ab dem 2. Lebensjahr ist eine einmalige Impfung ausreichend. Dieses Alter wird von der STIKO als „optimaler Zeitpunkt“ für die Impfung angegeben. Bei Kindern und Jugendlichen, die noch keine Meningokokken-C-Impfung bekommen haben, sollte sie nachgeholt werden. Damit die Kassen die Kosten tragen, muss die Impfung vor dem 18. Geburtstag erfolgen.

Vierfach-Konjugatimpfstoffe gegen die Meningokokken-Serogruppen A, C, W-135 und Y ist mittlerweile auch in Deutschland verfügbar. Sie sindt für Personen ab einem Alter von 1 Jahr (bzw. 2 Jahren, je nach Impfstoff) zugelassen und kommen z. B. bei Auslandsreisen zum Einsatz.

Seit Ende 2013 steht auch ein Impfstoff gegen Meningokokken B zur Verfügung.

Woran erkennt man eine bakterielle Hirnhautentzündung?

Allgemeine Symptome sind:

·    Fieber
·    Erbrechen
·    Kopfschmerzen
·    Nackensteifigkeit
·    Benommenheit
·    Lichtempfindlichkeit
·    Gelenkschmerzen
·    rot-violette Hautflecken (= Hauteinblutungen).

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine Infektion, die anfangs oft einer starken Erkältung oder Grippe sehr ähnelt, schwer zu erkennen. Eltern sollten bei ihnen daher zusätzlich auf Symptome achten wie:

·    Teilnahmslosigkeit
·    Unruhe
·    Nahrungsverweigerung, evtl. zusammen mit Erbrechen oder Durchfall
·    Berührungsempfindlichkeit (das Kind will nicht gehalten werden)
·    hohes, schrilles Schreien oder Wimmern
·    das Baby lässt sich schlecht wecken
·    blasse oder fleckige Haut.


Beobachten Eltern eines der folgenden Warnzeichen bei ihrem Kind, sollten sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen:

·    Nackensteifigkeit, der Rücken ist nach hinten gebogen, der Kopf „bohrt“ sich in das Kissen.
·    rot-violette Hautflecken/Hauteinblutungen, die dauerhaft sind und auch nicht verschwinden, wenn man mit einem Trinkglas dagegen drückt.

Bei Verdacht sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Lieber einmal zuviel bzw. unbegründet zum Arzt gehen als einmal zu wenig! Meningitis muss möglichst früh erkannt werden. Dann kann man unverzüglich mit einer intensiven Behandlung starten.

Inhalt

- Meningokokken – was ist das überhaupt?
  Fieber, Erbrechen, Nackensteife und Hautflecken
- Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
  Das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
- Aus der DGK-Impfsprechstunde
  Fragen und Antworten zu Meningokokken
- Vor Reisen auf den Impfschutz achten
  Austauschschüler und -studenten sind gefährdet
  Aufgaben der AG Meningokokken im Deutschen Grünen Kreuz e. V.
- SERVICE

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Meningokokken – was ist das überhaupt?
(dgk) Meningokokken sind Bakterien, die sich immer in Paaren zusammentun. Sie heften sich mit Hilfe kleiner Fortsätze an die Schleimhäute des Nasenrachenraumes, wo sie wochen- oder monatelang bleiben können. Etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland tragen Meningokokken im Nasenrachenraum, ohne dabei krank zu sein, bei Jugendlichen ist diese Rate mitunter noch höher. Neben der Ansteckung am Erkrankten kann man sich auch bei diesen gesunden „Trägern“ anstecken. Durch Anhusten, Niesen oder auch beim Küssen werden die Erreger weitergegeben.
Vor allem wenn das Immunsystem, etwa durch andere Infektionen, geschwächt ist, vermehren sich die Bakterien, durchdringen die schützenden Schleimhäute, treten in die Blutbahn über und können zwei sehr schwere und dramatisch verlaufende Krankheiten auslösen: Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis).
13 verschiedene „Mitglieder der Meningokokken-Familie“ sind bekannt. Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Meningokokken-Infektionen durch die Typen A, B, C und Y hervorgerufen. In Deutschland werden etwa 70 Prozent der Erkrankungsfälle durch den Serotyp B verursacht (Impfstoff in Entwicklung) und etwa 25 bis 30 Prozent durch Tyc C, gegen den es eine wirksame Impfung gibt.
Das Spektrum der Meningokokken-Erkrankungen reicht von leichten Verläufen mit spontaner Abheilung bis hin zu einem hochakuten Ausbruch, der trotz Behandlung in wenigen Stunden zum Tod führen kann, das so genannte Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. 50 bis 75 Prozent dieser Patienten sterben.

