Minipflanzen in Gasflaschen produzieren Wasserstoff für Autos

- Grünalge liefert Biotreibstoff

(smog) Im Straßenverkehr sowie in der Luft- und Raumfahrt nutzt man bereits Wasserstoff als Energieträger. Vorteil des farb- und geruchlosen Gases: Wird die in ihm gespeicherte Energie zur Nutzung freigesetzt, entsteht kein Kohlendioxid wie beispielsweise bei der Verbrennung von Kohle oder Erdöl. Kohlendioxid ist ein Treibhausgas, das für die Klimaveränderungen auf der Erde mitverantwortlich gemacht wird.

Jedoch ganz sauber ist die Energieversorgung durch Wasserstoff bei näherem Hinsehen auch nicht. Da reiner Wasserstoff in der Natur kaum vorkommt, muss er hergestellt werden. Zurzeit werden etwa 90 Prozent des benötigten Wasserstoffs aus fossilen Brennstoffen wie beispielsweise Erdöl oder Erdgas gewonnen – und dabei werden wiederum große Mengen Kohlendioxid frei.

Doch Lösungsansätze sind in Sicht: Prof. Dr. Rüdiger Schulz-Friedrich und Dr. Thorsten Heidorn vom Botanischen Institut der Christian-Albrechts-Universität in Kiel stellten ein Verfahren vor, das die Produktion von Wasserstoff umweltfreundlich machen soll. Minialgen in einer Glasflasche werden dabei mit Licht bestrahlt. Mit Hilfe der "Lichtdusche" betreiben die Algen Photosynthese. Unter bestimmten Bedingungen produzieren die grünen Winzlinge dabei Wasserstoff, der über ein spezielles technisches Verfahren (Brennstoffzelle) elektrischen Strom erzeugt. Einziges "Abfallprodukt" ist Wasser.

Noch steckt diese Technologie in den Kinderschuhen. "Das Verfahren ist eine geniale Lösung, Energie aus Sonnenlicht zu gewinnen. Doch es gibt noch einige technische Probleme", erklärt Schulz-Friedrich. "Der Prozess ist empfindlich gegenüber Sauerstoff, der dabei ebenfalls entsteht. Da beißt sich die Katze in den Schwanz." Schulz-Friedrich und sein Team suchen daher nach Mikroalgen, die weniger anfällig sind.

Wie wichtig das Erforschen neuer, umweltfreundlicher Energiegewinnung ist, geht aus einem im Sommer 2002 vorgelegten UN-Report hervor. Danach könnte der Ausstoß von Kohlendioxid bis 2010 in Europa, Japan, den USA und anderen reicheren Industrienationen im Schnitt um 17 Prozent steigen. Damit würden die Ziele des dringend notwendigen Klimaschutzes trotz vieler Bemühungen verfehlt werden.

(Umwelt und Gesundheit (smog), Jg. 31, 1 – 2003)