Harninkontinenz: Was tun?

Während der Schwangerschaft ärgern sich viele Frauen über eine zunehmende Blasenschwäche. Sie ist praktisch unumgänglich, denn das Baby nimmt viel Raum im Bauch ein. Für die mütterliche Blase bleibt kaum Platz.

Wenn sich zu den häufigen Toilettengängen noch eine labile Blasenschließmuskulatur gesellt, wird jedes Niesen, Husten und Lachen begleitet von abgehendem Harn. Manche Schwangere glaubt dann, eine Blasenentzündung stelle sich ein.

Meist liegt die Ursache für die Symptome aber in einer hormonell bedingten Lockerung der Muskulatur und im mechanischen Druck des Babys auf die Blase. Der Druck ist zweifellos vorhanden und wird bis zum Entbindungstermin noch zunehmen. Durch Stärkung der umgebenden Muskulatur können die Beschwerden aber teilweise kompensiert werden. Das ist mit Kürbis möglich - in Form von Kürbiskernen und Kürbisgerichten – und mehr noch mit gezieltem Beckenbodentraining.
Solche Übungen werden von vielen Hebammen in den Geburtsvorbereitungskurs integriert. Nach der Geburt, mit Hilfe gezielter Rückbildungsgymnastik, verschwindet das lästige Tröpfeln rasch wieder.

Blasenentzündung – was tun?

Anders vorgehen muss die Schwangere, wenn die Blase sich tatsächlich entzündet hat. Dann sind Kürbiskerne und Beckenbodentraining ergänzend sinnvoll, aber an erster Stelle steht die „Durchspültherapie“. Viel trinken hilft, auch wenn jeder Toilettengang beschwerlich ist. Das ideale Getränk ist Wasser.
Von Arzneiteemischungen gegen Harnwegsinfekte sollten Schwangere absehen. Einige pflanzliche Wirkstoffe darin könnten riskant sein, andere sind zu wenig dokumentiert.

In der Praxis als „tolerabel“ erwiesen haben sich hier Bärentaubenblätter und Goldrute. (1) Eine vormals berichtete gesteigerte Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur und ein damit verbundenes Abortrisiko durch Bärentraubenblätter konnte nicht nachgewiesen werden.
Hilfreich ist auch der Verzehr von Cranberries (Moosbeeren, Kranichbeeren). Die Früchte der in Nordamerika heimischen Beerenstrauchart haben sich auch in der Vorbeugung von bakteriellen Harnwegsinfektionen bewährt.

Folgende im urologischen Bereich sonst bewährten Arzneipflanzen sollten in der Schwangerschaft aber besser nicht verwendet werden: Birkenblätter, Hauhechel, Heidelbeerlaub, Katzenbart und Queckenwurzel.

Blasenentzündung: Chemie nur im Notfall

Auch für die urologisch wirksamen chemischen Arzneistoffe Methenamin und Nitroxolin liegen keine ausreichenden Erfahrungswerte vor, so dass von der Einnahme in der Schwangerschaft abgesehen werden sollte. Wenn die Beschwerden und die bakterielle Besiedlung der Blase es erfordern, wird der behandelnde Arzt / die behandelnde Ärztin notfalls ein geeignetes Antibiotikum verordnen. Es gibt auch in dieser Substanzgruppe Medikamente, die für Schwangere geprüft und verträglich sind.

(1) C. Schäfer, H. Spielmann, K. Vetter: Arzneimittelverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. Elsevier 2006