Die Meningitis beginnt mit starkem Krankheitsgefühl wie Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, hohem Fieber, Erbrechen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Krämpfen oder Bewusstseinsstörungen. Als typisches Zeichen einer Hirnhautentzündung tritt die Nackensteifigkeit auf. Dabei ist die Beweglichkeit eingeschränkt oder der Patient zeigt einen Widerstand und hat Schmerzen beim Vorbeugen des Kopfes. Bei Säuglingen kann neben dem fast immer auftretenden Fieber die Symptomatik zunächst wenig eindeutig sein: Er ist teilnahmslos oder unruhig, mag nicht trinken und ist berührungsempfindlich. Zunächst winzige, dann sich vergrößernde rot-violette Hautflecken (durch Einblutung in die Haut) und Kreislaufkollaps sind Hinweise auf einen lebensbedrohenden Krankheitsverlauf, der sowohl bei Meningitis aber noch häufiger bei der Sepsis auftritt.

Entscheidend ist die frühzeitige Verdachtsdiagnose und die daraufhin erfolgende unverzügliche Einweisung in ein Krankenhaus mit intensivtherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten und Antibiotika. Aber auch eine rechtzeitig begonnene Behandlung kann den Tod nicht immer verhindern. Für etwa jeden zehnten Patienten kommt jede Hilfe zu spät.

Der Vorbeugung kommt deshalb die entscheidende Rolle zu. Alle Kinder ab dem vollendeten 12. Lebensmonat sollen eine Impfung mit Meningokokken-C-Konjugat-Impfstoff erhalten, so steht es seit 2006 im Standardimpfkalender. Die Ständige Impfkommission rät darüber hinaus, auch bei allen älteren Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Geburtstag die Impfung nachzuholen. Da besonders Kinder in den ersten beiden Lebensjahren und Jugendliche von Meningokokken-Infektionen betroffen sind, ist es besonders wichtig, auf den Impfschutz dieser Altersgruppen zu achten.

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Fieber, Erbrechen, Nackensteife und Hautflecken können Warnzeichen sein
Eine Meningokokken-Erkrankung tritt oft unvermittelt auf / Früherkennung wichtig

(dgk) Sie sind sehr klein, sehen unter dem Mikroskop aus wie winzige Bohnen oder Semmeln und fühlen sich besonders im Nasen-Rachen-Raum des Menschen wohl: Meningokokken. Von diesen Bakterien gibt es verschiedene Serotypen, die unterschiedlich stark verbreitet und gefährlich sind. Säuglinge und Kleinkinder sowie Jugendliche erkranken besonders häufig. Gefürchtet sind die schweren Verlaufsformen wie Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Sepsis (Blutvergiftung).

Wichtig ist, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Dann kann man unverzüglich mit einer intensivmedizinischen Behandlung starten und die Infektion in der Regel erfolgreich mit Antibiotika behandeln. Außerdem werden die Kontaktpersonen des Erkrankten mit Medikamenten prophylaktisch geschützt. Wird die Erkrankung durch Meningokoken Typ C ausgelöst, stehen für die Prophylaxe der Kontaktpersonen zusätzlich wirkungsvolle Impfstoffe zur Verfügung. In Deutschland treten vornehmlich die Serotypen B (ca. 70 Prozent) und C (ca. 25 bis 30 Prozent) auf, gegen letztere kann man impfen.

Wenn aber die frühzeitige Behandlung so wichtig ist - wie kann man eine Erkrankung erkennen, die durch Meningokokken verursacht wird?

Allgemeine Symptome sind:
·    Fieber
·    Erbrechen
·    Kopfschmerzen
·    Nackensteifigkeit
·    Benommenheit
·    Lichtempfindlichkeit
·    Gelenkschmerzen
·    rot-violette Hautflecken (=Hauteinblutungen).

