Aggression und Wut
Demenz Patienten verhalten sich manchmal agressiv, sei es durch Worte oder - seltener- durch Taten. Manchmal genügt als Anlass schon eine Nichtigkeit und der Kranke reagiert über. Ein solches Verhalten ist Symptom der Krankheit und kann vom Patienten nicht kontrolliert werden. Meist ist Angst der Auslöser und der Betroffene will damit eine vermeintliche Gefahr abwehren. Oder er wird zornig, weil er um etwas bitten muss, was er früher selbständig erledigen konnte. So schnell und überraschend solche Wutausbrüche kommen, so schnell klingen sie oft auch wieder ab.
Was Sie tun können:
Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie das Verhalten des Patienten nie persönlich. Beruhigen Sie den Patienten und schlagen Sie ihm vor etwas zu tun, was er normalerweise gerne tut. Achten Sie auf ihre Sicherheit indem Sie die körperlichen Kräfte des Patienten nicht unterschätzen. Sprechen Sie mit einem Arzt, wenn sich Aggressionen häufen. Eventuell können Medikamente die Situation verbessern.
Was Sie nicht tun sollten:
Vermeiden Sie Streit und provozieren Sie den Patienten weder körperlich noch durch Worte oder Auslachen. Versuchen Sie nicht ihn festzuhalten, lassen Sie ihm Platz. Verlassen Sie lieber den Raum, wenn gar nichts mehr hilft. Verzichten Sie auf jede Form einer "Bestrafung".
Halluzinationen und Wahnvorstellungen
Demenz-Kranke haben oft Sinnestäuschungen (Halluzinationen): Sie sehen, hören oder riechen etwas, was in Wirklichkeit gar nicht da ist.
Beispiele für Wahnvorstellungen sind dagegen z. B. der feste Glaube der Postbote unterschlage alle wichtigen Briefe oder die grundlose Überzeugung bestohlen zu werden.
Häufig sind auch so genannte "wahnhafte Verkennungen". Die Kranken halten Verwandte und Bekannte für Fremde, erschrecken sich vor dem eigenen Spiegelbild oder halten Fernsehfilme für real.
All diese Phänomene können Angst und damit wieder Aggressionen auslösen.
Was Sie tun können:
Bleiben Sie ruhig und erklären Sie dem Patienten, dass alles in Ordnung ist. Vermitteln Sie ihm Geborgenheit, indem Sie beruhigend mit ihm sprechen und ihn - wenn er es zulässt- sanft berühren. Zeigen Sie ihm, dass Sei seine sorgen verstehen. Versuchen Sie den Kranken abzulenken. Suchen Sie einen Arzt auf und sprechen mit ihm über diese Probleme. auch hier können die richtigen Medikamente die Lage verbessern. Versuchen Sie zu klären, was die Halluzinationen oder den Wahn ausgelöst haben nkönnte. Manchmal hilft es schon, Spiegel abzudecken, Tierfiguren oder Bilder zu entfernen und dunkle Ecken im Wohnbereich besser auszuleuchten.
Was Sie nicht tun sollten:
Versuchen Sie nicht, dem Kranken seine Überzeugung auszureden, er nimmt das wirklich so wahr, wie er es sagt. Wenden Sie keinen körperlichen Zwang gegen den Patienten an.
Schlafstörungen und nächtliches Herumlaufen
Viele Demenz-Kranke leiden unter Schlafstörungen. Manchmal kehrt sich der Schlaf-Wach-Rhythmus sogar ganz um, die Betroffenen können dann nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Nächtliches Herumirren im Dunkeln kann zu Unfällen und Verletzungen führen. Für die Angehörigen können die Schlafstörungen des Patienten zu eigenen Schlafdefizite führen und so zu einer großen nervlichen und körperlichen Belastung werden.
