Wird die werdende Mutter gegen Influenza geimpft, profitiert auch das Neugeborene

Nestschutz
Babys können gegen Krankheiten indirekt geschützt werden, wenn ihre Mutter Antikörper gegen sie gebildet hat. Das ist der sogenannte Nestschutz: Gegen Ender der Schwangerschaft werden mütterliche Antikörper über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen. Je nach Erreger können diese Antikörper das Baby einige Wochen bzw. Monate schützen, danach werden sie abgebaut. So bekommt das Neugeborene einen Schutz, bis es selbst durch Impfungen Immunität aufbaut.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt hierzulande Impfungen für Schwangere gegen Keuchhusten, Influenza und COVID-19. Im letzten Jahr wurde auch ein Impfstoff für die Schwangerenimpfung gegen RSV (respiratorisches Synzytial-Virus) zugelassen, hierfür gibt es noch keine STIKO-Empfehlung.

Niedrige Impfraten
Leider gibt es noch immer viel Unkenntnis und Skepsis bezüglich Impfungen für Schwangere. Viele Mütter haben bedenken, was die Sicherheit der Impfstoffe betrifft, viele sind nicht ausreichend über die Möglichkeit einer Schutzimpfung informiert. Dies spiegeln die viel zu niedrige Impfraten, z. B. der Influenzaimpfung wider: nur etwa 17 % Prozent der Schwangeren ließen sich 2022 in der Influenza-Saison impfen. Besonders für Schwangere kann eine Influenza-Infektion, wie auch andere virale respiratorische Erkrankungen z. B. COVID-19, gefährlich werden und schwer verlaufen. Leidet die Mutter, leidet auch das ungeborene Kind. Warum: Während der Schwangerschaft laufen im Körper verschiedene immunologische und physiologische Veränderungen ab. Diese Veränderungen können Schwangere für virale Erreger empfänglicher machen und schwere Krankheitsverläufe begünstigen.

Mütterliche Impfung schützt Neugeborene
Eine im Dezember veröffentlichte neue Studie hat eindrücklich bewiesen, wie effektiv eine Impfung der schwangeren Mutter das neugeborene Kind in den ersten sechs Lebensmonaten vor schweren Influenza-Infektionen schützen kann.

Für die Studie verwendeten die Forscher Daten aus dem New Vaccine Surveillance Network (USA) der Influenzasaisons 2016/2017 bis 2019/2020. Die Analyse umfasste Babys unter sechs Monaten, die an sieben Kinderkliniken in den USA aufgrund einer akuten Atemwegserkrankung in einer Notaufnahme oder stationär im Krankenhaus behandelt wurden.

Die Daten von 3.764 Neugeborenen wurden ausgewertet. 223 Babys hatten eine bestätigte Influenza-Infektion, 3.541 einen negativen Influenza-Test. Etwa die Hälfte der Mütter (53 Prozent) hatte sich während der Schwangerschaft gegen Influenza impfen lassen. Wurden die Mütter während der Schwangerschaft geimpft, mussten fast 40 Prozent weniger Babys stationär im Krankenhaus wegen Influenza behandelt und 20 Prozent weniger in der Notaufnahme versorgt werden. Insbesondere bei Babys unter drei Monaten war der Schutz deutlich, hier betraf die Impfeffektivität gegen Hospitalisierung bzw. Versorgung in der Notaufnahme 53 Prozent. Die beste Effektivität zeigte die Impfung, wenn die Mutter im dritten Trimester der Schwangerschaft geimpft wurde. (Die STIKO empfiehlt die Influenzaimpfung für Schwangere ab dem 2. Trimenon, bei Vorliegen chronischer Erkrankungen bereits ab dem 1. Trimenon, da dann das Risiko für schwere Verläufe bei der Schwangeren besonders hoch ist.)

Nach der Meinung der Autoren würde die Erhöhung der Impfrate in der Schwangerschaft sowohl für die Schwangeren selbst als auch für ihre Neugeborenen einen deutlichen gesundheitlichen Nutzen bringen.


Erstellt: 09.01.2024

Quellen:

  1. Influenzaimpfung in der Schwangerschaft schützt auch das Neugeborene (aerzteblatt.de)
  2. Leila C. Sahni et al.: Maternal Vaccine Effectiveness Against Influenza-Associated Hospitalizations and Emergency Department Visits in Infants, JAMA Pediatrics. Published online December 18, 2023. doi:10.1001/jamapediatrics.2023.5639
  3. Impfraten: Epid. Bulletin 49/2022
  4. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ_Liste_Indikationsgruppen.html#FAQId2437358

► Zurück zu Impfschutz für Schwangere