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine Meningokokken-Infektion, die anfangs oft einer starken Erkältung oder Grippe sehr ähnelt, schwer zu erkennen. Eltern sollten bei ihnen daher zusätzlich auf Symptome achten wie:
·    Teilnahmslosigkeit
·    Unruhe
·    Nahrungsverweigerung, evtl. zusammen mit Erbrechen oder Durchfall
·    Berührungsempfindlichkeit (das Kind will nicht gehalten werden)
·    hohes, schrilles Schreien oder Wimmern
·    das Baby lässt sich schlecht wecken
·    blasse oder fleckige Haut.

Beobachten Eltern eines der folgenden Warnzeichen bei ihrem Kind, sollten sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen:

·    Nackensteifigkeit, der Rücken ist nach hinten gebogen, der Kopf „bohrt“ sich in das Kissen.
·    rot-violette Hautflecken/Hauteinblutungen, die dauerhaft sind und auch nicht verschwinden, wenn man mit einem Trinkglas dagegen drückt.

Die beschriebenen Symptome müssen nicht alle gleichzeitig vorliegen. Sie können sich innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln. Die Inkubationszeit (Zeitpunkt der Ansteckung bis Auftreten der ersten Symptome) einer Meningokokken-Erkrankung beträgt in der Regel zwei bis fünf, seltener bis zu zehn Tage. Charakteristisch gerade in schweren Fällen ist, dass die Erkrankung plötzlich und ohne Vorwarnung auftritt.
Bei Verdacht sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Lieber einmal zuviel bzw. unbegründet zum Arzt gehen als einmal zu wenig!

Doch Panik ist fehl am Platz. Denn für die besonders gefährdeten Kinder und Jugendlichen empfiehlt die Ständige Impfkommission die Meningokokken-C-Impfung als Standardimpfung. Seit 2006 ist sie Bestandteil des Impfkalenders und sollte allen Kindern und Jugendlichen zwischen 1. und 17. Lebensjahr zum Schutz verabreicht werden.

Übrigens: Meningokokken gehen außerhalb des menschlichen Organismus rasch zugrunde, deshalb erfolgt die Übertragung der Erreger immer nur direkt von Mensch zu Mensch. Für die Übertragung ist in der Regel ein enger Kontakt mit einem Erkrankten oder einem Keimträger erforderlich (Tröpfcheninfektion) – zum Beispiel durch Husten, Niesen, Küssen, Schmusen etc. Eine Übertragung durch Wasser und andere Lebensmittel findet nicht statt.

Weitere Informationen erhalten Sie:
- auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Meningokokken unter www.agmk.de
- beim Robert Koch-Institut unter www.rki.de
- beim Nationalen Referenzzentrum für Meningokokken, www.meningococcus.uni-wuerzburg.de/startseite/informationen_fuer_eltern/
- beim Haus- bzw. Kinderarzt.

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Wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
Die schlimmste Auswirkung einer Meningokokken-Infektion / Hohe Todesrate

(dgk) Simon ist noch keine zwei Jahre alt: Ihm wurde ein Fuß amputiert, und sein kleiner Körper ist gezeichnet von einer schweren Krankheit. Seit seiner plötzlichen Erkrankung vor etwa einem halben Jahr hat der kleine Junge schon mehr als zwei Dutzend Operationen hinter sich bringen müssen. Diagnose: Waterhouse-Friderichsen-Syndrom – eine der schwersten akuten Infektionserkrankungen, die der Kinder- und Jugendarzt kennt.

Das nach dem englischen Arzt Rupert Waterhouse (1873-1958) und dem dänischen Kinderarzt Carl Friderichsen (1886-1979) benannte Syndrom bezeichnet eine durch Bakterien verursachte, sehr schnell und meist tödlich verlaufende Infektion. Haupt-verursacher sind Meningokokken, neben Haemophilus influenzae Typ b (Hib) oder Pneumokokken. Besonders betroffen sind Kleinkinder (0 bis 4 Jahre), ein zweiter Erkrankungsgipfel findet sich bei älteren Kindern  und Jugendlichen (15- bis 19-Jährige), und seltener tritt diese Krankheit bei Erwachsenen auf. Meningokokken-Erkrankungen sind meldepflichtig. Von den jährlich insgesamt zwischen 500 und 800 Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland verlaufen circa 10 Prozent als Wa-terhouse-Friderichsen-Syndrom (WFS).

