Reisemitbringsel der unangenehmen Art

Regelmäßig zum Ende des Jahres veröffentlicht das Robert Koch-Institut (RKI) einen Bericht über meldepflichtige Infektionskrankheiten, die von Reisenden nach Deutschland „mitgebracht“ wurden. Das RKI erfasst durch die Meldepflicht nur Erkrankungsfälle, die in Deutschland diagnostiziert wurden. Der wahrscheinliche Infektionsort wird – so weit möglich – angegeben.
Nach dem Rückgang der Reisen während der COVID-19-Pandemie stieg die Reiselust der Bevölkerung und damit auch die Zahl der nach Deutschland importierten Infektionserkrankungen wieder deutlich an. Im Jahr 2023 kletterten die Fallzahlen, wie der aktuelle RKI-Bericht zeigt, nahezu auf das vorpandemische Niveau. Insgesamt wurden 3.627 Infektionserkrankungen – vermutliche „Reisemitbringsel“ – an das RKI gemeldet. Darunter waren auch Einzelfälle von Lepra und Cholera, Erkrankungen, die in Europa längst vergessen sind.
Im Jahr 2023 wurden 985 Malaria-Erkrankungen gemeldet, das entspricht einer 28-prozentigen Steigerung im Vergleich zum Jahr 2022. Als Reiseanlass haben 67 Prozent der an Malaria Erkrankten den Besuch von Freunden und Verwandten (visiting friends and relatives) angegeben, danach folgen Tourismus und Reisen aus beruflichen Gründen. Der größte Anteil hatte sich in einem afrikanischen Land infiziert, die meisten hatten keine medikamentöse Malaria-Prophylaxe durchgeführt. Drei Männer im Alter von 59 bis 69 Jahren verstarben.
953 Dengue-Fieber-Erkrankungen wurden 2023 gemeldet, die meisten Betroffenen waren zwischen 25 und 39 Jahre alt. Zwei Erwachsene erkrankten an der schwersten Form, an hämorrhagischem Dengue-Fieber, beide überlebten glücklicherweise die Erkrankung. Als Infektionsländer wurden, wie in den Jahren vor der Pandemie, am häufigsten Thailand gefolgt von Indonesien und Mexiko genannt. Für 32 Denguefieber-Erkrankungen wurde das bislang ungewöhnliche Infektionsland Ägypten angegeben: Die meisten Betroffenen hatten sich ausschließlich an der Küste des Roten Meeres aufgehalten.
Dengue gehört zu den durch Mücken auf den Menschen übertragenen Viruserkrankungen. In Deutschland besteht regional ein theoretisches Risiko für die Virus-Übertragung, da „passende“ Stechmückenarten auch bei uns schon vorkommen. Reisende können sich gegen Dengue-Fieber durch eine Impfung schützen. Diese wird von der Ständigen Impfkommission aber nur für Reisende empfohlen, die bereits einmal eine Dengue-Infektion hatten. Ein Grund hierfür ist, dass eine Erstinfektion meist symptomlos oder leicht verläuft, eine Zweitinfektion jedoch sehr gefährlich werden kann.
Zwei weitere durch Mücken übertragene Infektionen gehören zu den exotischeren Erkrankungen: Chikungunya-Fieber und Zikavirus-Infektionen. Im Jahr 2023 wurden 44 importierte Chikungunya- und 16 Zikavirus-Erkrankungen gemeldet. Das Infektionsrisiko für diese Erkrankungen kann man zurzeit nur durch einen guten Mückenschutz reduzieren. Schwangere sollten Reisen in Risikogebiete für Zika-Erkrankungen vermeiden, denn Zikavirus- Infektionen während der Schwangerschaft können zu Fehlbildungen beim Ungeborenen führen.
Eine häufig auf Reisen erworbene Erkrankung ist die Hepatitis A. Im Jahr 2023 erhielt das RKI insgesamt 859 Meldungen. Etwa die Hälfte der in Deutschland gemeldeten Hepatitis-A-Fälle werden aber hierzulande erworben, etwa durch infizierte Lebensmittel. Die anderen Erkrankungen gehen auf eine eingeschleppte Infektion zurück. Die drei am häufigsten genannten Infektionsländer für Hepatitis A waren Indien, Pakistan und Ägypten. Etwa ein Drittel der Erkrankten waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die virale Leberentzündung kann durch Impfung vermiedenen werden, wegen der langen Inkubationszeit (15 bis 50 Tage) sogar auch nach einer bereits erfolgten Infektion. Hier ist dann aber rasches Handeln gefragt, die vorbeugende Impfung ist auf jeden Fall sicherer. Fast alle, die sich 2023 im Ausland mit Hepatitis A infizierten, waren ungeimpft, es gab einen Todesfall.
Zu den eher selten eingeschleppten Erkrankungen, die durch Impfung vermeidbar sind, gehört Typhus mit 79 Fällen in 2023. Typhus – eine schwere, früher lebensbedrohliche, hochfieberhafte Allgemeinerkrankung mit Durchfällen – wird durch Bakterien hervorgerufen. Die Impfung wird von der STIKO für Reisen in Endemiegebiete mit Aufenthalt unter schlechten hygienischen Bedingungen empfohlen.
Fazit: Nur bei einer gut vorbereiteten Reise kommt man wieder gesund heim. Reisende sollten auch noch mehrere Wochen nach der Rückkehr bei einer Erkrankung dem Arzt / der Ärztin mitteilen, wo sie unterwegs waren. Das kann für die rechtzeitige Diagnosestellung sehr wichtig sein und schwere Erkrankungen und Komplikationen verhindern.
Erstellt: 13.01.2025
Quellen:
- RKI: Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten: Importierte Infektionskrankheiten 2023, Epidemiologisches Bulletin 45/2024
- RKI Infektionskrankheiten A-Z
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/04_24.pdf?__blob=publicationFile