Was Sie tun können:
Achten sie auf ausreichende Tages-Aktivitäten des Patienten, z.B. durch Spaziergänge an der frischen Luft, körperliche Beschäftigungen oder den Besuch einer Tagesstätte. Sorgen Sie dafür, dass der Kranke sich in seinem Bett wohl fühlt. Wenn sich das nächtliche Herumlaufen nicht ganz verhindern lässt, machen Sie zumindest die Wege sicher. Bauen Sie an gefährlichen Stellen wie Treppen Sicherheitsgitter ein. Schließen Sie alle Türen ab, vor allem die Küche, denn sie ist meist der gefährlichste Ort für einen Demenz-Kranken. Klären Sie mit Ihrem Arzt, ob der Patient Medikamente erhält, die ihn tagsüber schlafen lassen und er deshalb nachts wach ist. Eventuell kann der Arzt diese Medikamente durch solche ersetzen, die den Schlaf-Wach-Rhythmus normalisieren.
Was Sie nicht tun sollten:
Demenzkranke sollten ab dem Nachmittag keine aufputschenden Getränke (Kaffee/ Schwarzen Tee) mehr trinken. Vermeiden Sie gegen Abend jede Aufregung, wie z.B. Krimis im Fernsehen oder laute Musik.
Wandern und Ruhelosigkeit
Wandern ist ein sehr typisches Phänomen bei Demenz-Kranken. Manche gehen einfach im Haus herum, andere wollen nach draußen. Meistens gibt es einen Grund für das Wandern, z. B. Langeweile, Unbequemlichkeit oder das Gefühl, an einem falschen Ort zu sein. Doch der Kranke weiß meist nicht, warum er losgeht und wohin er gehen will. Auch die Hände sind oft ständig in Bewegung und werden geknetet oder gerieben. Oft werden auch Kleidungsstücke ständig aus und wieder angezogen. Für die pflegenden Angehörigen ist es sehr anstrengend, den Patienten ständig im Auge zu behalten, damit ihm nichts zustößt, ohne ihn gleichzeitig zu sehr in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Was Sie tun können:
Wenn Sie einen Garten haben, gestalten Sie ihn möglichst so, dass sich der Kranke darin gefahrlos bewegen kann. Schaffen Sie im Haus eine gleichbleibende, vertraute Umgebung. Beschäftigen Sie den Patienten durch Spaziergänge oder einfache Tätigkeiten. Beobachten Sie den Wanderdrang, um herauszufinden was ihn auslöst. Manchmal sind Unwohlsein oder Schmerzen Gründe für das Wandern. Das sollte durch Gespräche mit dem Patienten und durch ärztlichen Rat abgeklärt werden.
Informieren Sie die Nachbarn über die Wanderneigung des Demenz-Kranken und sorgen Sie so dafür, dass man ihn erkennt und nach Hause bringen kann. Legen Sie ihm ein Armband mit Namen, Adresse und Telefonnummer an, das er immer bei sich trägt.
Was Sie nicht tun sollten:
Schimpfen Sie nicht und vermeiden Sie körperlichen Zwang. Geraten Sie nicht in Panik, wenn der Kranke das Haus unbemerkt verlassen hat. Sie können nicht 24 Stunden täglich auf ihn aufpassen. Suchen Sie in der Nachbarschaft nach ihm und informieren Sie gegebenenfalls die Polizei. Nehmen Sie in der Wohnung des Demenz-Kranken nicht zu viele Veränderungen vor, sonst könnte er sich nicht mehr zurechtfinden und glauben er wäre an einem fremden Ort. Dieses Problem tritt vor allem nach einem Umzug des Patienten auf.
Niedergeschlagenheit und Depression
"Ich bin am Ende" oder "mir ist alles egal", wenn der Demenz-Kranke solche Aussagen macht oder gar wiederholt Selbstmordgedanken äußert, sollten Sie hellhörig werden. Es könnte ein Hinweis auf eine Depression sein. Weitere Anzeichen für eine depressive Erkrankung sind Appetit- und Schlaflosigkeit sowie fehlender Antrieb.
Was Sie tun können: Der erste Weg sollte Sie zum Arzt führen. Zur Behandlung von Depressionen gibt es wirksame Arzneimittel. Es kann allerdings einige Wochen dauern, bis Sie eine Besserung erkennen. Versuchen Sie mit dem Patienten über seine Probleme zu reden, soweit das seine Sprachstörungen noch zulassen. Motivieren Sie ihn zu Tätigkeiten, die er früher gerne getan hat. Eventuell kann auch eine Musik- oder Kunsttherapie sinnvoll sein.