Das auffälligste äußere Zeichen: Die Haut ist mit kleinflächigen Einblutungen übersät. Die Bakterien werden über den Blutweg im Organismus verteilt. Die sich über den ganzen Körper ausbreitende Infektion (Sepsis) führt unter Schocksymptomen zu ei-ner Zerstörung der Nebennieren, zu schweren Gerinnungsstörungen und Multiorgan-versagen, das innerhalb weniger Stunden zum Tod führen kann. Im Überlebensfall gehören zu den möglichen Folgen bzw. Spätschäden der Sepsis begrenzte Nekro-sen, d. h. ein Absterben von Zellen oder Gewebe, oftmals in der Folge mit Amputati-onen von Gliedmaßen, Krampfanfälle, Hör- und Entwicklungsstörungen sowie Läh-mungen und große Hautschäden.

Krankheitsverlauf
Ein Waterhouse-Friderichsen-Syndrom beginnt aus voller Gesundheit heraus. In sehr kurzer Zeit bekommt der Patient plötzlich hohes Fieber. Er fühlt sich matt, ist apa-thisch. Nach etwa zwei Stunden zeigen sich kleine rote Flecken (erst Punktgröße, später größere Flächen) auf der Haut, die sich mit einem Glas nicht wegdrücken las-sen. Das sind Hauteinblutungen, die für die Krankheit charakteristisch sind. Im schlimmsten Fall wird der Patient nach weiteren zwei Stunden bewusstlos, Puls und Blutdruck werden schwächer. Nach weiteren vier bis zehn Stunden tritt dann bei 50 bis 70 Prozent der Patienten der Tod ein. Die Symptome bei Säuglingen und Klein-kindern sind anfangs oft weniger deutlich und können daher leicht übersehen wer-den.

Diagnose
Eine Erkrankung wird anhand der eintretenden Symptome (zum Beispiel Hauteinblu-tungen) und der Komplikationen diagnostiziert. Im Untersuchungsmaterial aus Blut, Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) oder aus den Hautläsionen wird der Erreger nach-gewiesen.

Therapie
Entscheidend bei Meningokokken-Erkrankungen ist die frühzeitige Diagnose und die sofortige Krankenhauseinweisung (Intensivmedizin) und Therapie des Patienten. Zur Behandlung des Waterhouse-Friderichsen-Syndroms werden dort hoch dosiert Anti-biotika eingesetzt. Die Ausfälle von Körperfunktionen können intensivmedizinisch behandelt werden. Ziel der Therapie ist es, den Erreger daran zu hindern, sich weiter im Körper auszubreiten und damit die schweren Folgen einer Sepsis zu vermeiden.

Vorsorglicher Schutz
Die Meningokokken-Impfung beugt dieser schweren Erkrankung vor. Die Meningo-kokken-Konjugatimpfstoffe gegen Typ C sind für Kinder ab zwei Monaten, für Ju-gendliche und Erwachsene geeignet und bewirken einen sehr guten, lang anhalten-den Schutz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit Juli 2006 die Imp-fung gegen Meningokokken C für alle Kinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Wurde dies versäumt, können und sollen auch Kinder und Jugendliche bis zum 18. Geburtstag gegen Meningokokken C geimpft werden. Außer in Thüringen und Sachsen-Anhalt werden auch diese Nachholimpfungen von den Kassen bezahlt.

