Ultraschall: zwischen Baby-Fernsehen und notwendiger Diagnostik

Vor etwa dreißig Jahren begann die Untersuchugnsmethode Ultraschall bzw. Sonographie ein zunehmend wichtiges Element in der vorgeburtlichen Diagnostik zu werden. Es ist also erst eine Generation her, dass werdende Eltern ihren Mitbewohner oder ihre Mitbewohnerin zu Gesicht bekommen können, bevor das Kind das Licht der Welt erblickt.

Inzwischen sind solche Untersuchungen Routine. Standard ist der Ultraschall im „2D-Echtzeitmodus“. Der Mutterpass sieht bei unkomplizierten Schwangerschaften drei Ultraschall-Untersuchungen vor. Die erste findet in der 8. bis 10. Schwangerschaftswoche (SSW) statt. Anhand der Größe des Embryos wird der voraussichtliche Geburtstermin des Kindes ermittelt.
Die zweite Untersuchung findet zwischen der 18. und 22. SSW statt. Dabei steht die Beurteilung der körperlichen Entwicklung des Embryos im Vordergrund und die Feststellung einer Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaft.
Den dritten Ultraschall-Termin sehen die Mutterschafts-Richtlinien zwischen der 28. und 32. SSW vor. Beurteilt werden hier das Wachstum und die Organe des Kindes, und die Fruchtwassermenge der Mutter.

Häufig wird aber öfter geschallt. Auf Wunsch sogar in Farbe und „3D“. Einige Praxen bieten den werdenden Eltern die Videoaufzeichnung der Untersuchungen an, so dass sich die Eltern frühzeitig „ein Bild“ vom Sprössling machen können. Einige Experten sind der Ansicht, dies diene nicht diagnostischen Zwecken und sei überflüssig, andere sind der Ansicht, dass auch die werdenden Väter auf diese Weise schon früh eine Bindung zu ihrem Kind aufbauen können.

Ob bei einem dieser Termine das Geschlecht des Kindes sichtbar wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise von der Struktur und Stärke der mütterlichen Bauchdecke und von der Menge an Fruchtwasser. Aber natürlich auch von der Lage des Babys und vom Geschick des Arztes.

Was ist Ultraschall?

Ultraschall ist das am häufigsten angewendete bildgebende Verfahren in der Medizin. Die Sonographie ist weitgehend schmerzfrei, wird als unschädlich beurteilt und funktioniert im Gegensatz beispielsweise zu Computertomographie oder Röntgenuntersuchung auch in der Bewegung.

Ultraschallwellen sind Schallwellen; mit wesentlich kürzerer bzw. kleinerer Wellenlänge als die des hörbaren Schalls. Fledermäuse, Delfine und Wale können sie aussenden und hören, aber für das menschliche Ohr sind diese Wellen nicht wahrnehmbar. Der Frequenzbereich liegt zwischen 20 Kilohertz und 1 Gigahertz.

Die Gynäkologin/der Gynäkologe hat in der Regel mehrere „Schallköpfe“, die im Bereich 1 bis 40 Megahertz aussenden. Mit länglichen Sonden kann vaginal - von innen - geschallt werden, mit breiten Schallköpfen durch die Bauchdecke. Für ein optimales Bild wird ein Gleitmittel aufgetragen, damit nicht die Luft dazwischen den Schall reflektiert. Diese Gelschicht überbrückt den Spalt zwischen Haut und Sonde.

Ultraschallwellen lassen sich aufgrund ihrer Kürze gut bündeln. Je nach Textur oder Struktur eines Gewebes, auf die sie auftreffen, werden die Wellen reflektiert oder „geschluckt“. So lassen sich Strukturen detailliert auflösen bzw. sichtbar machen. Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Schwangerschaft wird so das Baby im Bauch sichtbar, wie es gemütlich am Daumen lutscht, wie es turnt oder wie es schläft.

Die Untersuchung mit Feinultraschall dient aber in erster Linie dazu, pränatal (vor der Geburt) Entwicklungsstörungen wie Herzfehler, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Anenzephalus oder Neuralrohrspalten sichtbar zu machen. Für einige chromosomale Störungen kann das Sonogramm - das bei der Untersuchung entstehende Bild - als „Softmarker“ dienen: Denn auch äußerliche Auffälligkeiten, die für bestimmte chromosomale Besonderheiten typisch sind, werden sichtbar. Um solche Vermutungen zu sichern, ist weiterführende Diagnostik, beispielsweise in einem genetischen Zentrum, erforderlich.