Neues Zeckenvirus in den Alpen aufgetaucht

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat erstmals ein neues Zeckenvirus identifiziert: das „Alpine chamois encephalitis virus“ (ACEV). Es wurde in infizierten Gämsen sowie in Zecken aus Österreich und Italien gefunden. Ob dieses Virus eine Gefahr für Menschen oder andere Tiere darstellt, ist noch unklar.
ACEV gehört zur Familie der Flaviviren, unterscheidet sich jedoch genetisch deutlich vom hier bekannten FSME(Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Virus. Stattdessen weist es eine engere Verwandtschaft mit dem Louping-Ill-Virus auf, das auf den Britischen Inseln verbreitet ist. WissenschaftlerInnen vermuten, dass ACEV möglicherweise auch andere Tiere wie Ziegen oder Schafe infizieren könnte, was eine Übertragung auf den Menschen – etwa durch Rohmilchprodukte – ermöglichen könnte.
Das Virus wurde an mehreren geografisch weit entfernten Orten und zu unterschiedlichen Jahreszeiten entdeckt, was auf eine größere Verbreitung hindeutet. Weitere Untersuchungen sind daher nötig, um mehr über mögliche Auswirkungen zu erfahren.
FSME – weiterhin ein Thema
FSME ist in Europa weit verbreitet, auch in Deutschland nehmen die FSME-Gebiete seit Jahren zu. Die aktuellen Risikogebiete wurden am 27.02.2025 vom Robert Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin Nr. 9 veröffentlicht. Drei neue Risikogebiete kommen jetzt hinzu, von denen zwei an bekannte Risikogebiete grenzen: In Bayern der Stadtkreis Augsburg und in Brandenburg der Landkreis Elbe-Elster. In Niedersachsen wird der Landkreis Celle zum Risikogebiet.
Im Jahr 2024 wurden 686 FSME-Erkrankungen gemeldet, das ist die zweithöchste Erkrankungszahl seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001.
Impfraten vor allem in der Risikogruppe der älteren Menschen gering
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung für alle Personen, die in Risikogebieten leben oder dort in Kontakt mit Zecken kommen können. Obwohl seit Jahrzehnten FSME-Impfstoffe zur Verfügung stehen, sind die Impfraten, insbesondere bei Erwachsenen niedrig, vor allem bei Menschen über 60 Jahren. Diese Altersgruppe ist jedoch besonders gefährdet: Während FSME bei Kindern in der Regel milder verläuft und meist ohne Komplikationen ausheilt, steigt mit zunehmendem Alter das Risiko für einen schweren Verlauf, der mit Komplikationen und bleibenden Schäden einhergehen kann.
Zunächst treten grippeähnliche Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen auf. In der weiteren Krankheitsphase können sich bei einigen Betroffenen neurologische Symptome entwickeln wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) und/oder Myelitis (Entzündung des Rückenmarks).
Impfungen bieten einen sicheren Schutz. Die Grund- bzw. Erstimmunisierung umfasst drei Impfstoffdosen. Die erste Auffrischung erfolgt nach drei Jahren, danach sollte je nach Alter und Impfstoffwahl alle drei bis fünf Jahre eine weitere Auffrischung stattfinden.
Meist werden vor einer Reise in ein FSME-Gebiet eher die Kinder geimpft, aber vor allem die Eltern und Großeltern sollten an diesen Impfschutz denken.
Erstellt: 10.03.2025
Quellen:
- „FSME & Co.: Neues Zeckenvirus in den Alpen entdeckt“, aus https://www.bionity. com/de/news/1185443/fsme-co-neues-zeckenvirus-in-den-alpen-entdeckt.html?xing_share=news
- Nowotny et al.: „Neurotropic Tick-Borne Flavivirus in Alpine Chamois (Rupicapra rupicapra rupicapra), Austria, 2017, Italy, 2023"; Viruses, Volume 17, 2025-1-16.
- RKI-Seiten zur FSME