Beispiele von Meningokokken-Krankheitsfällen finden Sie bei der Arbeitsgemein-schaft Meningokokken unter www.dgk.de/meningokokken/agmk/schicksale.html

Internetseite über das Schicksal des kleinen Simon: www.guxdu.com/pages/s/simonseyfarth/index.php

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Aus der DGK-Impfsprechstunde
Fragen und Antworten zu Meningokokken-Infektionen

Gestern hat meine kleine Tochter, 1 ½ Jahre alt, die Meningokokken-Impfung bekommen. Soll ich auch meine ältere Tochter (7 Jahre) impfen lassen? Wird die Impfung von der Kasse bezahlt?
Die Ständige Impfkommission (STIKO), das Expertengremium für Impffragen am Robert Koch-Institut in Berlin, empfiehlt seit 2006 die Impfung gegen Meningokokken für alle Kinder ab 1 Jahr. Darüber hinaus soll die Impfung aber auch bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre nachgeholt werden, d. h. Sie können und sollten Ihre ältere Tochter ebenfalls impfen lassen. Für den Konjugatimpfstoff gegen den Meningokokken Typ C gibt es keine Altersbegrenzung nach oben. Eine Impfdosis ist ausreichend, die Kassen bezahlen die Impfung auch für ältere Kinder und Jugendliche (Ausnahme: In Thüringen und Sachen-Anhalt nur im 2. Lebensjahr).

Gibt es eine andere Möglichkeit, Meningokokken-Infektionen vorzubeugen, als eine Impfung? Ich habe Angst vor Impfnebenwirkungen.
Generell kann man den Bakterien nicht „aus dem Weg gehen“. Um so weniger, als es in der Bevölkerung etwa 15 Prozent symptomlose „Träger“ gibt, die Meningokokken im Nasenrachenraum haben, ohne daran zu erkranken. Sie können aber die Erreger an andere weitergeben. Bei Jugendlichen liegt die Zahl der Träger noch deutlich höher.
Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt übertragen, und es ist schwierig, diesen Kontakt, den man nun mal zu Familienmitgliedern, zu Freunden oder Sportkameraden hat, zu vermeiden.
Treten Meningokokken-Fälle auf, werden die Kontaktpersonen vorsorglich mit Antibiotika behandelt. Die Impfung ist aber die sicherste und beste Schutzmöglichkeit und wird daher generell für die Kinder und Jugendlichen in Deutschland empfohlen.
Ängste vor der Impfung sind unbegründet. Natürlich können auch nach einer Meningokokken-C-Impfung wie bei allen anderen Impfungen Impfreaktionen auftreten. Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt und eine Abwehr aufbaut. Für ein bis zwei Tage kann es zu einer Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle kommen, Fieberreaktionen (bis 39 °C) sind möglich. Selten einmal werden Magen-Darm-Beschwerden beobachtet. Erwachsene können vorübergehend unter Kopf- oder Gliederschmerzen leiden, Kinder etwas unruhig oder aber schläfrig sein. Diese Impfreaktionen sind kein Grund zur Beunruhigung, sie klingen schnell wieder ab.

Mein Sohn (19 Jahre) hatte einen schweren Autounfall, und seine Milz musste deshalb entfernt werden. Jetzt empfehlen die Ärzte dringend eine Meningokokken-, eine Pneumokokken- und eine Hib-Impfung. Muss das wirklich sein?
Vor allem Menschen, denen die Milz fehlt (angeboren oder aufgrund eines Unfalls) sind gefährdet, hochakut und besonders schwer an Infektionen mit diesen Bakterien zu erkranken. Die Milz erfüllt im Immunsystem bei der Abwehr dieser sogenannten bekapselten Bakterien eine zentrale Rolle. Es ist daher äußerst wichtig und sinnvoll, zum Schutz Ihres Sohnes diese 3 Impfungen zu geben. Die Impfungen sind gut verträglich, eventuell auftretende Impfreaktionen klingen meist rasch wieder ab.
Es wird empfohlen, zunächst eine Dosis Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff zu geben, gefolgt von einer 4-fach-Impfung (Meningokokken-Polysaccharidimpfstoff A, C, W135, Y) 6 Monate später. Letztere sollte bei fortbestehendem Infektionsrisiko nach 3 Jahre wiederholt werden. Die Pneumokokken-Impfung wird mit dem mit 23-valentem Impfstoff (Polysaccharid-Impfstoff) gegeben. Eine Hib-Impfung wird eigentlich nur für Kinder bis 5 Jahre empfohlen, Ausnahme sind Patienten ohne Milz, für sie ist eine Hib-Impfung auch jenseits des 5. Lebensjahres empfohlen.

