Was ist der Rhesusfaktor?

Der Rhesusfaktor wurde 1940 von Karl Landsteiner (1868 - 1943) und Alexander Solomon Wiener am New Yorker Rockefeller-Institut bei Rhesusaffen entdeckt. Die beiden Forscher hatten 40 Jahre zuvor schon das „ABO-System“ der Blutgruppen beschrieben.

Etwa 80 bis 85 Prozent der Mitteleuropäer tragen den Rhesus-Faktor, den bestimmte Moleküle auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen bestimmen. Ist diese Struktur auf den roten Blutkörperchen vorhanden, so hat derjenigen die Blutgruppe „Rhesusfaktor positiv“, abgekürzt heißt das Rh-positiv oder „DD“ bzw. „Dd“. Fehlt dieses Merkmal, so spricht man von „Rhesusfaktor negativ“, abgekürzt Rh-negativ oder auch „dd“. Die beiden Buchstaben erklären sich so: Jeder Mensch verfügt über zwei Gene für die Ausprägung des Rhesus-Faktors, eines hat er von der Mutter, eines vom Vater geerbt. Ist der Rhesusfaktor durch ein Gen vorhanden, zum Beispiel das vom Vater, setzt sich dieses Merkmal „D“ beim Kind immer durch - es ist dominant - auch wenn die Mutter Rhesus-negativ (dd) ist. Bei dieser Konstellation muss die werdende Mutter in der ersten und jeder nachfolgenden Schwangerschaft und nochmals nach der Geburt ihres Kindes eine Anti-D-Prophylaxe erhalten, um Rhesus-Unverträglichkeitsreaktionen bei den Kindern auszuschließen.

Beispiel eines Erbgangs :

Vater Mutter
Dddd
KinderDd / ddDd / dd


Wie wird der Rhesusfaktor ermittelt?

Bei Schwangeren mit dem Merkmal Rhesusfaktur negativ kann es zu schwersten Komplikationen kommen, wenn das Kind Rhesusfaktor positiv ist. Die Schädigungen treten dabei noch nicht beim ersten Kind auf, aber bei jeder weiteren Schwangerschaft. Daher wird bei jeder Schwangeren frühzeitig neben der Blutgruppe auch der Rhesusfaktor bestimmt. Die Untersuchung wird schon bei der ersten Blutentnahme angefordert. Im Labor werden die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) genau untersucht. Das geschieht mit Hilfe von Testseren: Blutkonzentrat der zu testenden Person wird mit Kochsalzlösung verdünnt und mit den Testseren vermischt. Die Testseren enthalten Antikörper, die genau zu den Blutgruppen des ABO- oder des Rhesussystems passen. Ist beispielsweise der Rhesusfaktor vorhanden, verklumpen (agglutinieren) die Erythrozyten nach einiger Zeit, weil sie durch die Antikörper in den Testseren vernetzt werden. Ist auf den Blutzellen kein Rhesusfaktor ausgebildet, bleibt die Agglutination aus.

Wird eine Frau auf Rhesusfaktor-negativ getestet, muss sie in jeder Schwangerschaft und nach jeder Geburt eine Anti-D-Prophylaxe erhalten, damit durch eine mögliche Rhesusunverträglichkeit keine Schädigungen bei ihren Kindern auftreten können.