Folsäure für die Nerven

Die Substanz Folsäure ist an sehr verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt. Eine besondere Rolle spielt sie bei der Zellteilung und damit bei der Zellneubildung. Auch für den Eiweiß-Stoffwechsel und die Herstellung von körpereigenen Substanzen wie Hormonen, Adrenalin und Lecithin wird das Vitamin der B-Gruppe benötigt.

Entsprechend hoch ist der Bedarf in der Zeit des Wachstums - nicht nur im Kindesalter, sondern auch in der Schwangerschaft und Stillzeit.

Eine Erhebung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an Schulen zeigte, dass nur ein Bruchteil - 0,7 Prozent - der Jungen und Mädchen zwischen 15 und 21 Jahren um die physiologische Bedeutung von Folsäure weiß. Dabei wäre dieses Wissen für Frauen im gebärfähigen Alter von großer Bedeutung. Denn das Vitamin ist besonders in der Frühschwangerschaft für eine regelrechte Entwicklung des kindlichen Gehirns, der Nerven und des Rückenmarks entscheidend. Deshalb wird Frauen mit Kinderwunsch von Experten empfohlen, Folsäure zu supplementieren, also über ein Nahrungsergänzungspräparat einzunehmen. Dieser Rat wird aus Unkenntnis häufig ignoriert, denn: "Folsäure ist doch in meiner Nahrung vorhanden. Warum also ein Mittel einnehmen?"

In der Tat wäre eine Supplementierung nicht erforderlich, wenn die Ernährungsweise noch die selbe wäre „wie früher“. Mangels Verfügbarkeit und mangels Möglichkeiten, Vorräte zu halten, war die Nahrung naturnah, frisch und vegetarisch dominiert. Von dieser Natürlichkeit ging in den vergangenen Jahrzehnten viel verloren. Essen findet heutzutage oft in Eile statt und muss deshalb „convenient“, also bequem und vorgefertigt sein. Doch Folsäure ist ein ausgesprochen empfindliches Vitamin: Sauerstoff, Hitze und Licht zersetzen es rasch. In 'Convenience-food' ist es kaum mehr vorhanden.

Nur wenigen Erwachsenen gelingt es noch, die empfohlene Menge an Folsäure bzw. so genannten „Folsäure-Äquivalenten“ über die Nahrung abzudecken. Noch seltener gelingt das schwangeren Frauen, denn bei ihnen ist der Bedarf um ein weiteres Drittel erhöht.

Zwar ist der Körper anpassungsfähig und kann sich auf einen Mangel einstellen. Die Resorptionsquote von Nahrungs-Folat ist dann entsprechend höher. Langfristig aber mündet ein Defizit zwangsläufig in eine Unterversorgung.

Bei Folsäuremangel sind zuerst die Gewebe und Zellsysteme mit hohem Umsatz betroffen: rote und weiße Blutkörperchen, lymphatische Gewebe und Schleimhäute. Zellteilung und Wachstum sinken. Es kommt zur Blutarmut (Anämie) und zu Entzündungen an den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes. In der Schwangerschaft sind Neuralrohrdefekte beim Kind möglich.

Deshalb sollte die Empfehlung, Folsäure als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, befolgt werden. Weil Folsäuremangel oft in Verbindung mit einer Unterversorgung an Vitamin B6 und 12 auftritt, darf das Nahrungsergänzungsmittel auch diese Substanzen enthalten. Es gibt auch spezielle Nahrungsergänzungen für Schwangere. Sie enthalten neben den Vitaminen auch Mineralstoffe - Mengen- und Spurenelemente - deren Versorgung oft nicht gewährleistet ist.