Mein Kind hat Neurodermitis, ist die Impfung dann überhaupt machbar?
Eine Neurodermitis spricht nicht gegen Impfungen. Im Gegenteil, bei schwerer Neurodermitis wird zum Beispiel eine Impfung gegen Windpocken sogar ausdrücklich empfohlen. Auch alle anderen Impfungen sind möglich, also auch die Impfung gegen Meningokokken C. Am besten impft man aber zu einer Zeit, in der die Neurodermitis nicht gerade „blüht“.

Mein Kind hat bereits die 6-fach-Impfung bekommen, da ist es doch sicher auch gegen eine Meningitis geschützt. Warum soll man dann auch noch gegen Meningokokken impfen?
Eine Meningitis kann durch verschiedene Bakterien und Viren verursacht werden, die schwersten und häufig lebensbedrohlich verlaufenden sind die durch Bakterien bedingten, insbesondere durch Meningokokken, Pneumokokken oder Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Dagegen kann man impfen. Die 6-fach-Impfung schützt vor Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Keuchhusten, Hepatitis B und Hib. Die Hib-Komponente beugt spezifisch einer durch Hib-Bakterien ausgelösten bakteriellen Meningitis vor.
Mit der 6-fach-Impfung ist Ihr Kind demnach zwar vor Hib, aber nicht vor einer Meningokokken- oder Pneumokokken-Meningitis oder anderen Formen der bakteriellen Hirnhautentzündung geschützt.
Deshalb sollten Sie Ihr Kind mit 1 Jahr – wie von der STIKO empfohlen – zusätzlich gegen Meningokokken C impfen lassen. Und denken Sie auch an die Pneumokokken-Impfung (für alle Kinder von 2 bis 23 Monaten empfohlen und für bis 5-Jährige bei Vorschädigung).
Auch Masern-, Mumps- oder FSME-Viren können eine Meningitis verursachen. Die 1. Masern-Mumps-Röteln-Impfung wird ab dem 11. Lebensmonat fällig, die 2. sollte bis zum Ende des 2. Lebensjahres gegeben werden. Die FSME-Impfung kommt dann in Frage, wenn Sie in einem FSME-Gebiet leben oder häufiger dorthin reisen. Denken Sie in diesem Fall auch unbedingt an Ihren eigenen FSME-Impfschutz, denn Erwachsene erkranken meist schwerer als Kinder!

Wie lange hält der Impfschutz an, wenn ich mein Kind gegen MenC impfen lasse?
Wie lange die Wirkung bei den Konjugat-Impfstoffen anhält, ist noch nicht genau bekannt. Vom Impfprinzip her (Konjugat-Impfstoff) kann man aber von einem lang anhaltenden Impfschutz ausgehen, bisherige Erfahrungen in England haben eine Schutzwirkung von 7 Jahren nachgewiesen.

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Meningokokken: Vor Reisen ins Ausland auf den Impfschutz achten
Schüler und Studenten sind besonders gefährdet

(dgk) Erkrankungen durch Meningokokken treten weltweit auf. Bei Reisen ins Ausland ist es deshalb ratsam, sich vorher über die Verbreitung von Meningokokken im Zielland zu erkundigen. In diesem Zusammenhang taucht stets der Begriff „Meningitis-Gürtel“ auf, der eine Reihe von afrikanischen Ländern südlich der Sahara und nördlich des Äquators bezeichnet, in denen es immer wieder zu größeren Epidemien kommt – überwiegend durch Meningokokken der Serogruppen A, seltener C, in jüngster Zeit auch durch W135. Ausgehend vom Meningitis-Gürtel zeigen sich auch in einigen nördlich (Ägypten) und südlich angrenzenden Ländern Krankheitsausbrüche. Darüber hinaus sind weitere Länder besonders betroffen, zum Beispiel Saudi Arabien, Jemen, die Mongolei, China, Nepal und Indien.

Reisende in diese Länder können sich schützen: Es stehen wirksame Impfstoffe zur Verfügung. Während für Kinder und Jugendliche in Deutschland Konjugatimpfstoffe Typ C empfohlen sind, werden für Auslandsreisende Polysaccharid-Impfstoffe gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y angewendet. Vor allem Rucksack- oder Trekkingreisende mit engem Kontakt zur Bevölkerung haben ein erhöhtes Risiko, sich anzustecken. Eine Impfpflicht mit diesem vierfach wirksamen Impfstoff besteht übrigens nur bei der Einreise nach Saudi Arabien während der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka und Mina (Haddsch).

Besonders hohe Ansteckungsgefahr herrscht unter jungen Menschen, die Gemeinschaftseinrichtungen nutzen. Daher ist eine Schutzimpfung empfehlenswert für alle Schüler, Studenten, Au-Pairs, Praktikanten und junge Berufsanfänger, die einen längeren Auslandsaufenthalt planen. In den USA wird aufgrund der dortigen Verbreitung eine Impfung von Jugendlichen mit dem ACW135Y-Impfstoff empfohlen.. Verschiedene Bildungseinrichtungen haben spezielle Meningokokken-Impf-Richtlinien. So schreibt zum Beispiel die University of Georgia die Meningokokken-Impfung für solche Studenten verbindlich vor, die auf dem Campus wohnen möchten. Wer einen Studienaufenthalt in den USA plant, sollte sich vor Einreise bei der jeweiligen Schule oder Universität erkundigen, welche Impfungen er oder sie nachweisen muss.   

In Europa sind es überwiegend die Meningokokken der Serogruppen B und C, die für Infektionen verantwortlich sind. Schüler und Studenten, die ins europäische Ausland und zwar in Länder mit einer Impfempfehlung gehen, sollten sich mit der Meningokokken-C-Impfung schützen. Dazu gehören neben Deutschland unter anderem Großbritannien, Irland, die Niederlande, Belgien, Spanien, die Schweiz und Luxemburg. Gegen Typ B steht noch kein wirksamer Impfstoff zur Verfügung.

In der Regel kommt es in Industrieländern zu Einzelerkrankungen oder kleineren  Ausbrüchen. Die jüngste Epidemie fand zum Jahreswechsel 2007/2008 in Norditalien statt. Sporadische Fälle waren vor allem durch die Bakterienstämme B verursacht, erst neuerdings tritt dort auch der Stamm C auf, der oft schwere Verläufe auslöst. Zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar sind in der Region Venetien in der Provinz Treviso neun Jugendliche und junge Erwachsene an Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen erkrankt, die durch Meningokokken verursacht wurden.  

Impfberatung online:
Das Deutsche Grüne Kreuz e. V. informiert in seinem Internet-Portal IBERA ausführlich über notwendige Impfungen für Reisen weltweit. Die Daten werden in Anbindung an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit ständig aktualisiert.
www.ibera-online.de

Das Auswärtige Amt hat im Kontext der „Länderinformationen“ auch eine Rubrik „Medizinische Hinweise“, die Auskunft gibt über wichtige oder sogar verpflichtende Schutzimpfungen.
www.auswaertiges-amt.de

Nutzen Sie jede Reise, um generell Ihren Impfstatus zu überprüfen. Auch Standardimpfungen wie z. B. gegen Diphtherie und Tetanus müssen regelmäßig aufgefrischt werden.

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Waterhouse-Friderichsen-Syndrom (WFS)

(dgk) Bei dem nach Rupert Waterhouse und Carl Friderichsen benannten Syndrom handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte, sehr schnell und meist tödlich verlaufende Infektion. Meningokokken sind – neben Haemophilus influenzae Typ b (Hib) oder Pneumokokken – die Hauptverursacher. Betroffen sind vor allem die Altersgruppen der 0- bis 4-Jährigen und die der 15- bis 19-Jährigen, die Gesamtzahl der Meningokokken-Infektionen in Deutschland liegt bei etwa 700 pro Jahr. 5 bis 10 Prozent aller Meningokokken-Erkrankungen verlaufen als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom (WFS). Das WFS ist damit ein relativ seltenes, aber sehr schweres Krankheitsbild. Die sich über den ganzen Körper ausbreitende Infektion (Sepsis) führt unter Schocksymptomen zu einer Zerstörung der Nebennieren, zu schweren Gerinnungsstörungen und Multiorganversagen.

Anzeichen
· Plötzlich einsetzendes hohes Fieber
· Plötzliches Erbrechen
· Kopfschmerzen
· Bewusstseinseintrübungen
· Nackensteifigkeit (dabei kann das Kinn nicht zur Brust bewegt werden)
· Hauteinblutungen
· Rasch einsetzendes Kreislaufversagen

Bei Kleinkindern:
· Zunächst “nur” Erbrechen und Fieber

Bei Säuglingen:
· ggf. aufgetriebene Fontanelle

Diagnose
Eine Erkrankung wird anhand der eintretenden Symptome (zum Beispiel Hauteinblutungen) und der Komplikationen diagnostiziert. Entscheidend ist auch der Nachweis der Erreger aus den Hautläsionen, Blut oder auch Liquor (Rückenmarksflüssigkeit). Nachfolgend kann eine molekularbiologische Untersuchung genauen Aufschluss über den Erreger geben.

Krankheitsverlauf
Ein WFS beginnt aus voller Gesundheit heraus. In sehr kurzer Zeit bekommt der Patient plötzlich hohes Fieber. Er fühlt sich matt, ist apathisch. Nach zwei Stunden zeigen sich kleine rote Flecken (erst Punktgröße, später größere Flächen) auf der Haut, die sich nicht wegdrücken lassen (Wasserglastest). Das sind Hautblutungen, die bei jedem Erkrankten nachweisbar sind! Nach weiteren zwei Stunden wird der Patient bewusstlos, der Puls und der Blutdruck werden schwächer. Nach weiteren vier bis 10 Stunden tritt der Tod ein.

Was passiert im Einzelnen? Die Bakterien werden über die Blutbahn im Organismus verteilt. Verursacher der Sepsis sind die von den Bakterien bei ihrem Zerfall produzierten Endotoxine. Durch die Sepsis als Folge des Erregerbefalls stirbt das Gewebe der Nebennieren ab (Nekrose). Es kommt zu einem plötzlichen Ausfall der Nebennierenfunktionen. Die Nebennieren befinden sich am oberen Pol der Niere. Sie sind Hormondrüsen und stellen verschiedene wichtige Hormone her: Kortikoide (Glukokortikoide, Mineralokortikoide) und Sexualhormone (Androgene). Im Nebennierenmark werden für Nervenerregungen (zum Beispiel für Herz- und Kreislauffunktionen) wichtige so genannte Katecholamine (Adrenalin, Noadrenalin, Dopamin) produziert. Der Ausfall wichtiger Hormone wiederum führt zu einem
Multiorganversagen, das innerhalb wenige Stunden zum Tod führen kann.

Therapie
Zur Behandlung des WFS werden hoch dosiert wirksame Antibiotika eingesetzt, die die Erreger abtöten. Die Ausfälle von Körperfunktionen können intensivmedizinisch behandelt werden. Es ist das Ziel der Therapie, den Erreger daran zu hindern, sich weiter im Körper auszubreiten und damit die schweren Folgen einer Sepsis zu vermeiden.

Da die intensivmedizinische Behandlung in der vergangenen Jahren immer besser geworden ist, hat sich die Überlebenschance von Patienten mit einem WFS deutlich erhöht, ein Verlauf mit tödlichem Ausgang tritt aber immer noch bei 50 Prozent und mehr der Patienten ein.

Zu den Folgen/ Spätschäden der Sepsis gehören begrenzte Nekrosen (Absterben von Zellen/ Gewebe), Amputationen von Gliedmaßen, Knochenschäden und Störungen des Skelettwachstums.

Quellen:

Dr. Rainer Noack, Facharzt für Kinderheilkunde/ Infektiologe, Oberarzt am Institut für Infektiologie, Mikrobiologie und Hygiene am Klinikum Buch (Berlin) in einem Artikel auf der Internetseite www.hosenscheisser.de
Prof. Dr. Sieghart Dittmann: Meningokokken-Erkrankungen. Epidemiologie, Klinik, Prävention und Kontrolle. Stuttgart 2003. S. 32ff.
DGPI Handbuch 2002
www.aok.de

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